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Seite erstellt am 28.3.24 um 17:49 Uhr
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Verfasser: Renate
Datum: Mittwoch, den 27. Oktober 2004, um 14:23 Uhr
Betrifft: Manipulation

Hallo Tobias,

> Die "Sekte" hat sich nicht eingemischt, sondern ihr Mann hat sich einer neuen Situation ausgesetzt, die auch seine Familie betrifft, das hat aber nichts damit zu tun, dass sich die Sekte hier in das Familienleben gedrängt hat.

Das stimmt so nicht ganz. Das würde stimmen wenn es nur darum geht, dass die Ehefrau nicht mit der Tatsache klarkommen kann, dass ihr Mann einer Sekte beigetreten ist, die Sekte selbst aber das Ehepaar in Ruhe lässt. Dies ist hier nach dem Bericht von Sandra nicht der Fall. Die Sekte versucht die Ehefrau gegen ihren Willen zu beeinflussen, indem sie sie immer wieder mit den Missionaren und anderen Mitglieder und sogar dem Bischof konfrontiert. Würde die Kirche sich da heraushalten, dann wäre es so, wie du oben beschrieben hast. So sehe ich das als Manipulation, bei der die Kirche, in der Hoffnung die Ehefrau durch Druckmachen rumzukriegen, auch noch das Risiko eingeht, dass diese Ehe zerstört wird. Immerhin ist davon auch ein Kind betroffen.

> Genauso wie ich mir den Stress ersparen könnte, wenn mein kleines Baby Töchterchen nicht ständig versuchen würde sich in mein Eheleben einzumischen. Dan gäbe es nicht diese selbstgestrickten "kritischen Erziehungsthemen".

Ich verstehe nicht wie du ein Baby oder ein Arbeitsverhältnis mit einer Mitgliedschaft in einer Sekte vergleichen kannst?! Man entscheidet sich normalerweise innerhalb einer Ehe gemeinsam für ein Kind, unabhängig davon, ob man damit dann auch so einfach klarkommt oder nicht. Ähnlich verhält es sich mit der Arbeit. Selbstverständlich muss ich als Erwachsener damit rechnen meinen Lebensunterhalt zu verdienen. Aber muss ich auch damit rechnen und es gut finden, dass mein Mann plötzlich einer Sekte beitritt? Ist da meine Aufregung darüber nicht gerechtfertigt? Immerhin bedeutet das eine Lebensumstellung, die weder notwendig noch voraussehbar war.

> > Das Aufschreiben wäre ja schon mal eine gute Übung für das Tagebuchführen der Mitglieder, gelle? Empfindungen kann man leichter entwerten als Forderungen, sie sind weitaus weniger bedrohend und leichter wegzumanipulieren. Dein "konkreter Tipp" ist nichts weiter als Makulatur, um die Tatsachen zu verschleiern und die Ehefrau an ihre Pflichten zu erinnern. Schönfärberei, nichts weiter

> Warum Du so gegen diesen nun wirklich harmlosen Vorschlag bist ist mir eigentlich völlig unklar.

Vielleicht weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass solche harmlosen, liebevoll vorgebrachten Vorschläge meist der Beginn einer Manipulation sind, die man gerade deshalb nicht so leicht durchschaut. Nach dem Motto - erst den Betroffenen ruhig stellen, sein Vertrauen gewinnen indem man vorgibt das Beste für ihn zu wollen, ihn ernst zu nehmen und ihn zu verstehen - und auf diesem Weg dann durch sanften Druck sein Denken zu manipulieren. Ich will das jetzt nicht Frank unterstellen, aber ich kenne die Vorgehensweise von Sektenmitgliedern, deshalb sind meine Worte auch sehr selten nur auf die Person bezogen, auf deren Beitrag ich reagiere. Ich meine das fast immer allgemein auf das jeweilige Thema bezogen.

> Aber Du hast recht man sollte auch hier nicht weiter sinnlose Energie und Zeit verschwenden. Gleiches gilt für alle neuen Situationen die jegliche Konfliktpotentiale in sich haben, Baby, Umzüge, Hochzeiten, Lottogewinne, ...

Das ganze Leben hat genügend Konfliktpotenziale in sich, aber darum geht es hier nicht. Mir ist natürlich auch klar, dass Menschen auch auf die verschiedensten Weisen unter Druck gesetzt und manipuliert werden, auch außerhalb von Sekten, aber auch darum geht es hier nicht.

> Sorry, aber wenn ich etwas nicht ausstehen kann, dann ist es diese Schleimerei von Sektenmitgliedern, die immer wieder versuchen unter Vorenthaltung der Tatsachen Außenstehende zu manipulieren und zu vereinnahmen

> Wow, Renate, dass sind klare Worte, aber können wir nicht wenigsten etwas zivilisierte anderer Meinung sein? Vielleicht könntest Du auch noch mal Deine Kriterien darlegen wann man von Manipulation sprechen kann, da  Du dies überall zu finden scheinst.

Ich will´s versuchen. Nehmen wir als Beispiel ein Ehepaar, das Missionare kennenlernt, sich bekehren und aus Ãœberzeugung taufen lässt. Sie fühlen sich in der Kirche wohl und haben somit etwas gefunden, das ihr Leben bereichert. Okay, dann haben sie das auch gebraucht und sollen ihre Mitgliedschaft genießen. Wenn jetzt aber ein Kind geboren wird, das in diese Religion hineingezwungen wird, nenne ich das schon Manipulation. Das richtige Verhalten wäre, dieses Kind frei zu erziehen, ihm keine wie immer gearteten Kirchenaktivitäten  aufzuzwingen, sondern ihm zu sagen - Mama und Papa sind zwar bei dieser Kirche, aber du musst das nicht unbedingt auch sein, entscheide das erst wenn du erwachsen bist und dich genügend auch außerhalb der Kirche informiert hast. Es ist Manipulation, wenn Kinder schon im Vorschulalter den Wunsch getauft zu werden suggeriert bekommen, als wenn sie das mit acht Jahren tatsächlich objektiv selbst entscheiden könnten. Es ist ebenfalls Manipulation, wenn man jungen Männern subtil suggeriert, dass sie nicht vollwertig sind, wenn sie keine Mission antreten wollen, oder genau so subtil - denn offen geschieht das selten - Mitglieder zwingt ihre diversen Berufungen anzunehmen, auch wenn sie damit total überfordert sind und daher kaum noch Zeit für die - meiner Meinung nach - wirklich wichtigen Dinge im Leben, wie Familie und Beruf, aufbringen können.

Selbstverständlich ist es auch die Schuld des jeweiligen Ehepartners, wenn er sich gegen den Willen seines Partners zu einer Taufe in eine vereinnahmenden Sekte entschließt. Da müsste noch vor der Taufe ein gemeinsam erarbeitetes Konzept für den weiteren gemeinsamen Lebensweg gefunden werden. Aber wir wissen auch, dass einem die Kirche kaum Zeit für solche Problemlösung lässt, sie drängt zur Taufe, und das sehr wohl mit dem Wissen und der Hoffnung, dass wenn sie erstmal einen vereinnahmt hat, der andere schon folgen oder zumindest stillhalten wird. Auf jeden Fall sitzt im Falle des passiven Verhaltens des Partners, der Getaufte durch die Unterstützung der Kirche am längeren Ast, vor allem was die Kinder betrifft. Auch das beginnt ganz "harmlos". Ist doch süß, was die lieben Kleinen für nette Dinge in der Kirche lernen und spielen. Und alle sind doch so freundlich, da gibt es doch nichts Negatives. Außer, dass sie spielend zu echten HLTs gemacht werden um sich dann mit acht Jahren (oder etwas später) "völlig freiwillig" für die Kirche zu entscheiden. Klar, für einige wird es vielleicht die richtige Entscheidung sein, viele werden nie darüber nachdenken, wie ein anderes Leben aussehen könnte, weil sie kein anderes kennen, oder dagegen voreingenommen sind. Aber viele werden auch bewusst oder unbewusst leiden und das Ausmaß dessen erst als Erwachsene erkennen und erleben.

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