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Beitrag 79 von 166 Beiträgen.
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der Beitrag:
Verfasser: Renate
Datum: Mittwoch, den 3. November 2004, um 21:31 Uhr
Betrifft: Werte und Auslegung

Hallo Tobias,

> tut mir leid, wenn ich erst jetzt Zeit gefunden habe auf Deinen Beitrag zu antworten.

das ist schon ok, wir können doch alle nur schreiben, wenn wir Zeit dazu haben. Es gibt Wichtigeres im Leben.:-)

> Wie kann ein objektiver außenstehender Beobachter feststellen, ob z.B. Hilfsbereitschaft falsch oder echt ist? Denn nur die Anwesenheit eines weiteren Motivs, wie z.B. jemanden von seiner Überzeugung mitzuteilen, schließt ja nicht automatisch die Anwesenheit anderer Charakterzüge (Hilfsbereitschaft, ...) aus.

Da stimme ich dir zu. Es ist auch nicht einfach eine objektive Beurteilung vorzunehmen. Es kann natürlich Erfahrung helfen, wenn man z.B. weiß, wie bestimmte Organisationen geschult worden sind um ihre Ziele zu erreichen. Dann spielt es auch eine Rolle, wie Hilfsbereitschaft, Freundlichkeit, usw. in Relation zur "Normalität" stehen. Beispiel: Normal wäre es, wenn ich einem mir fremden Menschen behilflich bin, weil ich spontan bemerke, dass er diese Hilfe benötigt, oder wenn ich zu meinen Mitmenschen freundlich bin, weil das ein angenehmes Klima schafft, in dem sich alle wohlfühlen. Nicht "normal" und daher bedenklich wäre es, wenn ich (mir völlig fremden Personen, die offensichtlich gerade keinerlei Hilfe zu benötigen scheinen) Hilfsdienste anbiete um mich beliebt zu machen. So etwas würde mich misstrauisch machen. Besonders, wenn im Anschluss daran, an mich mit der Bitte herangetreten wird, mir diese Organisation näher anzusehen und sie zu testen. Ein seriöses Angebot hat es nicht nötig auf diese Art auf Kundenfang zu gehen. Sachliche Information über das Produkt genügt da völlig.

>  Ich kann mich aber auch darüber in Vorfeld mit meinem Partner einigen, dass sie nun einer religiösen Gemeinschaft beitritt und so haben wir uns beide auf diese neue Situation geeinigt und die daraus resultierenden Anfangsschwierigkeiten lassen sich dann auch ganz anders angehen!

Das ist richtig. Mir ging es aber darum, dass es nicht richtig ist, seinen Partner mit so einer Entscheidung vor vollendete Tatsachen zu stellen. Mir ging es darum, dass man dann als der betroffene Partner selbstverständlich ein Recht dazu hat, wütend zu werden und sich dann auch noch viel ohnmächtiger fühlen muss, wenn die Organisation, der sich mein Partner angeschlossen hat, ihn in seinem Entschluss unterstützt, indem sie mich bedrängt mich auch anzuschließen, und auch unsere eventuellen Kinder gegen meinen Willen beeinflusst. Seriös wäre es, wenn die Organisation das potenzielle Mitglied noch vor der Taufe, in einem Gespräch darauf hinweist, dass es seinen Entschluss erstmal mit seinem Partner besprechen sollte und die Kinder auch erst dann mit hineingezogen werden, wenn beide Elternteile damit einverstanden sind.

Um jetzt nochmals zum Ausgangspunkt (dem Beitrag von Sandra) zurückzukommen - nachdem ich ihre weiteren Beiträge gelesen habe, sieht es für mich nicht mehr so aus, als wäre sie tatsächlich von der Kirche so brutal überrumpelt worden, wie es nach ihren ersten Postings den Eindruck erweckt hat. Vielleicht hätte ich mit meiner Beurteilung abwarten sollen, bis ich mehr Infos habe. Wenn man aber über viele Jahre hinweg immer wieder die Manipulationsspielchen der Kirche miterlebt, dann ist man in dieser Hinsicht eben besonders empfindlich. Auch wenn sie in Sandras Fall nicht zutreffen sollten - es gibt sie tatsächlich. Trotzdem - man lernt ímmer dazu. Ich werde in Zukunft vorsichtiger sein.

> Mein Punkt is lediglich dass auch in dieser Situation die Partner sich vorher einigen und absprechen können und sollten, es gibt nichts was an dieser Situation so anders ist, was solch eine vorherige Absprache unmöglich, macht.

Da sind wir auch einer Meinung.

> Solch Situationen gibt es zu hauf und sind praktisch unabhängig vom Inhalt der jeweiligen Situation

Auch richtig. Nur geht es in diesem Forum eben primär um die Probleme mit der HLT-Kirche. Dass es ähnliche Situationen in allen Lebensbereichen gibt, sollte als selbstverständlich vorausgesetzt werden. Man hilft niemandem, wenn man ihm sagt, dass es ähnliche Probleme auch in anderen Lebensbereichen gibt, das weiß der Hilfesuchende selbst. Es ist vielleicht mit Folgendem zu vergleichen: Wenn ich einen Waschmaschinenschaden habe, den Mechaniker anrufe und der mir erklärt, dass ich mich nicht so haben soll, denn auch Herde, Fernseher und Autos würden ab und zu kaputt gehen - hilft mir das weiter? Ich denke nicht, denn in diesem Augenblick interessieren mich die anderen Probleme wenig, sie sind kein Trost, denn ich will, dass meine Waschmaschine wieder funktioniert.

> Haben sie Hoffnungen das ihr Partner sich ändert? Ich nehmen es an. Meine Frau hofft auch, dass ich mich noch in dem einen oder anderem Punkt ändere, der sie auch sicher noch glücklicher machen würde, aber ist sie deswegen depressiv oder psychisch labil?

Habe ich das irgendwo behauptet?

> Woher weißt Du, dass solch ein Zustand für Mormonen untragbar ist? Wie definiertst Du untragbar in diesem Kontext? Hast Du eine Studie dies bezüglich durchgeführt oder beruht dies auf deiner persönlichen Erfahrung?

Dazu braucht man nur die Kirchengebote und Regeln heranzuziehen. Ein treugläubiger HLT, also ein 100%er weiß, dass er nur dann in die höchste Herrlichkeit zu Gott kommen kann, wenn er im Tempel an seinen Partner gesiegelt worden ist, wenn er alle Gebote einhält. Wenn der Partner sich weigert der Kirche beizutreten und auch die Kinder nicht wirklich im Sinne der Kirche erzogen und auch nicht getauft werden, hat er nun mal schon schlechtere Karten. Selbstverständlich ist mir klar, dass das viele nicht so eng sehen, aber von denen spreche ich nicht. Ich spreche von denen, die 100% an die Kirche und ihre Gebote glauben und darunter leiden, weil sie sie nicht erfüllen können und sich deshalb als Außenseiter und bestraft fühlen. Ich kritisiere also hier die Organisation und nicht die einzelnen Mitglieder.

> Meine Frage war nicht welche Beweise Du für diese These hast oder nicht, sondern lediglich ob diese Theorie auch falsifizierbar ist?

Du kannst es ja gerne versuchen. Mir genügt, was ich aus praktischer Erfahurung weiß. Ich will ja keine wissenschaftliche Studie dazu schreiben.

> Das glaube ich nicht. Vieles was Kinder machen ist zunächst bloßes imitieren, dessen was sie sehen. Ein Kleinkind lächelt seine Mutter oder Vater zunächst nur an, weil es dass Lächeln der Eltern imitiert, dies passiert unabhängig davon ob die Eltern nun tatsächlich liebenswürdig sind oder nicht.

Ich hatte eigentlich von den etwas älteren Kindern gesprochen. Die würden spontan niemals etwas Nettes über jemanden sagen, den sie nicht mögen. Kinder sind weitaus ehrlicher als Erwachsene jemals sein können und sie leben ganz ihre Gefühle aus. Ich denke auch, man merkt es einem Kind sehr genau an, ob es etwas sagt oder tut, das es auch wirklich will - auch wenn es ihm eingeflüstert worden ist - oder ob es dazu gezwungen worden ist.

> Was sind denn bitte schön die essentiellen Werte und Einstellungen die gebraucht werden damit ein Miteinander funktioniert? Wer legt die fest?

Ich dachte eigentlich nicht, dass man das extra erklären muss.:-)  Aber ich weiß schon, dass du auf etwas Anderes hinaus wolltest, nämlich mir zu beweisen, dass Manipulation allgegenwärtig ist und deshalb die Manipulation der Kirche nicht ins Gewicht fällt. Dem ist aber nicht so. Was die essentiellen Werte betrifft, die werden von den Menschen selbst bestimmt. Es ist Erfahrung und das Wissen darüber, was Menschen voneinander erwarten, damit sie sich miteinander wohl fühlen. Das variiert etwas, je nach Kulturkreis, das ist klar. Aber grundsätzlich geht es um Ehrlichkeit, Freundlichkeit und gegenseitige Hilfeleistung, einfach um das Respektieren des Anderen.

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