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Beitrag 51 von 143
zum Thema Würde es was bringen?
Seite erstellt am 26.4.24 um 5:33 Uhr
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der Beitrag:
Verfasser: Mark
Datum: Freitag, den 23. Februar 2001, um 10:38 Uhr
Betrifft: Archäologie / vorweg

Hallo Edgar!

Vielen Dank für Deine ausführliche Einführung in die Archäologie und die nach Deiner Ansicht durch sie aufgedeckte Menschheitsgeschichte. Leider muß ich Dich enttäuschen, denn das alles hat mit der Frage, wie durch Archäologie das Buch Mormon bewiesen werden soll, nichts zu tun. Das Buch Mormon ist nun mal, allen gegenteiligen Meinungen zum trotz, in erster Linie ein religiöses Werk. Ich will mich hier nicht aus dieser Diskussion zurückziehen, nur nochmal klarstellen, daß die wichtigste Aussage des Buches Mormon hinsichtlich der Stellung des Jesus von Nazareth als des Christus und als Sohn Gottes niemals mittels der Archäologie bewiesen werden kann.

Wenn Du schreibst,

>Wie soll da ein Buch welches nicht einmal völkerkundliche, erdgeschichtliche- und archäologische Tatsachen und Wahrheiten enthält ein Führer in Bezug auf Christus und ein weiterer Zeuge für Christus sein, da es niemals Nephiten oder Lamaniten gab?<

dann stellt dies wohl Dein Hauptargument dar. Darüber wird ja auch noch zu sprechen sein. Allerdings zeigt sich schon an Deinem Posting deutlich, wie begrenzt manchmal unser Einblick in die "völkerkundliche, erdgeschichtliche- und archäologische Tatsachen und Wahrheiten" sein kann. Du schreibst nämlich zB,

>Warum wurde nicht die Spur eines Tempel wie der Tempel von Salomon gefunden. Vom Tempel in Israel besteht heute immer noch die Tempelmauer obwohl dieser Tempel einer massiven Zerstörung durch die Römer ausgesetzt war.< (und zeigst damit deutlich, wie man durch den Vergleich von Aäpfeln und Birnen den Eindruck erwecken kann, die Mormonen, die das Buch Mormon für historisch halten, seien doch abgedrehte Stur- bzw. Dummköpfe.)

Der Vergleich mit dem Tempel in Jerusalem und der Klagemauer macht dies deutlich. Dieser Tempel, der von den Römern 70 nChr. zerstört wurde, war nämlich nicht der Tempel Salomos, sondern der Tempel des Herodes! Und dieser hatte den Tempel über 46 Jahre hinweg (ab c. 40 vChr.) neu aufgebaut und vergrößert. Vom Tempel besteht heute im übrigen keine Spur mehr - an seiner Stelle steht der Felsendom. Die Klagemauer ist vielmehr ein Teil des Tempelberges. Auch dieser wurde von Herodes vergrößert.

Zu dem Tempel Nephis noch folgendes: die Stelle, an der von dem Bau des ersten nephitischen Tempels berichtet wird ist 1. Ne. 5:16:

16. Und ich, Nephi, baute einen Tempel; und ich errichtete ihn ganz nach dem Muster des Tempels Salomos, außer daß er nicht aus so vielen Kostbarkeiten erbaut war; denn diese waren in dem Land nicht zu finden, und darum konnte er nicht so ausgeführt werden wie der Tempel Salomos. Aber der Bauweise nach war das Gebäude dem Tempel Salomos gleich, und die Arbeit war überaus sorgfältig.

Hieraus wird, wie man schon erkennen kann, deutlich, daß Nephi sich den Tempel Salomos als Vorbild genommen hat. Dieser Tempel Salomos wurde allerdings in sieben Jahren von angeblich über 180 000 Arbeitskräften errichtet. Die Version, die Nephi mit den Mitgliedern seiner Familie - und vielleicht der Hilfe der bei der Ankunft vorgefundenen Einwohner - zustandegebracht hat, kann deshalb wohl nur ein Abbild dessen gewesen sein, was sich in Jerusalem befand. Aus diesem Grund schreibt Nephi auch "nach dem Muster des Tempels Salomos". Davon daß er die gleiche Größe hatte, ist keine Rede, nur das er nach der Bauweise gleich war, das bedeutet aber nicht, das er die gleichen Ausmaße hatte. Von einem Tempelberg ist im übrigen keine Rede!

Du schreibst zudem:

>Die Städte und Ortschaften der Bibel die noch vor den Geschichten des Buches Mormon zurück gehen sind archäologisch genau festlegbar.<

Das ist richtig, hat aber angesichts der völlig unterschiedlichen Ausgangsposition der biblischen Archäologie gegenüber der Forschung mormonischer Archäologen keinerlei Aussagewert.

Mark

PS: Zu den anderen Attacken in Deinen Posting brauch ich ja wohl nicht einzugehen, da sie so eindeutig polemischer Natur sind. Ähnliches gilt eigentlich auch für Deinen Seitenhieb auf J. Smiths Glaube an "Mondmenschen". Hierzu aber trotzdem ein paar kurze Sätze: Die zitierte Aussage stammt nicht direkt aus einer Quelle, die Joseph Smith selber zugeschrieben werden kann.  Vielmehr stammt sie aus Berichten, die fünfzig Jahre später aus der Erinnerung eines zu Lebzeiten Joseph Smiths gerade mal 10-15 Jahrigen (Oliver Huntington) bzw. was dieser von einem Dritten (Philo Dibble) gehört hatte. Trotzdem ist es wahrscheinlich, daß Joseph Smith eine solche Aussage getätigt hat. Zur Zeit Joseph Smiths haben viele Menschen daran geglaubt, daß Menschen auf dem Mond leben. Allerdings ist es ein nicht nachvollziehbarer Fehler, anzunehmen, jede Aussage Joseph Smiths stelle Offenbarung dar. Joseph Smith hat manchmal auch nicht als Prophet gesprochen. Dies ist hierfür ein gutes Beispiel. Na und?

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