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der Beitrag:
Verfasser: ---007---Abc
Datum: Dienstag, den 26. Oktober 2004, um 14:56 Uhr
Betrifft: Jenseits des Horizonts

Liebe Lilith,

Stress entsteht häufig, wenn man Erwartungen hat, die nicht erfüllt werden. Momentan hast Du ganz bestimmte Erwartungen an Deinen Mann und er bestimmt auch an Dich und diese sind wahrscheinlich sehr unterschiedlich. So etwas kann sich - unabhängig von religiöser Betätigung - in vielen Bereichen des Zusammenlebens neu in einer Beziehung ergeben, wobei Religion in der Regel sehr tief geht. Ich gehe davon aus, dass Eure Beziehung insgesamt intakt ist und Ihr eine ehrliche Kommunikation habt, so dass Ihr über vieles reden könnt.

Ich kenne solche Situationen zu hauf, aber es gibt auch viele Beispiele, wo es gut geklappt hat, ohne dass sich notwendigerweise der andere oder die Kinder der Kirche angeschlossen haben oder die Familie auseinandergefallen ist. Ein Schlüssel ist wie gesagt, die Kommunikationsfähigkeit und -bereitschaft. Eine Liebe für den Partner, die nicht versucht den anderen zu vereinnahmen oder für eigene Erwartungen zu missbrauchen, ist wesentlich. Um solch eine Liebe sollten sich alle Ehepartner bemühen, insbesondere die, die einen höheren Anspruch vertreten wollen, wie vielleicht Dein Mann. Insofern müsste - in der Theorie zumindest - Dein Ehemann nicht nur aus taktischen Gründen Dir gegenüber sehr rücksichtsvoll und bereit sein, die in so einer Situation besonders kritischen Themen Spenden an die Kirche (wieviel, von wessen Geld), religiöse Kindererziehung, Besuch von Mitgliedern/Missionaren, Zeitaufwand für Kirchenbesuch und Mitarbeit in der Kirche mit Dir in gemeinsamen Gespräch zu klären. Ob das gelingt, hängt nach meiner Erfahrung weniger von der Einflussnahme der Kirche und deren Lehren im jetzigen Lebensabschnittes Deines Mannes, sondern mehr vom partnerschaftlichen Rollenverhalten ab, das Eure Erziehung und die Vorbilder Eurer Eltern Euch jeweils eingeprägt haben.

Insofern mein konkreter Tipp:

Schreibe alle Deine Ängste, Befürchtungen und Erwartungen auf, die Dich bezüglich dieser neuen Situation überkommen. Bitte auch Deinen Mann, dies aus seiner Sicht zu tun. Dann solltet Ihr in einer angemessenen Umgebung und Zeitrahmen Punkt für Punkt dies miteinander austauschen, wobei jeder immer damit beginnen sollte, zu sagen was er empfindet und nicht unbedingt, was er fordert.

Wenn Ihr das ohne Streit hinbekommt, und regelmäßig wiederholt, dann werdet Ihr auch praktische Lösungen für die o. g. kritischen Fragen finden und eine harmonische Familie bleiben können, auch wenn Dein Mann ein Mitglied der Kirche ist und Du und Eure Tochter nicht. Nach meiner Einschätzung entstehen die meisten verkorksten Situationen weniger durch das, was die Kirche im Grundsatz die Menschen lehrt, sondern was durch den Egoismus, falschen Eifer, Stolz und Trägheit der Einzelnen oder auch von Gruppen daraus unter einem religiösen Deckmantel in dern Köpfen weiterentwickelt wird. Mit anderen Worten: wenn Dein Mann aufgrund seiner bisherigen Biogrgraphie die Ansätze zu einem Tyrann, Macho, etc. hatte, dann ist es nicht unwahrscheinlich, dass er Dir im Gewand eines Patriarchen von Gottes Gnaden als solcher begegnet. Wenn er aber bisher durchaus ein liebevoller Ehemann und Vater war, der ehrlich mit sich selbst und anderen sein konnte, dann kann die Kirche diese Eigenschaften durchaus fördern und wird sie nicht notwendigerweise ins Gegenteil verkehren.

Wen Du erkennst oder lernst, dass Deine Verantwortung nicht darin liegt, Deinen Mann und Deine Tochter nicht nur dafür zu lieben, dass Sie Deinen Erwartungen entsprechen, sondern um Ihrer selbst willen, und die Geduld zu haben, was sich daraus entwickelt, dann verschwindet der Beziehungsstress und es können erstaunlich positive Dinge geschehen.

Gruss

Frank

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