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Seite erstellt am 28.3.24 um 10:55 Uhr
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der Beitrag:
Verfasser: SvenB
Datum: Donnerstag, den 28. Oktober 2004, um 9:16 Uhr
Betrifft: Weil wir weiter in Mikrokosmen leben

...auch nach dem Ausstieg. Du hast deine Erfahrungen beispielsweise mit deinen Verwandten - ich in den Gemeinden des Pfahles Frankfurt, wo alles etwas moderner und liberaler zugeht. Nach dem Ausstieg geht es in den nächsten Kosmos, keiner hat doch wirklich eine objektive Brille auf.

Jetzt habe ich einen komplett neuen Freundeskreis und das ist wieder ein Kosmos indem jeder versucht glücklich zu sein, jeder durch seine Eltern und Umfeld geprägt ist und mindestens 2/3 der Leute eigentlich nicht zufrieden ist (auch ganz ohne Sektenzugehörigkeit). der Wunsch Glücklich zu sein ist eine Zwanghaftigkeit unserer Generation.

Was ich mit der Mail ausdrücken wollte, ist dass man sich jeden dieser Fälle ganz genau anschauen muss. Wir Exies haben eine Wahrheit oder Unwahrheit erkannt, wir wissen ungefähr wie totalitäre Systeme funktionieren und kennen auch die subtilen Manipulationen. Allerdings ist das nur ein Teil der Medallie.

Ein kleines Beispiel: Es gibt Studien die besagen, dass Menschen die geschieden sind oder alleine leben früher sterben. Es gibt weitere Stuien, die diese Studie aufgreifen, allerdings die Sozialisation berücksichtigen, witzigerweise wird dann die Studie widerlegt, weil der Schluss auf wohlhabende alleinstehende Menschen nicht zutrifft.

Was hat das mit dem Thema zu tun?
Ja, ich kenne auch die sogenannten "Teilmitgliederfamilien" (schrecklicher Begriff, danke dass Du mich daran nochmal erinnert hast, hört sich fast an, wie Mischehe!). Ich muss aber sagen, dass die Probleme dieser Familien oft sehr komplex waren, viele hatten auch soziale und intellektuelle Probleme. Die HLT ist ja auch ein Auffangbecken für Leute ist, die sich auch durch die Mitgliedschaft neue Freunde und Wohlstand erhoffen. Allerdings kann ich mich auch an Beispiele erinnern, bei denen Familien geholfen wurde, ein vernünftiges Leben zu führen, weil Eltern z. B. an ihre Verantwortung ihren Kindern gegenüber erinnert wurden. Diese effektiven  Verbesserungen des Lebens finden sich in den meisten etablierten Sekten, was sie sicher natürlich besser macht. Allerdings können solche Gruppen nur Zulauf bekommen, weil die Gesellschaft versagt.

Zu meiner (fiktiven) Tochter: Nehmen wir mal an, meine Ex-Frau will wieder zu den Mormonen zurück. Mein Sohn (den ich wirklich habe) lebt hauptsächlich bei ihr. Was soll ich tun? Ich halte die Mormonen für nicht so gefährlich, dass ich den Besuch der Versammlungen verbieten würde. Ich habe bei den Mormonen Dinge gelernt, die mir heute im Beruf noch helfen. Was mir gefehlt hat, ist die Erkenntnis der Relativität, sprich einen intellektuellen und emotionalen Gegenpol. Sicherlich würde ich den Kontakt zu meinem Sohn, was das Thema Glauben betrifft, intensivieren. Ich würde aber sicher keinen Keil zwischen ihn und seine Mutter schlagen. Kinder brauchen stabile Verhältnisse und ich kann dem Kind mehr schaden, indem ich es gewaltsam von einem Elternteil trenne, als wenn ich versuche mit den Gegebenheiten umzugehen. Beim Beitritt einer radikaleren Sekte würde ich natürlich weitergehende Schritte einleiten.

Aber wie gesagt, jeder Fall ist anders. Deshalb konnte ich deinen Ratschlag nur als Satire bewerten.

Gruß,
Sven.

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