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Verfasser: Renate
Datum: Montag, den 8. November 2004, um 19:51 Uhr
Betrifft: Manipulierende Kirche

Hallo Tobias,

dass die Verantwortung wichtige Entscheidungen mit dem Partner zu besprechen zuerst bei den Partnern selbst liegt, nicht bei den Organisationen, darin stimme ich dir zu und das setze ich auch als selbstverständlich voraus, weshalb ich es auch nicht extra erwähnt habe. Mir ging es darum, dass es einer seriösen Organisation daran gelegen sein sollte, nicht zusätzlich einen Keil in eine etwas problematische Partnerschaft zu treiben, indem sie auf eben diese offensichtliche Problematik nicht nur keine Rücksicht nimmt, sondern sie sogar noch zu ihren Zwecken ausnützt. Es ist kein Geheimnis und auch keine Ausnahme, dass immer wieder viel zu schnell zur Taufe gedrängt wird, auch dann, wenn die restliche Familie nicht mit einer Mitgliedschaft einverstanden ist.

> Würde solch ein Verhalten auch von der Kirchenführung begrüßt und gefördert werden?

Ich denke, die Kirche kann es sich nicht leisten das offen zu unterstützen und zu befürworten. Doch subtil tut sie es. Es sind die "kleinen" Mitglieder, die in diese Richtung manipuliert werden, es sind die Missionare, die unter Druck gesetzt werden, die nötigen Taufzahlen zu bringen. Durch diesen subtilen Druck kann die Kirche sich dann leicht damit herausreden, dass es nur einzelne Übereifrige seien und sie selbst dieses nicht fördern würde. Würde sie es nicht begrüßen, dann könnte sie ja ganz offiziell dazu Stellung beziehen und zwar nicht nur in ihrer PR-Arbeit um sich ein gutes Image aufzubauen, sondern eindeutig in den Ansprachen der GAs an die Mitglieder und vor allem in neuen Richtlinien. Deshalb eine eindeutige Antwort: Ja, die Kirche fördert solche Vorgehensweisen durch ihr Verhalten, ihre Lehre, ihre Gebote und ihren Absolutheitsanspruch.

> Mein Eindruck war, dass Du, für die Probleme hauptsächlich die Kirche verantwortlich gemacht hast. Während ich lediglich versucht habe zu zeigen, dass selbst wenn die Kirche eine gewaltige Veränderung des gemeinsamen Alltags mit sich bringt, die Ursache des Problems, nicht darin liegt, dass man besser solch Änderungen fern bleibt. Daher meine Beispiele, dass solch massive, belastende Änderungen durch verschiedenste Situationen zustande kommen, bei denen wir auch nicht raten würden der Situation einfach aus dem Weg zu gehen. Aber so wie es scheint habe ich Dich da misverstanden.

Da gab es wohl ein beiderseitiges Missverständnis. Es war von meiner Seite allgemein gemeint (wie fast immer) und das basiert auf vielfältigen Erfahrungen mit Sekten und ihren Mitgliedern. Deiner Sichtweise stimme ich aber zu. Man löst keine Probleme indem man sie negiert. Um zum Thema Taufe zurückzukommen - wäre ich Bischof, würde ich dem Taufwilligen in so einem Fall raten, erstmal seine Eheprobleme in den Griff zu bekommen, bevor er sich taufen lässt. Weil eine Taufe gegen den Willen des Ehepartners sicher nicht zur Konfliktbewältigung beiträgt, sondern die Konflikte noch verschärft. Ich würde also von einer Taufe abraten. Was im "Fall" Sandra offensichtlich nicht der Fall gewesen ist.

> Ich habe deine Aussage, dass solch eine Situation, für 100% HLTs untragbar sei so interpretiert. Ich verstehe untragbar, in psychologischer Hinsicht zumindest, dass es eine derartige Dauerbelastung ist, die letztlich denjenigen daran zerbrechen bzw. erkranken läßt, Depression und psychische Labilität, wären dann einfach Indikatoren für solch einen Zustand. Aber wie gesagt wenn Du untragbar anders Definierst oder operationalisieren würdest, wäre ich daran interessiert deine Sicht zu hören.

Du hast schon richtig interpretiert. Meine Frage, ob ich das irgendwo behauptet hätte, bezog sich auf dein Beispiel von deiner Frau. Was die Kirche betrifft, da ist die Situation für einen 100% HLT aus genau den von dir verstandenen Gründen untragbar. Das beginnt mit dem Druck und der Erwartung eine Mission zu erfüllen (für die männlichen Mitglieder), danach so schnell wie möglich einen Ehepartner zu finden, Kinder zu bekommen, es als wichtigste Aufgabe anzusehen, sein Leben als Hausfrau und Mutter zu verbringen, alle
Berufungen anzunehmen und optimal zu erfüllen, die Gebote einzuhalten, und endet bei solchen "Kleinigkeiten", wie pünktlich den Zehnten zu zahlen, auch wenn man kaum weiß wie man seine laufenden Lebenskosten aufbringen soll. Dies alles habe ich immer und immer wieder bei Mitgliedern erlebt, auch wenn ich selbst nicht davon betroffen war. Ich habe erlebt, wie sie darunter gelitten haben. Ich selbst bin glücklicherweise kein "gebranntes Kind", da ich die Kirche rechtzeitig freiwillig verlassen habe.

> > Wenn der Partner sich weigert der Kirche beizutreten und auch die Kinder nicht wirklich im Sinne der Kirche erzogen und auch nicht getauft werden, hat er nun mal schon schlechtere Karten.

> Selbst wenn, hieße dass aber immer noch nicht, dass der Zug abgefahren ist. Es ist theologisch bei weitem kein hoffungsloser Fall.

Aber für den Betroffenen psychologisch gesehen eine große Belastung, je nachdem wie gläubig er ist. Die Kirche trägt durch ihre Lehre nichts dazu bei den Druck zu mindern, ganz im Gegenteil. Trostreiche Worte von anderen Mitgliedern helfen da wenig. Denn das alles bedeutet doch nur, dass man Verständnis aufbringt. Aber letztendlich schiebt man mit diesem Verhalten den Anderen nicht nur in eine Außenseiterposition, es läuft immer auch darauf hinaus, dass die echte Lösung nur in der Erfüllung aller Gebote liegen kann, auch wenn derjenige unter dieser Erfüllung leiden muss. Als typisches Beispiel kann man die Diskriminierung von Homosexuellen nehmen, die - um vollwertige Mitglieder zu sein - ihre Sexualität nicht leben dürfen. Es wird ihnen nicht nur eingeredet, dass es sich dabei um eine Krankheit handelt, es wird ihnen sogar empfohlen gegen ihr eigenes Empfinden zu heiraten, weil ihnen das angeblich helfen könnte, und das ist nicht nur schlichtweg Blödsinn, es ist vor allem Arroganz und Ignoranz der Tatsachen.

> Wenn also jemand nicht unter dem Zustand leidet und einen Weg gefunden hat damit umzugehen, kann er dann trotzdem 100% an die Kirche glauben?

Ich denke, nein. Wenn ich mich arrangieren kann, verbiege ich die Gebote im besten Fall, oder breche sie teilweise oder verzichte auf bestimmte Segnungen. Wenn ich dann nicht darunter leide, dann glaube ich auch nicht 100% an die Kirche.

Was deine Einstellung zu meiner Behauptung der manipulierenden Kirche betrifft - ich verstehe schon, dass du die Manipulation nicht durchschaust. Das kann man erst mit dem nötigen Abstand und dem Wissen wie Manipulation erfolgt. Im Übrigen habe ich auch keine Abneigung gegen die Kirche im Besonderen, sondern gegen Sekten im Allgemeinen. Die HLT-Kirche hat sich als solche Sekte erwiesen. Warum das so ist, darüber wurde hier schon genügend geschrieben und jeder kann das auch sehr einfach für sich selbst herausfinden, weil es dazu genügend Informationen gibt. Das sollte auch jeder selbst tun, denn für die eigene Überzeugungsarbeit ist es sicher nicht richtig, andere Meinungen nur einfach zu übernehmen.

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