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Seite erstellt am 28.3.24 um 15:03 Uhr
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der Beitrag:
Verfasser: Renate
Datum: Mittwoch, den 27. Oktober 2004, um 18:17 Uhr
Betrifft: es ist nicht so einfach

Hallo Tobias,

> Die Logik hier ist dann, wenn jemand versucht, mich von etwas zu überzeugen was ich nicht möchte, ist das eine Form der Manipulation?

Erst dann, wenn ich ihm unmissverständlich klargemacht habe, dass ich damit nichts zu tun haben will und deshalb absolut nicht interessiert bin. Wenn die Überzeugungsarbeit bei diesem Punkt aufhört, dann war es nur Überzeugungsarbeit. Wenn man mir dann aber auf Umwegen Schuldgefühle, Intoleranz, etc., zu suggerieren versucht, dann beginnt die Manipulation. Und solche Methoden werden von Sektenmitgliedern, wenn auch selten wissentlich, angewandt. Mir ist schon klar, dass wirklich gläubige Mormonen nur das Beste wollen, nämlich andere zu retten und ihnen das gleiche "Glück" zukommen zu lassen, das sie selbst gefunden zu haben meinen. Das ist übrigens auch eine Vorgehensweise, die sich durch alle Sekten zieht und somit ein Sektenmerkmal. Dass dir das nicht gefällt, ist mir natürlich auch klar.;-)

> Die Frage ist aber nicht nur in wie weit die Kirche mit einem Dritten in Kontakt kommt, sondern auch in wie weit sich der nicht direkt betroffene Partner gegenüber der Kirche verhält. Geht er mit zu Kirche? Ist sie anwesend, wenn Mitglieder/Missionare kommen, oder zumindest im selben Raum, oder nicht?

Das Problem dabei ist, dass diese nicht direkt betroffenen Partner - was ich übrigens für eine falsche Bezeichnung halte, da sie sehr wohl sehr direkt davon betroffen sind - um des lieben Friedens Willen, oder um ihre Toleranz zu beweisen, oft Dinge mitmachen, die sie normalerweise ablehnen würden. Wie eben Missionare/Mitglieder zu begrüßen und anwesend zu sein, und mit zur Kirche zu gehen.

> > Ich verstehe nicht wie du ein Baby oder ein Arbeitsverhältnis mit einer Mitgliedschaft in einer Sekte vergleichen kannst?!

> Alles sind belastende Veränderungen für eine Partnerschaft.

Das ist aber auch schon die einzige Übereinstimmung dabei. Und wenn ein Kind erwünscht ist, dann fällt diese Belastung sehr gering aus, weil sich beide Partner der Veränderungen bewusst waren und sich über das Kind freuen. Wenn die Situation dann anfangs etwas gewöhnungsbedürftig ist und man sie erst in den Griff bekommen muss, ist das eher eine Herausforderung und keine Belastung.

> Dem stimme ich gerne zu, und nicht anders sollte es auch sein wenn einer der Partner sich dazu entschließt ein Zeit und kostenaufwendiges Hobby/Interesse usw. zu beginnen. Und ein Beitritt in eine hoch engagierte Kirche schließt doch diesen Prozess nicht per Definition aus, oder?

Zu einem zeit- und kostenaufwändigen Hobby werde ich mich erst nach Absprache mit meinem Partner entschließen, wenn mir die Beziehung wichtig ist. Dabei geht es auch nur um die Zeit und die Kosten, nicht aber darum, dass ich meinen Partner zwinge mitzumachen. Kein Hobby der Welt verlangt, dass der Partner sich ihm anschließt, damit man als vollwertig im Kreis der Gleichgesinnten gilt. Du weißt doch ganz genau, dass ein wirklich gläubiger Mormone eine Partnerin braucht, an die er sich siegeln lassen kann, sonst werden ihm einige Segnungen vorenthalten. Und er sollte auch seine Kinder im Sinne der Kirche erziehen und sie zu Mormonen machen. Ist das mit einem Hobby zu vergleichen?

> Muß ich damit rechnen, dass meine Partnerin plötzlich sich einer naturalistischen Weltanschauung verpflichtet? Ist meine Aufregung darüber nicht gerechtfertigt? Immerhin bedeutet das eine Lebensumstellung, die weder notwendig noch voraussehbar war.

Inwiefern? Es ist ihre Entscheidung solange sie dich nicht zwingt da mitzumachen. In diesem Fall hast du natürlich das Recht zu protestieren, und wenn ihr etwas an eurer Beziehung liegt, wird sie das bleiben lassen. Dann wirst du, außer bei Diskussionen, nicht mal bemerken, dass sie diese Weltanschaung vertritt.

> Generell gibt es doch keine Garantien in einer Partnerschaft. Ich habe meiner Frau nicht versprochen immer der selbe zu bleiben (zu ihrem Glück;-)).

Das sehe ich genau so. Ein Mensch, der sich nicht verändert, widerspricht der Evolution.;-) Wir alle sind einem stetigen Lernprozess unterworfen und der verändert natürlich unsere Sichtweise und dadurch uns selbst.

> Ich will damit auch nicht leugnen, dass man sich über eine Änderung nicht auch ärgern darf usw. Ich muß es nicht gut finden und auch muß ich nicht damit rechnen, und mein Partner muß dies dann auch so hinnehmen, und darf mir nicht vorschreiben wie ich mich nun darüber zu fühlen habe. Aber wenn die Partnerschaft bestehen bleiben soll müssen beide einen Weg finden den anderen zu akzeptieren.

Das ist richtig. Nur, wie sieht es aus, wenn einem als Partner eines Sektenmitglieds keine andere Option bleibt, als sich zu fügen und mitzumachen, wenn man den Partner nicht verlieren will? Das nur, weil die Sekte ihren Mitgliedern einredet, dass sie nur als "ganzes" Mitglied mit allen möglichen Segnungen rechnen können, wenn sie alle Gebote erfüllen. Also im Fall der HLTs ist das u. a. eine Tempelehe, Aktivität und getaufte Kinder. Wie lange wird sich das Mitglied damit zufrieden geben, dass es nur ein "halbes" Mitglied ist, ohne eine angesiegelte Ehefrau? Wie sehen die Konsequenzen aus? Scheidung? Druckausüben bis der Partner nachgibt?

> Das klingt so ein bisschen für mich nach : Und selbst wenn Mormonen mal nicht offensichtlich manipulative sind, dann sind sie es halt indirekt, unterschwellig. Mormonen manipulieren auch wenn sie nicht manipulieren!?

Das würde ich so sagen. Und zwar, weil ich aus Erfahrung spreche. Was HLTs immer wieder vergessen ist, dass Ex-Mormonen, die sich in Aufklärungsarbeit engagieren, meist selbst sehr treugläubige HLTs waren. Diejenigen, die sich aus der Kirche entfernen, weil sie ihnen nichts mehr gibt, waren niemals echte Mitglieder und die werden sich auch niemals verpflichtet fühlen andere vor Sekten zu warnen. Ich bin früher genau so manipulativ vorgegangen, natürlich in dem vollen Glauben das Richtige zu tun, andere zu retten, ihnen den "richtigen" Weg zu zeigen. 

> Können Mormonen auch ganz einfach ehrlich und nicht manipulative sein? Ist das theoretisch möglich? Oder ist die Theorie der manipulativen mormonischen Sekte gar nicht falsifizierbar?

Wenn du den Abstand zur Kirche hättest, wie ich ihn habe, dann würdest du das nicht fragen. Gerade strenggläubige Mormonen sind nach ihrem Empfinden sehr ehrlich, sie sind sich nicht bewusst, wie sehr sie manipulieren, weil sie selbst manipuliert sind, auch wenn sie das nicht durchschauen. Ich hab´s auch nicht durchschaut und das ärgert mich noch heute.

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