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Beitrag 37 von 166 Beiträgen.
Seite erstellt am 26.4.24 um 2:10 Uhr
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der Beitrag:
Verfasser: Renate
Datum: Donnerstag, den 28. Oktober 2004, um 18:22 Uhr
Betrifft: und weiter Manipulation

> > Erst dann, wenn ich ihm unmissverständlich klargemacht habe, dass ich damit nichts zu tun haben will und deshalb absolut nicht interessiert bin. Wenn die Überzeugungsarbeit bei diesem Punkt aufhört, dann war es nur Überzeugungsarbeit

> Und hier liegt vielleicht auch die Krux begraben. Wann ist solch Kommunikation klar und eindeutig? Ich habe schon so oft gedacht ich hätte jenes oder diese sehr deutlich ausgedrückt, aber das ist oft beim anderen ganz anders angekommen. Das heißt ist der andere erst manipulative, wenn er verstanden hat der andere will nicht, übergeht dies aber bewußt?

Irgendwie kommen wir jetzt auf die falsche Spur. Mein Satz von oben war anscheinend nicht gut genug durchdacht. Also wenn ich mit Hilfe von Vorspiegelung falscher Tatsachen - wie vorgespielter Freundschaft, Hilfsbereitschaft, etc. - arbeite, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen, das ist Manipulation. Ein Beispiel dafür wäre, dass ZJ bei Leuten die Fenster putzen, mit dem Hintergedanken, dass diese Freundlichkeit den Anderen zugänglicher für ein Bibelstudium machen wird. Was mir auch heute noch immer wieder unangenehm auffällt ist, wenn plötzlich Missionare vor der Tür stehen und mich fragen ob sie mir irgendwie behillflich sein können, etwas einkaufen oder Möbel umstellen, etc. Und das obwohl sie mich gar nicht kennen. Das wäre vielleicht noch als normales freundliches Angebot zu interpretieren, wenn ich eine gebrechliche 80jährige wäre, die mit einer Gehhilfe vor ihnen steht und ihnen vorjammert, dass der Weg zum Bäcker so weit und beschwerlich ist. So aber empfinde ich das als Anbiedern um mich freundlich zu stimmen, damit ich mich auf ein Gespräch einlasse. Es wirkt befremdend und unangenehm. Sich bei Anderen anzubiedern, weil man etwas Bestimmtes erreichen will, von dem man weiß, dass man es auf normalem Weg nicht so einfach bekommen wird, das ist Manipulation. Auch dann, wenn man das in der Überzeugung tut, nur so dem Anderen etwas Gutes zu bringen, das seiner "Errettung" dient. Ich könnte da noch viele Beispiele aus dem Kreis der Mormonen nennen.

> Ja und das reicht ja auch als Ãœbereinstimmung, denn wenn beide sich vorher auf den neuen Lebensweg des Partners einigen ist das hier ja auch nicht anders.

Hier war aber die Rede davon, dass sich eben nicht beide auf den neuen Lebensweg geeinigt haben. Für mich macht es einen großen Unterschied, ob mein Partner und ich uns ein Kind gewünscht und bekommen haben und wir nun Anfangschwierigkeiten mit der neuen Situation überwinden müssen oder ob mein Partner einer Sekte beitritt, mit der ich nichts zu tun haben will, mit der ich aber von nun an täglich konfrontiert werde.

Stelle dir vor deine Frau tritt plötzlich einem Satanskult bei und will dich überreden da mitzumachen oder es zumindest zu akzeptieren. Sie erwartet von dir, dass du ihre neuen Freunde in deiner Wohnung begrüßt, zumindest einige kleine Rituale mitmachst, ihre Aktivitäten in dieser Sekte tolerierst und dass deine Kinder zu den Versammlungen mitgehen und im Sinne der Sekte erzogen werden. Könntest du dir da vorstellen, eine Einigung zu finden? Manchmal weiß man einfach im Vorfeld, dass man bestimmte Dinge niemals will, egal wie sehr auch versucht wird, das einem schmackhaft zu machen. Das Beispiel mit dem Satanskult ist jetzt vielleicht ein wenig krass und soll auch kein Vergleich mit der HLT-Kirche sein, aber es vermittelt ungefähr das Gefühl, dass jemand hat, der absolut gegen Sekten jeder Art ist und dann durch den Beitritt des Ehepartners mit einer solchen konfrontiert wird. So jemand kann sich damit nicht so einfach abfinden, ohne dass zumindest einer, wenn nicht beide darunter leiden. Eigentlich sollte es die Aufgabe der Kirche sein, dem potenziellen Miglied nahezulegen, das erst mit seiner Partnerin zu klären, bevor es sich taufen lässt - und nicht anders herum - den Einen schnell taufen und danach auch den Anderen zu ködern versuchen.

> Warum schaffen es dann doch immer wieder Paare? (nur in meiner Aktuellen Gemeinde befinden sich 8 Mitglieder deren Ehepartner nicht Mitglied ist).

Entweder hoffen sie immer noch, dass auch der Partner eines Tages dazu kommen wird, oder sie kennen die Konsequenzen für ihr Leben nach dem Tod noch nicht, oder sie nehmen das alles nicht so ernst und brauchen nur das Ambiente der Kirche, die Ämter, etc... Ein wirklich gläubiger HLT wird mit so einer Lösung nicht glücklich sein - das kann er gar nicht, weil er so nicht alle Gebote erfüllt, was für einen TBM aber untragbar ist.

> Und ich spreche auch aus Erfahrung, oder nicht?

Das kann ich nicht beurteilen und deshalb auch nichts dazu sagen.

> Und jetzt versucht Du nicht mehr Leuten den richtigen Weg zu zeigen?

Nein. Ich sage meine Meinung, wenn ich gefragt werde oder in Diskussionen, aber ich erwarte nicht, dass die jemand übernimmt. Es ist nicht meine Aufgabe anderen Leuten ihr Leben vorzuschreiben. Schließlich lasse ich mir das auch nicht von den Anderen gefallen.

> Ob die Theorie falsifizierbar ist hat nichts mit meiner Nähe oder Entfernung zur Kirche zu tun, sondern wie die Theorie formuliert ist.

Nun, dann mal Klartext zu deinen ursprünglichen Fragen:

> Können Mormonen auch ganz einfach ehrlich und nicht manipulative sein?

Individuell bezogen können sie das sicher, aber genau so sicher nicht ausschließlich.

> Oder ist die Theorie der manipulativen mormonischen Sekte gar nicht falsifizierbar?

Wenn du dich mit dem Sektenwesen im Allgemeinen und mit der mormonischen Sekte im Besonderen lange genug beschäftigst, dann wirst du erkennen, dass sie sowohl Sekte wie auch manipulativ ist, und das kann man auch belegen.

> Noch zu dem Beispiel mit der Erziehung und der Kindertaufe. Martin hat da schon einiges gesagt und dem kann ich zustimmen, es gibt die wertfreie Erziehung gar nicht, das ist eine Illusion. Manche Eltern wollen, dass ihr Kind optimistisch ist, als versuchen sie ihr Kind in diese Richtung zu "beeinflussen", ist das auch Manipulation? Manche Väter flüstern ihrem Kind ins Ohr, dass sie was nettes über Mama sagen sollen, ist das auch Manipulation?

Wenn es so abläuft, dann ist es ein Denkanstoß. Kein Kind würde etwas Nettes über Mama sagen, wenn es da nichts zu sagen gäbe, außer es wird bedroht. Natürlich kann man kein Kind wertfrei erziehen, das soll man auch gar nicht. Immerhin braucht jeder Mensch eine gesunde Basis auf der er dann später weiter aufbauen kann. Einem Kind Werte wie Ehrlichkeit, Freundlichkeit, Nächstenliebe und Toleranz beizubringen entspricht den grundsätzlichen Werten, die nun mal gebraucht werden, damit ein Miteinander funktionieren kann. Ein Kind, dass so erzogen wird, hat schon mal einen leichteren Start ins Leben und wird auch Probleme besser in den Griff bekommen. Vor allem, wenn man ihm auch das Vertrauen einer bedingungslosen Liebe seiner Eltern vermittelt. Ansonsten gilt das, was ich schon bei Martin geschrieben habe.

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