Beitrag 13 von 143 zum Thema Würde es was bringen? |
Seite erstellt am 28.3.24 um 10:20 Uhr |
Verfasser: Gunar Datum: Dienstag, den 20. Februar 2001, um 19:55 Uhr Betrifft: ungleiche Ausganspositionen
> Meine Recherchen haben mir geholfen, die subjektive Bestätigung der Wahrheit des Mormonismus (also mein "Zeugnis") objektiv zu betrachten.
Die objektive Betrachtung einer subjektiven Bestätigung kann ausschlieÃlich aufdecken, daà eine solche denkbar ungeeignet für das Finden und Bestätigen von Wahrheit im Allgemeinen und im Besonderen ist. Andere Resultate sind der Tatsache geschuldet, daà eine Betrachtung an sich etwas Subjektives ist und damit der Objektivität entgegensteht. Das ist nun mal die Limitierung des Menschen und man sollte sich deshalb vor voreiligen Schlüssen hüten, insbesondere, wenn man meint, âWahrheitâ zu verkünden.
> Wenn ich schreibe, daà Gegenargumente von anti-Mormonen meist nicht ernst genommen werden, dann meinte ich damit nicht, daà sie nicht gelesen und reflektiert werden. Ich meinte vielmehr, daà die meisten anti-Mormonen mit einer vorgefassten Meinung in ein Gespräch über die Kirche gehen.
Ich sehe hier einen gewaltigen Unterschied. Als HLT konnte ich über gewisse Fakten nicht frei reflektieren, weil sie meine Ãberzeugung bedroht hätten. In diesem Wissen wurden mir dann auch solche Tatsachen bewuÃt vorenthalten ... 25 Jahre lang. Heute dagegen kann ich allen neuen Tatsachen offen gegenüber stehen. Ich möchte gar nicht, daà mir jemand etwas vorenthält. Ich suche auch nicht nach apologetischen Einwänden, um meine Ansichtenstruktur aufrechterhalten zu können. Wenn die Tatsachen eine irrige Ansicht aufzeigen, ändere ich einfach meine Ansicht. Das sollte für jeden so sein. Allerdings hat ein Wahrheitsverfechter damit naturgemäà ein Problem.
Ich möchte das an einem ganz einfachen Beispiel klar machen. Wenn heute ein Dokument auftauchen würde, in dem Joseph Smith bereits 1830 von der Ersten Vision spricht, und dabei zwei getrennte Personen erwähnen würde, die als Vater und Sohn identifiziert würden (man sieht, es ist sehr hypothetisch), dann hätte ich kein Problem damit, diese Tasache in meine Ansichtenstruktur zu integrieren (was natürlich noch nicht bedeuten würde, daà dieses eine Dokument den Wahrheitsgehalt der HLT beweisen würde). Als HLT dagegen hatte ich erhebliche Probleme mit dem Auftauchen eines Dokumentes, das einen abweichenden Verlauf der Geschichte beschreibt. Und mehr als billige Apologetik konnte bislang auch nicht gegen Smith Darstellung von 1832 ins Feld geführt werden.
Eine vorgefaÃte Meinung ist also nicht das Problem. Entscheidend ist die Lernbereitschaft. Genau diese kann gar nicht vorhanden sein, wenn man meint, die Wahrheit bereits zu kennen.
> Welches Argument sollte bittesehr gegen dieses "Wissen" eine Chance haben?
Jedes Argument, das dieses Wissen vergröÃert. Dabei reden wir natürlich über Fakten, nicht über Apologetik.
> jedes Argument ist einer Kritik zugänglich.
Eben. Und deswegen ist ein âZeugnisâ auch kein Argument.
> Wie wissen Exmormonen denn, daà die Kirche nicht wahr ist? Auch diese Behauptung (dies zu "Wissen") ist eine AnmaÃung. Der Wahrheitsgehalt einer Glaubensrichtung / einer Religion wird sich nie mittels objektivem Beweis oder Gegenbeweis ermitteln lassen ... Richtig ist, daà es Anhaltspunkte gibt, ob eine Behauptung auf dem Gebiet des Glaubens richtig sein kann oder nicht.
Du gehst einfach nur fälschlicherweise von gleichen Ausgangsbasen für HLT und Kritiker aus, sonst würdest Du dies nicht als âAnmaÃungâ bezeichnen.
Prämisse ist, daà die HLT-Organisation einen Wahrheitsanspruch erhebt. Dies dürfte unstreitig sein.
Daraus folgt, daà dieser Anspruch von HLT verifiziert werden müÃte, von Kritikern hingegen müÃte er falsifiziert werden. Dies ist die Ausgangsbasis.
Betrachten wir nun diese Ausgangsbasis, so erkennen wir, daà sie impliziert, daà â um den eigenen Standpunkt beweisen zu können â der HLT jede einzelne seiner Tatsachenbehauptungen beweiskräftig belegen können muÃ, der Kritiker hingegen nur eine einzige Tatsachenbehauptung der HLT-Organisation beweiskräftig widerlegen können muÃ.
Somit wird deutlich, daà die Ausgangspositionen extrem unterschiedlich sind. Es scheint daher ein âWissenâ um die Korrektheit der eigenen Ansicht bei den Kritikern erheblich naheliegender und rationaler als bei den Verfechtern.
Auf jeden Fall ist diese Diskussion nicht die von gleichgestellten Partnern. Ihr eigener Anspruch bringt die HLT ins Hintertreffen.
> Falsch! Es geht nicht ausschlieÃlich um Tatsachen! Es geht auch darum, wie man diese versteht und welche Schlüsse man aus ihnen zieht.
Völlig richtig, nur leider am Thema vorbei. Renate ging es hier um die von Mitgliedern vorgenommene Ursachendeutung für einen Weggang von der Gemeinschaft. Und da ist âUnwahrheit der HLT-Organisationâ nun mal keine mögliche Option. Schon aus diesem Grunde ist eine objektive Beurteilung für sie gar nicht möglich.
> Auf alle diese Fragen habe auch ich Antworten gesucht, und sie gefunden. Und ebenfalls durch Nachforschen, sehr viel Zeitinvestition und viel Arbeit.
Das will ich überhaupt nicht in Frage stellen, auch wenn ich davon ausgehe, daà dies die allerwenigsten HLT je tun. Man muà jedoch ganz deutlich zwischen einer Antwort und einer gültigen Antwort unterscheiden. Apologetik kann als Gedankenanstoà gelten, aber niemals als vollwertige und gültige Antwort. Dafür gibt es auch in der jüngeren Menschheitsgeschichte ausreichend Beispiele, so daà ich jetzt nicht explizit werden muÃ.
> Ich habe aus diesen Tatsachen allerdings einen völlig andeen Schluà gezogen als Du! Muà er falsch sein, weil er nicht mit Deinem übereinstimmt?
Durchaus nicht. Aber wenn man einen Wahrheitsanspruch zugrunde legt, muà mindestens eine SchluÃfolgerung unzutreffend sein. Und da befindest Du Dich aufgrund der ungleichen Ausgangspositionen bei der Diskussion nun mal ganz erheblich im Hintertreffen.