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Beitrag 82 von 143
zum Thema Würde es was bringen?
Seite erstellt am 26.4.24 um 23:51 Uhr
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der Beitrag:
Verfasser: James
Datum: Dienstag, den 27. Februar 2001, um 16:53 Uhr
Betrifft: Ach Sven ...

Ach Sven,

wenn Du schreibst: "Ich akzeptiere Deine Meinung zum Salamander-Brief, man kann es wirklich positiv sehen" (in Bezug auf Marks Zeilen, sofern ich Deine Zeilen richtig verstehe), bist Du mal wieder einer HLT-Propagandamaßnahme, besser, der Verdummungsmaschinerie aufgesessen. Diese funktioniert wie folgt;-):

1)  Man gehe kurz, wirklich nur kurz, auf ein vorher genanntes Thema eines "Anti-Mormonen" ein und wische es mit einer oberflächlichen Halbwahrheit vom Tisch, besser, man versuche es. Klappt i.d.R. recht erfolgreich.
2)  Man wechsle schnell das Thema und erwähne die stolzen und hehren Ziele der Kirche oder eines seiner Führer. Wobei, und das ist hier der Gag an der Sache, hier ein langes Zitat gebracht wird, wo am Ende Hinckley betont, welche Freiheit man in der Kirche genießen darf, und im selbigen Zitat sich selbst widerlegt, wie Du ja völlig richtig feststellst. Hinckley benutzt nichts anderes wie die von mir an anderer Stelle beschriebene Methode der "thought-terminating cliche."

Ãœbrigens, der Argumentation von Mark an anderer Stelle folgend, kann man auf Hinckleys Zitat nur antworten: Ja, und? Es handelt sich doch lediglich um die rein private Meinung von Gorden B. Hinckley und ist nicht "Kirchenlehre." Oder nicht?

Das aber nur am Rande. Viel wichtiger ist die Tatsache, daß hier so getan wird, daß die Kirche ganz offen und frei vorgegangen ist, nichts zu verbergen hatte oder hat. Dies so darstellen ist schlicht und einfach entweder

a)  eine Lüge
b)  eine Äußerung in Unkenntnis der tatsächlichen Umstände.

Hier nun die Tatsachen:

1) Mark schreibt, "wie Sven richtig sagt, wurde dieser von der Kirche der Öffentlichkeit vorgestellt - trotz seines Inhalts". Was heißt hier "der Öffentlichkeit vorgestellt?" Die Kirche war gezwungen dies publik zu machen. Die "Öffentlichkeit", die interessierte Öffentlichkeit, die, die keine Sicht- bzw. Denkblenden haben/hatten, brauchte der Brief schon lange nicht mehr "vorgestellt" werden. Er war lange bekannt und publiziert. Nur schwieg die Kirche. In diesem Zusammenhang nicht das erste Mal, in einem Fall der konkreten Bezug hatte (s. weiter unten) log die Kirche die "Öffentlichkeit" an und gab es später sogar zu! Ein Wunder!

2)Mark weiter: "Daraus zu schließen, daß die Kirche sich deshalb grundsätzlich den Tatsachen verschließt ist falsch! Dies ist ein wunderbares Beispiel." Sehe ich auch so, ein wunderbares Beispiel für die Inspirationsfähigkeit ihrer Führer, b) wie die Kirche immer wieder Fakten vertuscht/beschönigt und c) manche ihrer Mitglieder die Tatsachen und sich selbst verbiegen bis zur Unkenntlichkeit.

3) Wieder Mark: "Eigentlich hätte doch der Salamander Brief dann im "First Presidency Vault" verschwinden müssen! Nein! In einer Botschaft von der Ersten Präsidentschaft wurde an prominenter Stelle im Ensign von September 1985 über diese Funde - wenn auch mit der nötigen und auch (angesichts der Tatsache, daß sich der Brief später als Fälschung von Mark Hofmann herausstellte) berechtigten Vorsicht - durch Gordon B. Hinckley berichtet! Diese Botschaft entstammt zudem einer Kirchlichen Satelitenübertragung für Junge Erwachsene!"

Man beachte: Mark erwähnt selbst, daß die "Erste(n) Präsidentschaft ... an prominenter Stelle im Ensign von September 1985 ... berichtet.

4) Hier im Forum tut Mark so, als ob die Kirche mit dem sog. "Salamanderbrief" offen umgegangen ist.

5) Am 28. 04. 1985 veröffentlichte die kircheneigene Deseret News, in der Kirchenrubrik, die Information, daß die Kirche den Salamanderbrief, der Artikel selbst nennt ihn den Brief der von "Martin Harris an W.W. Phelps geschrieben wurde," und der Kirche geschenkt worden war. Überschrift des Artikels: "1830 Harris Brief authenzitiert." In einem anderen Artikel wird erwähnt, daß z.B Dean Jessee (BYU Historiker und Handschriftenexperte) "und andere" seit "fast einem Jahr" den Brief "studiert und gestestet haben." Ein Jahr! Ebenfalls zitiert wird Ronald Walker, ebenfalls BYU Historiker, der ganzen Brief passend zu seiner historischen Umgebung erklärt, die Tatsache zugebend, daß die frühe Kirche und ihre Führer in "folk religion", und Schatzsucherei verbandelt waren. So zwei Wissenschaftler.

6) Nun der Kirchenfunktionär: Hinckley sagt in selbiger Ausgabe: "Natürlich kann niemand sicher sein, daß Martin Harris das Dokument geschrieben hat. Zu diesem Zeitpunkt akzeptieren wir jedoch das Urteil des Untersuchers, daß es keine Anzeichen einer Fälschung gibt. Dies schließt jedoch nicht die Möglichkeit aus, daß sie zu einer Zeit gefälscht wurde, wo die Kirche viele Feinde hatte.“ So einfach.

7) Was mich immer wieder fasziniert ist die Tatsache, daß über die Jahre hinweg, wo die Kirche (Hinckley u.a. Führer) Kontakt mit Massenfälscher und eiskalten Killer Mark Hofmann hatte (wir erinnern nur an die Zusammenkunft und deren Ablichtung im kircheneigenen Ensign, von Hofmann und z.B. der ersten Präsidentschaft, bei der Übergabe der Anthon "Caractors"), keine Inspiration den wahren Charakter von Hofmann und dessen Fälschungen den Führern ins Ohr flüsterte. Was sagt uns das? Eine Menge.

8) Hinckley hatte per Inspiration keine Ahnung. "Vermutet" jedoch eine mögliche Fälschung von "Feinden" der Kirche. Da ist sie wieder, die alte Verfolgungsparanoia. Anders wird ein Schuh daraus. Bereits 1 Jahr vor der Deseret News Veröffentlichung (!) hatten "die" Feinde der Kirche, Jerald und Sandra Tanner, über den Salamander Brief veröffentlicht und zitiert (Salt Lake Messenger, März 1984). In der Januar 85 Ausgabe gingen sie davon aus, daß es sich um eine Fälschung handelt! Begründen dies aus dem Inhalt und Stil des Briefes heraus! Die "Anti-Mormonen" per se kommen darauf, ohne HLT-Inspirationsmethodik, die Kirchenfunktionäre stochern noch im Neben auf der Suche nach dem/einen Seherstein. Zu finden übrigens im Kirchenarchiv.

9) Bereits 1978 tauchten brachte Mark Hofmann seine ersten Fälschungen in Umlauf (Zweite Salbung Segen und Brief von J. Smith an Mariah und Sarah Lawrence); am 21.04.1980 überreichte Mark Hofmann die Anthon "Caractors" (wieder eine Fälschung) der Kirche. Dies in Gegenwart der "Ersten Präsidentschaft" (Kimball, Tanner, Romney, Packer und Hinckley. Ebenso übergab Hofmann die angebliche Smith Familienbibel in der er die Caractors "gefunden" hatte. Inklusive Dean Jessee, alle verarscht.

10) Der Verarschung nächstes Kapitel: Am 17.03.1981 verkauft Hofmann den "Joseph Smith III Segen" an die Kirche (eine Segen mit Verheißung J. Smiths über dessen Sohn als Nachfolger seiner Selbst). Die Kirche tauscht mit der RLDS den Segen gegen das einzige Exemplar der RLDS des "Book of Commandments (Original LuB)." Eine Fälschung gegen eine Antiquität. Gut Tausch!

11) Anfang 1981 "schenkt" (die weiteren großen Coups müssen vorbereitet werden) der Kirche, überreicht an Hinckley, einen Brief von Sekretär Thomas Bullock an Brigham Young. Thema: Bullock schreibt Young, daß dieser nicht das Recht hätte Dokumente zu zerstören, die belegen würden, daß Joseph Smith seinem Sohn die Nachfolgeschaft verheißen hat. In Anbetracht obigen "Joseph Smith III" Segens ein passendes Dokument. Die Kirche veröffentlicht diesen Brief nicht. Logisch. Er verschwindet in den Kirchenarchiven. Warum nur?

12) Im weiteren Verlauf wird der Kirche u.a. der "Lucy Mack Smith" Brief (Kimball persönlich), ein Brief von Martin Harris, ein Brief von David Whitmer vorgestellt oder verkauft. Samt und sonders Fälschungen. Hinckley war bereit für den Whtimer Brief $ 15.000 zu zahlen, als Zeichen des guten Willens verkaufte Hofmann für $ 10.000. Ein wahrhaft "inspirierter" Verkäufer.

13) Am 11.01.1983 überreicht Hofmann Hinckley, mittlerweile 2. Ratgeber, den Joseph Smith an Josiah Stowell Brief. Dieser beschreibt die okkulten Hintergründe von J. Smith und seine Schatzsuchereien. Ein Bild von Smith wovon die Kirche nie begeister war, angeblich alles Lügen von "Anti-Mormonen." Hinckley bezahlte $15.000. Der Brief verschwand im Archiv.

14) Im März 1983 verkauft Hofmann der Kirche den "Grandin Buch Mormon Contract" (dem Drucker des ersten Buch Mormons). Kohle: $25.000. Man merkt, die Preise steigen, harmloser Inhalt, wird daher den BYU Wissenschaftlern zur Veröffentlichung (inkl. Ensign) übergeben. Klar. Wichtig hierbei, der nächste Coup wirs erneut sorgfältig vorbereitet, den der Kontrakt trägt die gefälschten Unterschriften von J. Smith und Martin Harris.

15) Im Winter 1983 wird der Salamanderbrief erstmals Kirchenarchivar Donald Schmidt gezeigt. Kurz danach Hinckley. Steve Christensen kauft den Brief und läßt ihn untersuchen. Generalautorirät und "Kirchengeschichtstsschreiber" G. Homer Durham fragt bei diesem nach, Ch. sagt er wird den Brief der Kirche schenken. Am 13.01.1984 spricht Durham seinen Dank aus. Der Brief beginnt in HLT-Wissenschaftler und Freunden Kreisen zu zirkulieren. Zu diesem Zeitpunkt erhalte ich z.B. selbst eine Photokopie aus Utah. Kein Problem.

16) Fast gleichzeitig kursieren in Insiderkreisen Gerüchte über obigen "Josiah Stowell Brief." 

17) Die Presse hatte mittelweile Wind bekommen. Time Magazine und Sunstone fragten bei Christensen an wegem dem Salamanderbrief an und wollten diesen veröffentlichen. Am 03.03.1985 gibt Chr. eine Pressekonferenz und berichtet über den Fund ohne jedoch den konkreten Inhalt zu benennen.

18) Am 26.02.1985spricht Chr. mit Hinckley. Dieser bekundet Chr., daß die Kirche den Brief haben will.

19) Christensen schenkt der Kirche den Salamanderbrief am 12.04.1985. In der ersten Maiwoche würde das nächste "Mormon History Association" (MHA, Vereinigung von HLT-Historikern und an HLT-Geschichte Interessierten) Treffen stattfinden. Es war klar, daß spätestens dort der Brief von kircheneigenen Wissenschaftlern publik gemacht werden würde. Angekündigte Referate machten dies offenkundig, die Kirche konnte den Deckel nicht mehr auf den Topf halten. Sie publizierte fluxs am 28.04.1985 in den Deseret News. Nur eine These, daß dies aus Druck reagierte, keine Dokumente unterdrücken, verleugnen würde, außer wenn sie garnicht mehr anders kann?

20) Wir erinnern uns an den obigen "Josiah Stowell Brief." Am 10.05.1985 druckte die Deseret News diesen Brief ab. Freiwillig? Auch hier beugte sich die Kirche dem Druck der "Öffentlichkeit", die eigenen Wissenschaftler drohten zu veröffentlichen. HLT Historiker Marvin Hill erwähnt den Brief kurz Ende 1984 in einem Artikel, ohne ihn zu zitieren und die Quelle zu nennen (das "Journal of Mormon History" kennt, abonniert und liest eh kaum ein Mensch, Bd. 11). Am 29.04.1985 veröffentlicht die Salt Lake Tribune ein Interview mit Hill. Hill erwähnt, daß er er bedauert, daß der Brief "vergraben" ist. Erwähnt das Kopien zirkulieren und er aus verlässlicher Quelle weiß, daß die Kirche im Besitz dessen ist. Hill ist kein BYU Angestellter, kann also so offen sein. Die Tribune fragt Kirchensprecher Jerry Cahill streitet den Kirchenbesitz des Briefes ab: "Die Kirche hat den Brief nicht. Er ist nicht in den Kirchenarchiven der Ersten Präsidentschaft." Gefragt ob man evtl. die Frage nur anders stellen müßte, erneuert Cahill ausdrücklich die Aussage: "Nein, die Kirche ist nicht im Besitz des Briefes." Auf dem Treff der MHA hat George Smith die Faxen dicke und zitiert den Stowell Brief, noch während des Tages des Smith Referates (03.05.1985) reagiert die Kirche, besser Hinckley, und sagt Cahill er soll mit der Wahrheit rausrücken. Was bleibt ihnen jetzt noch übrig. Sie haben sich mal wieder selbst aufs Kreuz gelegt, Pech, daß das Wochenende dazwischen ist. MHA Treffs beginnen immer Donnerstag Abend, gehen bis Sonntag. Am 06.05.1985 trägt die Tribune ein Interview mit Smith, dieser berichtet vom Stowell Brief, daß die Kirche ihn hat und er in der Veröffenlichung steht. Am 07.05.1985 erscheint des überfällige Rückzieher der Kirche. Cahill gibt in der Tribune zu, daß er vorher von der Tribune (s.o. Kirche sei nicht im Besitz des Briefes) richtig (!) zitiert worden war, sein Statement jedoch "was in error." Für das er sich "entschuldigt und er allein verantwortlich" war. Klar. Arme Sau. In meinem Kulturkreis nennt man das eine klassische Lüge. Nicht das Hinckley ihn sofort (angeblich) zurückgepfiffen hätte, nein, erst nachdem Smith der Kragen geplatzt war.

21) Reicht? Reicht. No further comment.

22) Ach, ja. Manche nennen das obige Verhalten "Lying for the Lord". Lügen für den Herrn. Hat eine lange Tradition bei den HLT.

23) Natürlich sind die obigen Zeilen meine rein private Meinung, ich bin für sie selbst verantwortlich, sie sind nicht offizielle Kirchenlehre.

24) Dazu kann ich nur noch sagen: AMEN!

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