Das Exmo-Diskussionsforum

Beitrag 51 von 166 Beiträgen.
Seite erstellt am 26.4.24 um 11:02 Uhr
zur Nachrichtenliste
der Beitrag:
Verfasser: ---007---Abc
Datum: Montag, den 1. November 2004, um 11:46 Uhr
Betrifft: Nachtrag eines Blinden

Lieber Lennard,

aus vielen Beiträgen im Forum und letztlich auch aus Deinem stelle ich immer wieder fest, dass es einigen, die sich aufgrund Ihrer Erkenntnis, dass der Anspruch der Kirche mit deren Realität und Geschichte nicht übereinstimmt, abgewendet haben nicht immer gelingt eine aufgeklärte Haltung zu bewahren, sondern eine verengte Wahrnehmung mit umgekehrten Vorzeichen einnehmen.

Allein Deine Mutmassungen über meine Position und Einstellung zeigen mir, dass die Du meinst, etwas objektiv zu erfassen, was Du nur sehr bedingt objektiv erfassen kannst:

("Du verschließt die Augen, willst nicht wahrhaben, dass es so ist, weil es bedeuten würde, dass das Leben einen anderen Sinn hat, als der, den die Kirche Dir vermittelt. Du bist so fixiert auf das, was die Kirche Dir vorkaut. Du schaltest Deinen Verstand aus, da Du von der Kirche dahingehend manipuliert worden bist, das jegliche Kritik an der Kirche von einer Person, namens Satan, kommt").

Wenn Du meine Biographie, meine jetzige Situation (kritische Distanz zur Kirche allerdings ohne Trennung) und meine Erkenntnisse hierzu genauer kennen würdest, müsstest Du zugeben, dass Deine Urteil über mich völlig unsubstantiiert, undifferenziert und im Kern verfehlt ist. (Mein Arbeitskollege gegenüber, der ein erklärter Atheist ist, mich lange Zeit und alle meine persönlichen Motivationen und Einstellungen kennt und dem ich den Deine Kurzbeschreibung meiner Geisteshaltung vorgelesen habe, hat nur mit dem Kopf geschüttelt).

In meiner politischen (linksradikalen) Phase hatte ich viel mit "Antifaschisten" zu tun, die in dem Kampf gegen Nationalsozialismus und Neonazis, der an sich politisch nicht zu verwerfen ist, sich in Ihrem Kampf soweit von den dem Nationalsozialismus konträr gegenüberstehenden Zielen, für die sie ursprünglich eintraten, entfernt haben, dass Sie wiederum das Gegenteil und somit Ihr zu bekämpfendes Ziel als eigene Position erreicht haben. Ein bißchen kommen mir manche "Antimormonen" so vor. Fast möchte man darin eine Bestätigung für die mormonische These vom "Spirit of Apostatsy" erkennen, aber ich denke, dass der Grund bzw. der Antrieb für Fanatismus wohl eher in persönlichen Biographien und Caraktereigenschaften liegt, als in der Idee die sichtbar darüber angesiedelt ist. Ich denke, es gibt bestimmt genauso bissige, sich selbst als Maß der Dinge sehende Tierschützer und Vegetarierer.

Insofern ist es bedauerlich, dass die führenden Köpfe dieses Forums und somit auch das Forum letztlich inhaltlich nicht weiter kommen werden, solange sie meinen, schon abschließend die objektiv richtige Beurteilungstheorie für alle geistigen Angelegenheiten gefunden haben, nur weil sie die faulen Stellen (nenn’ es auch Verlogenheit oder Betrug) in/an einer sich selbst als makellos darstellenden Religionsgemeinschaft gefunden zu haben. Damit jedoch meinen zu können, dass sich daraus bezüglich aller Mitglieder, d. h. auch für den einzelnen, für deren Denken, Fühlen und Wünschen  Beurteilungsregeln ableiten lassen, mit denen man diese und ihr Verhalten objektiv beurteilen kann, zeugt von Ãœberheblichkeit, Mangel an Lebenserfahrung und Menschenkenntnis und letztlich auch Objektivität und Wissenschaftlichkeit. Im Grunde wird nur der Versuch unternommen, einzelne Fakten oder Äußerungen passend für die schon gewonnene Theorie zu machen. Tun das nicht auch die angeblich so fremdmanipulierten Mormonen. Nur weil jemand sich selbst manipuliert und meint nicht fremdmanipuliert zu sein, muss er noch nicht einen klareren Blick haben.

Dein Beitrag und auch viele andere liefern mir (und ich wage mal zu behaupten auch anderen um Aufklärung bemühten Geistern) immer wieder den Beweis, das dies bei einigen im Forum der Fall ist.

Ich anerkenne und bedauere das Verletztsein, die Enttäuschung und auch den Hass, den jemand empfindet, wenn er aus einer langen mitunter durch das Elternhaus mitverschuldeten Unmündigkeit erwacht und die Kirche in einem anderem Licht sieht. Nur muss dieses Licht, mag es auch heller leuchten als zuvor, auch nicht ungetrübt sein. Diese selbstkritische Distanz bezüglich der eigenen Wahrnehmungen scheinen einige Antimormonen dann genauso vermissen zu lassen, wie die Mormonen selbst.

Das ist zumindest mein subjektiver Eindruck !

Gruss

Frank

zur Nachrichtenliste
auf diesen Beitrag antworten:

nicht möglich, da das maximale Themenalter erreicht wurde.

zur Nachrichtenliste
das Themengebiet: zur Nachrichtenliste
die neuesten Beiträge in diesem Themengebiet: zur Nachrichtenliste
die neuesten Beiträge außerhalb dieses Themengebietes: zur Nachrichtenliste
zurück
www.mormonentum.de