Das Exmo-Diskussionsforum

Beitrag 14 von 75 Beiträgen.
Seite erstellt am 26.4.24 um 7:54 Uhr
zur Nachrichtenliste
der Beitrag:
Verfasser: Renate
Datum: Montag, den 10. November 2003, um 16:19 Uhr
Betrifft: So einfach ist es nicht!

>Und wenn sie Eintreten wollen ist doch ihr freier Wille und ihr gutes Recht, der Sekte beizutreten. Wer meint er müsse einem totalitären Kult beitreten, der soll das doch tun dürfen. Wir können doch nicht über deren Köpfen hinweg entscheiden, was nach unserer Meinung gut oder schlecht für diejenigen sein soll.

Das wäre richtig, wenn die diversen Sekten ihr Programm offen auf den Tisch legen würden und zeigen was sie zu verkaufen haben und auch nicht verheimlichen, dass sie etwas verkaufen. Da das nicht der Fall ist, ist es leider so, dass nur die Wenigsten ihren Beitritt zu so einer Sekte tatsächlich bewusst entscheiden können. Einer Sekte tritt man normalerweise nicht rational denkend bei, denn sonst würde man das wohl ganz bleiben lassen. Was, wie schon erwähnt, größtenteils daran liegt, dass diese totalitären Kulte eben nicht mit offenen Karten spielen, sondern ihre Opfer durch diverse Tricks anlocken. Ihre Propaganda ist außerdem gezielt auf vom Leben enttäuschte Menschen ausgerichtet. Menschen, die ihr Leben oft aus eigener Kraft nicht mehr schaffen und sich deshalb nur zu gerne vom schönen Schein der "Seelenfänger" blenden lassen. Menschen, auf der Suche nach Sinn, Geborgenheit und Anerkennung. Auch Jugendliche, ohne gefestigte Lebenseinstellung, die noch auf der Suche nach Werten und Vorbildern sind und sich daher für auch noch so verrückte Ideologien begeistern können, vielleicht auch, weil sie vom Elternhaus her keinen Halt vermittelt bekommen. Es sind immer die Schwächsten, an denen man die Gesetze und die Schutzmechanismen eines Staates messen sollte.

Es ist also zwar das gute Recht des Einzelnen so einer Sekte beizutreten, aber meist nicht der freier Wille, der dazu führt, sich für eine Sekte zu entscheiden. Sekten arbeiten mit gut durchdachten Psycho-Techniken um ihre Opfer gezielt zur Abhängigkeit zu bringen, indem sie genau ihre Defizite ansprechen und scheinbar beseitigen. Das sind Praktiken, derer sich die Meisten nicht mal bewusst sind und deshalb auch nicht durchschauen, was da wirklich gespielt wird.

Da wären auch noch die Kinder, die in solche Sekten hineingeboren werden und deshalb keine Wahl haben, ob sie ihr angehören wollen oder nicht. Wenn diese Hineingeborenen irgendwann die Kraft aufbringen, sich aus der Sekte zu lösen, gibt es oft schon psychische Defizite oder Defekte, die es ihnen erschweren oder gar unmöglich machen sich ins normale Leben eingliedern zu können. Mal abgesehen davon, dass sie auch ein völlig neues Leben beginnen müssen und nicht nur ihr gewohntes Umfeld sondern meist auch ihre Familie verlieren.

Zu sagen, Jeder sei in diesem Fall selbst verantwortlich für sein Tun und man solle sich nicht einmischen, ist deshalb falsch. Mit der gleichen Begründung könnte man dann auch die Drogenhändler schalten und walten lassen. Denn auch die zwingen doch offiziell Niemanden Drogen zu kaufen. Religion ist grundsätzlich auch eine Droge, mit der Manche besser, Andere schlechter umgehen können. Sie kann abhängig und hilflos machen, sie kann sowohl psychischen wie auch physischen Schaden zufügen und das hängt nicht nur von der Entscheidung des Einzelnen ab, sondern von der mehr oder weniger professionellen Art der Manipulation. Und viele Opfer haben nicht mal die Wahl, sondern werden von Geburt an durch so einen totalitären Kult geprägt.

Der Staat könnte mit den richtigen Gesetzen da vorsorgen, dass Solches eben nicht so einfach möglich ist. Klar, man kann im Sinne der Religionsfreiheit Glaubensgemeinschaften nicht verbieten. Es würde auch nichts nützen, weil sie im Untergrund weitermachen würden und sich dann auch noch den Mantel des Märtyrertums umhängen würden. Aber man kann vermehrt aufklärend wirken, (besonders in den Schulen und Medien) die Gesetze eindeutiger formulieren, die Gummi-Paragraphen entfernen und dazu gehört auch, dass die Regierung sich besser informiert und präventiv mehr mit ehemaligen Sektenmitgliedern zusammen arbeitet. Denn es ist letztendlich der Staat, der dann für die Opfer aufkommen muss. Z.B., wenn sie als Folge ihrer Sektenzugehörigkeit keine richtige Berufsausbildung haben und/oder durch die sektenspezifische Lebensweise unfähig sind, sich nach ihrem Ausstieg in die normale Gesellschaft ein zu gliedern.

Gleichfalls sollte eine staatliche Anerkennung solcher Religionsgemeinschaften viel strengeren Auflagen unterliegen. In Österreich werben die HLTs damit, dass sie eine Körperschaft öffentlichen Rechts sind und tragen das quasi als Gütesiegel vor sich her, was auch viele Leute beeindruckt. Aus dem gleichen Grund streben die ZJ die staatliche Anerkennung an, etc. Als Körperschaften öffentlichen Rechts sind Glaubensgemeinschaften von der Beobachtung bzgl. eventueller Gefährdung ausgenommen. Dies alles ist Grund genug, dass der Staat sich vermehrt für die Prävension einsetzen müsste und das kompetent, also mit Hilfe von Experten für die einzelnen Glaubensgemeinschaften. Nicht nur mit Augenmerk darauf, ob die positive Grundeinstellung gegenüber Gesellschaft und Staat von der jeweiligen Sekte scheinbar nicht verletzt wird.

zur Nachrichtenliste
auf diesen Beitrag antworten:

nicht möglich, da das maximale Themenalter erreicht wurde.

zur Nachrichtenliste
das Themengebiet: zur Nachrichtenliste
die neuesten Beiträge in diesem Themengebiet: zur Nachrichtenliste
die neuesten Beiträge außerhalb dieses Themengebietes: zur Nachrichtenliste
zurück
www.mormonentum.de