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der Beitrag:
Verfasser: Elvira
Datum: Donnerstag, den 13. November 2003, um 18:50 Uhr
Betrifft: Mündigkeit des Einzelnen?

> Trotzdem bin ich der Meinung dass die überwiegende Anzahl von
>Sektenangehörigen mit ihren Mitgliedschaften in den entsprechenden
>Glaubensgemeinschaften keine Probleme haben

Das ist Dein Eindruck, wirklich wissen kannst Du das nicht. Nur weil sie dabei bleiben, heißt das doch nicht, dass sie damit auch glücklich sind. Vielleicht bleiben sie dabei aus Angst vor Repressalien, oder weil sie in die Gemeinschaft hineingeboren wurden und gar kein anderes Leben kennen?!
Ich habe auch kein Problem damit, dass Menschen sich in Sekten und Kulten wohlfühlen. Ich kann mir vorstellen, dass dort Sehnsüchte befriedigt werden und Menschen mit so einem Leben rundum zufrieden sind. Niemanden der so leben möchte, würde ich je versuchen davon abzubringen.

>. Und gerade diese
>Menschen durch neue und engere Vorschriften in ihrer freien
>religiösen Entfaltungsmöglichkeiten einzuschränken spricht nicht
>gerade für eine Verhältnismäßigkeit.

Nein darum geht es nicht, Renate hat in ihrem Beitrag ausführlich erklärt, dass es ihnen darum geht die „Schwächsten“ zu schützen und genau so habe auch ich es in meinem ursprünglichen posting ebenfalls gemeint. Es geht darum Kinder zu schützen die in solchen Gemeinschaften aufwachsen  (Schau Dir mal die jüngste Presse über ZJ Kinder und Scientologenkinder an, da geht es in der Erziehung mit unglaublich viel Gewalt zu, oder die Fälle von großen Familien aus Glaubensgründen die nicht mehr in der Lage sind die Kinder zu versorgen und sie verwahrlosen lassen), es geht darum Jugendliche zu schützen die mit Sekten in Berührung kommen in einer Phase ihres Lebens, wo sie Orientierung suchen und nach dem Sinn des Lebens fragen (Schau Dir mal die Berichte über Satanskulte an und Du kannst sehen, dass  dort das Leben von Jugendlichen bedroht ist ).Es geht um andere schwache Mitglieder der Gesellschaft (Lass Dir mal erzählen, wie viel Asylanten in den 80er Jahren von den Mormonen getauft wurden.)
Von allen den vielen kleinen Auswirkungen auf die Psyche möchte ich noch nicht mal reden.

Es geht nicht darum Menschen gleich welcher Religion in ihrere freien Religionsausübung (Speisegebote, Tempelbesuch, Versammlungsfreiheit etc.) zu beschränken.

>Sektenkritiker behaupten immer, die Angehörigen von Sekten seien gar
>nicht aus freien Stücken den Sekten beigetreten. Dem muss ich aber
>widersprechen, da die Sektenkritiker in der Regel von ihrem
>subjektiven Empfinden und ihrer eigenen traumatisierten
>Sektenerfahrung  ausgehen. Sie gehen nur davon aus, was ihrer Meinung
>nach richtig und sinnvoll für Menschen wäre, gemessen an ihren
>schlechten Erfahrungen die sie in den entsprechenden
>Glaubensgemeinschaften gesammelt haben

Was heißt schon aus „freien Stücken“, wenn Du als Mormone geboren wurdest und mit 8 Jahren getauft wirst, weil das Deine Geschwister und Freunde aus der Kirche so gemacht haben, weil Du seit Deiner Geburt auf diesen Schritt vorbereitet wurdest?

Natürlich gehen Sektenkritiker von ihren eigenen Erfahrungen aus und die müssen noch nicht mal traumatisiert sein. Im Falle des Mormonismus reicht es vollkommen, dass Du herausfindest, dass diese Kirche mit einer gefälschten Kirchengeschichte auf Seelenfang geht, damit niemand auf den ersten Blick merkt , wer J.. Smith wirklich war.

Nur Leute die das System durchschaut haben, werden selbstverständlich zu seinen Kritikern und nur von denen hört man Schlechtes über den jeweilige Sekte. Das ist ein ganz natürlicher Vorgang.

>. Denn Sektenkritiker versuchen
>doch auch nur Menschen für Ihre eigenen Interssen zu mißbrauchen und
>zu manipulieren, damit sie die Glaubensgemeinschaften, die ihnen ein
>Dorn im Auge sind, schwächen zu können

Das halte ich nun für eine infame Unterstellung. Wenn ich mich hier öffentlich äußere, weil ich beide Lebensstile innerhalb und außerhalb einer Sekte kenne, dann tue ich das, u.a. deshalb weil  ich Menschen die sich eventuell für den Mormonismus interessieren, auch die Gelegenheit geben möchte, die Sicht kennen zu lernen  die ihnen die Missionare selbstverständlich nicht vermitteln werden.

Ich renne mit meiner Sicht der Dinge aber nicht von Tür zu Tür--- wie weltweit tausende Mormonenmissionare, sondern äußere mich hier, wo man es lesen kann aber nicht muss. Damit nehme ich auch keinem gläubigen Mormonen etwas weg, denn er muss das nicht lesen oder eine kritische Webseite aufrufen. Wenn er von seinem Glauben tatsächlich überzeugt ist, dann stören ihn meine Aussagen ohnehin nicht, weil er es eben anders erlebt.
Tatsächlich habe ich es eher so erlebt, dass Mormonen zuweilen hier her gekommen, uns beschimpfen und ganz schön wütend sind, nur weil wir unsere Erlebnisse und unsere Sicht der Dinge hier darstellen. Und dabei bemerkt man dann auch, dass es schlicht darum geht, dass so eine kritische Seite den Missionserfolg untergräbt.

> Und gerade dieser Punkt
>spricht nicht gerade von Objektivität in der Debatte. Denn es werden
>immer die nur die extrem negativen Beispiele der Sektenlandschaft
>genannt,

Nun sind diese extrem negativen Beispiele aber ein Abbild der Realität in Sekten und Kulten und so müssen sie genannt werde. Genauso können Sektenanhänger doch auch die extrem positiven Auswirkungen ihres Lebensstiles schildern. So trägt jeder zur Debatte bei.

> und dann wird sogleich daraus geschlossen, dass es ein
>allgemeines Problem der Gesellschaft sei, dass zu wenig gegen Sekten
>unternommen werde.

Da hast Du mich völlig falsch verstanden. Mit Sicherheit ist es rein zahlenmäßig ein kleines Problem, wie viele Menschen in Sekten geschädigt werden. Für mich ist aber jeder einer zuviel.Aber nur weil es zahlenmäßig eine eher untergeordnete Sache ist, darf das nicht heißen, dass man das einfach zur Seite schiebt, denn die Opfer können sich vielfach nicht selbst helfen.
Es ist auch keineswegs so, dass ich von Staat erwarte, dass er die alleinige Sorge für Sektenopfer übernimmt. Das tut er ohnehin nicht. In Deutschland sind es ausschließlich kirchliche, caritative und Selbsthilfegruppen, Privatinitiativen die solchen Menschen weiter helfen, getragen von Spenden und selten von staatlichen Zuschüssen.
Des weiteren habe ich dargestellt, aus welchen Ursprüngen die heute im GG verankerten Artikel zur Religionsfreiheit kommen und die haben nun mal nichts mit der heutigen Situation zu tun. Deshalb war ich für eine Anpassung an heutige Verhältnissen, denn seit der Hugenottenverfolgung ist halt schon ein Weilchen her.

> Dabei wird jedoch ebenfalls nicht beachtet, dass
>man dadurch langsam aber sicher die Mündigkeit des Einzelnen in Frage
>stellt. Das ist ein schleichender Prozess, der aber eindeutig falsche
>Signale setzt und in die falsche Richtung weist.
Dass es nicht einfach sein wird, Richtlinien zu schaffen, die  die Schwachen schützen, den überzeugten Sektenaanhängern aber nicht in ihrer Religionsausübung einschränkt, habe ich nirgends behauptet. Und dabei bin ich mir der jüngsten deutschen Geschichte bewusst. Ich kann hier nirgends einen schleichenden Prozess zu Entmündigung entdecken, das müsstest Du schon ausführlicher erklären.

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