Das Exmo-Diskussionsforum

Beitrag 89 von 166 Beiträgen.
Seite erstellt am 25.4.24 um 18:59 Uhr
zur Nachrichtenliste
der Beitrag:
Verfasser: ---007---Abc
Datum: Dienstag, den 9. November 2004, um 14:58 Uhr
Betrifft: Der Klügere gibt nach ?

Liebe Renate,

> Hier platzen leider immer wieder HLTs herein, die zwar ihre Glaubensverteidigung mehr oder weniger aggressiv vorbringen, sich aber jeder weiteren Diskussion darüber verschließen, indem sie einfach wieder verschwinden oder stetig ihre Sicht wiederholen, ohne auf ein einziges Gegenargument einzugehen. Das nervt mit der Zeit. Mal ganz zu schweigen von den HLTs, die sich hier wie Gustl äußern.

Das ist mir auch aufgefallen und auch in Zeiten mit weniger kritischer Distanz meinerseits war es mir (aus Sicht eines Kirchenmitglieds) immer peinlich mit solchen geistigen Tieffliegern mitassoziert zu werden, so dass ich die Reaktionen natürlich verstehen kann. Aber gerade da sollte sich eben das ("höhere") Niveau der aufgeklärten Geister abheben, denn letztlich hat man selbst und eine gutgemeinte Sache immer dann etwas verloren, wenn man sich auf solche Niveaus einlässt. Natürlich ist das auch eine emotionale Kiste. Wer hat seine Gefühle schon sofort im Griff, wenn sich eine langjährige Freundin für die man viel investiert hat, als Betrügerin entpuppt.

Eins meiner Anliegen bezüglich meiner jüngsten Beiträge war - und vielleicht mag das nicht für alle funktionieren - den Blick dafür zu öffnen, die eigene kirchliche Vergangenheit und den Anteil der Kirche daran nicht notwendigerweise als "Ausfallzeit" zu werten, sondern ggf. zu erkennen, dass es auch positive Effekte (etablierte gute Gewohnheiten, Kenntnisse, Fähigkeiten, Charakterschulung, gute Freundschaften) gibt, die auch jenseits eines Kirchenlebens sich als brauchbar oder tragfähig erwiesen haben oder noch erweisen. Dies mit den jeweiligen selbst erfahrenen negativen Folgen (unsinnige Gehorsamsopfer, Scheuklappenmentalität, unsensibles Elitärdenken etc.) abzuwägen, hängt sicherlich für jeden einzelnen  insbesondere von seinen persönlichen Umständen ab. Da ist die Situation bei den von Geburt an in der Kirche von Eltern entsprechend konditionierten Kindern anders als die von Spätkonvertierten, wie in meinem Fall. Für letztere ist es in jedem Fall ratsam, auch für sich selbst herauszufinden, was der "selbstverschuldete" Anteil war, der in der eigenen Persönlichkeitsstruktur und Biografie liegt, und einen hat die Entscheidungen für und in der Kirche hat treffen lassen. Eine saubere Analyse dabei kann einem nämlich helfen, in der Beurteilung von spirituellen Dingen erfahrener (und offener) zu werden. Eine pauschale Verdammung und Schuldzuweisung für alle Negativfolgen an die Kirche kann in diesem Zusammenhang eben auch blind für einige Wahrheiten über einen selbst oder andere erlangte wertvolle Dinge machen.

Aber ich will auch nicht ausschließen, dass ich das alles nicht auch mal noch radikaler sehen könnte, denn was ich an Erlebnissen auf englischen Internetseiten über unsensible, menschenverachtende Aussagen und Maßnahmen von Kirchenführern gegenüber sich mit der Kritik an der Kirche beschäftigenden Mitgliedern gelesen habe, würde mir im Fall eines persönlichen Erlebens schon die Galle hochkommen lassen. Mein bisheriger Erfahrungshorizont, mit dem ich in meinem Erlebnisbereich auch schon weit hinter die Kulissen blicken konnte, hat solche Abgründe mir direkt noch nicht offenbart. Letztlich bin ich mit meinen mir angeeigneten Informationen in gewisser Hinsicht für die Kirche schon ein Pulverfass, von dem Bischof und Pfahlpräsident (wer damit sonst noch kann man nur spekulieren) dies auch wissen und natürlich darauf auch noch anders als bisher (zur Kenntnis nehmen und verdrängen, aber nicht etwa mit mir arbeiten ggf. helfen, was sie eigentlich nicht können, denn dann müssten sie sich ja mit dem beschäftigen, was ich gelesen habe) reagieren können. Ich verhalte mich aus eigener Entscheidung ruhig und zurückhaltend (auch weil ich keine Trennungswünsche verspüre) und würde meine Informationen mit anderen Mtgliedern erst teilen, wenn ich feststelle, dass die das wirklich wollen, und nachdem ich sie über die "Nebenwirkungen" für ihren Glauben gewarnt habe. Ich bringe es einfach nicht fertig, andere Glaubenshäuser dort einreißen, wo ich keine psychische Not erkenne. Wenn Menschen mit Placebos  glücklich sind, ja vielleicht sogar mehr als ohne, dann bin ich da vorsichtig. Vielleicht ist das objektiv gesehen sogar falsch und sie müssten mit diesem Schmerz konfrontiert werden, um die Gelegenheit zu haben, sich"befreien" zu können. Nur ist mir ein Missionseifer, den Menschen ohne ihre Nachfrage eine Errettungsbotschaft überhelfen zu wollen, wie er auch in der Kirche zu sehen ist, abhanden gekommen. Auf ernsthafte Fragen antworten: ja; die Antworten liefern für Fragen, die noch nicht ernsthaft gestellt sind: nein.

Ich vermute, dass Du darüber ggf. anders denkst (was ich nicht ironisch meine).

Gruss

Frank

zur Nachrichtenliste
auf diesen Beitrag antworten:

nicht möglich, da das maximale Themenalter erreicht wurde.

zur Nachrichtenliste
das Themengebiet: zur Nachrichtenliste
die neuesten Beiträge in diesem Themengebiet: zur Nachrichtenliste
die neuesten Beiträge außerhalb dieses Themengebietes: zur Nachrichtenliste
zurück
www.mormonentum.de