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der Beitrag:
Verfasser: Nyu
Datum: Samstag, den 13. November 2004, um 1:50 Uhr
Betrifft: na ja, ich finde schon, dass Du es Dir bei Deinem vorangegangen Beitrag

ein wenig einfach gemacht hast.
Um den Meinen richtig zu verstehen, musst Du Diesen von der Bedeutung her genau umgekehrt lesen. Also Sarkasmus. Auch keine Verarschung, sondern eher eine Herausforderung.

Tatsächlich war das Thema Alkoholkonsum für mich - zunächst rein theologisch - ein sehr ernstes Kriterium. Die Logik war hier recht einfach herzuleiten:
Strikte Speisevorschriften sind nicht biblisch und entsprechen nicht der Botschaft Jesu Christi (sie ermutigt aber Enthaltsamkeit für eine bestimmte begrenzte Zeit). Da die Kirche aber behauptet, die Wiederherstellung der Urkirche Christi zu sein, allerdings strenge Speisevorschriften durchsetzt, steht sie mit sich selbst im Widerspruch. Wenn Sie also hierin mit der Urkirche nicht übereinstimmt, dann liegt es nahe, dass noch weitere Gesetze (neben dem "Wort der Weisheit") ähnlich unbiblisch oder vor allem auch un-christlich sind.

Ich ging dann mal in mich und entdeckte, dass tatsächlich viele Glaubensgrundsätze ähnlich verwirrt oder vermenschlicht sind (daher auch mein neulich hier eingebrachtes Zitat aus dem Evangelium der Maria von Magdala über die Schaffung falscher Zusätze zur frohen Botschaft Christi).
Tatsächlich ist die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage eine recht alt-testamentliche - weil vergesetzlichte - Kirche. Sprich, wenn Schwester Soundso am berühmten ersten Sonntag im Monat stockend und unter Tränen Zeugnis darüber ablegt, dass das Evangelium wahr sei, aber panische Angst davor hat, dass in dem Geburtstagskuchen ihrer Schwägerin Alkohol enthalten sein könnte, so hat das nichts mit dem Evangelium zu tun.
Und genau so etwas wurde durch Christus ersetzt. Diese Vergesetzlichung entfällt in Christus.
Aber nicht die Verantwortung. Die hat sich durch Christus eher weiter verstärkt - weil Liebe zu Gott und den Menschen nunmal nicht ohne Verantwortung echt sein kann.
Wie oft habe ich schon gehört, dass die Kirche deshalb so viele ("so klare") Regeln und Gesetze habe, weil ansonsten die Mitglieder sich zu viele Rechte herausnehmen und die Kirche in ein Chaos verfallen würde.
Ich sage hierzu, dass die Führerschaft der Kirche seit Brigham Young Angst vor der Freiheit des Einzelnen und seiner Entscheidungsfreiheit hat. Daher bleibt der Mensch heute (top-down) kontrolliert wie Israel zu Zeiten des Exodus. Und das wird auch noch gutgeheissen und begründet.

So in etwa war meine Logik. Und so leite ich sie auch heute noch her.

Aber deshalb schütte ich das Kind nicht mit dem Bade aus. Jeder Glaubensgrundsatz und jede Glaubenspraktik verdient ihre gesonderte Betrachtung und Analyse.
Aber nach meinem Erkenntnisstand ist die HLT-Kirche in sehr vielen Ihrer Praktiken und in ihrer Kultur vermenschlicht.
Das wird zwar auch ein orthodoxer Mormone einräumen, sich aber hier eine Konkretisierung verbitten und auch sehr defensiv reagieren.

Also bleibt faktisch kein Raum für eine kritische Analyse, um den Diamanten, der von so viel Lehm umgeben ist, mal freizusetzen.

Also: ich jedenfalls kann von mir behaupten, dass ich mich nicht einfach deshalb von der Kirche emanzipiert habe, weil ich frei sündigen wollte, sondern weil die Mormonenkirche schlichtweg nicht richtig tickt, obwohl es, meiner Erkenntnis nach, diesen sprichwörtlichen reinen Diamanten gibt.

Henning

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