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Seite erstellt am 28.3.24 um 18:40 Uhr
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der Beitrag:
Verfasser: Rainer
Datum: Donnerstag, den 11. November 2004, um 23:23 Uhr
Betrifft: wer schaut von oben herab?

Also einerseits gebe ich dir Recht, wenn du sagst

> Wenn ich nicht in einer Gemeinschaft leben will, die sich an diese Standards hält, dann laß ich es eben bleiben

aber der Zusammenhang, in den du diese Aussage stellst, erweckt den Eindruck, dass du selbst offenbar genau das tust, wovor du im Betreff warnst:
>Nicht auf Andere herabsehen

So einfach wie du meinst, ist die Geschichte nun doch nicht. Keiner von denen, die ich hier kennen gelernt habe, hat der Kirche den Rücken gekehrt, weil er gerne Alkohol oder Drogen konsumieren oder ein exzessives Leben führen wollte. Aber das ist natürlich für manchen gläubigen Mormonen eine willkommene Erklärung dafür, dass sich jemand von der Kirche abwenden kann. Wenn du hier lange genug mitgelesen und dabei nicht deine Augen verschlossen hast, solltest du eigentlich wissen, dass die wahren Beweggründe ganz anderer Natur sind.

Mir macht es nichts aus, wenn die Menschen, mit denen ich zusammen lebe, sich an hohe Standards halten - im Gegenteil. Aber es würde mich schon stören, wenn sie versuchten, auch mir diese Standards aufzudrängen bzw. mich als Sünder ansehen, wenn ich mich nicht daran halte.

> Dass wir missionieren, hat nichts mit Auserwähltheitswahn zu tun, wir wollen halt nur unsere Umgebung positiv beeinflussen, damit wir eben nicht ständig befürchten müssen, belogen, betrogen, bestohlen und sonst wie verletzt zu werden.

Heisst das im Umkehrschluss, dass alle Menschen, die von den Missionaren belehrt werden, im Grunde Lügner, Betrüger, Diebe oder ähnliche Verbrecher sind? Gustl, ich glaube, du lebst in einer schwarz-weissen Welt und du bist natürlich bei den Weissen.

In Wahrheit verhält es sich doch so: Mormonen versuchen nicht nur, aus schlechten Menschen gute, sondern auch "aus guten Menschen bessere zu machen". Das Missionieren hat damit zu tun, allen Menschen das Evangelium zu bringen, damit sie alle heiligen Handlungen empfangen können, die erforderlich sind, um in die höchste Herrlichkeit eingehen und einmal selbst ein Gott werden zu können. In gewisser Weise spielt da schon der Gedanke des "Auserwählt seins" mit.

Was du vielleicht noch nicht weisst, weil du diese Erfahrung evtl. noch nicht gemacht hast: Menschen als Freunde zu haben, die weder Mormonen sind, noch sonst einer Kirche angehören, ist nicht gleichbedeutend mit
>Aber wenn Ihr es lieber mit denen haltet, die es lustig finden zu lügen, betrügen, zu stehlen oder ihre Brüder und Schwestern sonstwie zu verletzen, dann sagt es gerade heraus

oder habe ich dich da jetzt falsch verstanden?

Seit ich mich vor ca. 2 Jahren aus der Umklammerung der Kirche gelöst habe (heute empfinde ich es so) und nun auch etwas Zeit für andere nützliche Dinge habe, habe ich einige neue Freunde gefunden. Insbesondere in den letzten Monaten, als meine Frau und ich eine schwere Zeit durchlebt haben, sind uns diese Freunde eine echte Stütze gewesen - insbesondere mit Taten. Es gibt einige Erlebnisse, die mich noch im Nachhinein sehr bewegen, wenn ich mich daran erinnere. Gute und schlechte Menschen gibt es überall, Gustl. Und ich glaube, das ist es, was bei Gott in erster Linie zählt und nicht irgendwelche zusätzlichen Verrichtungen oder Verordnungen.

Viele Grüße,
Rainer

PS: der Grund für meine etwas längere Forums-Abstinenz ist, dass ich mich in den letzten Monaten mit den wesentlichen Dingen des Lebens beschäftigt habe:
http://www.kleine-lena.info

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