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Beitrag 67 von 81
zum Thema Zeitungsartikel über die Mormonen
Seite erstellt am 26.4.24 um 21:59 Uhr
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Verfasser: James
Datum: Samstag, den 16. Februar 2002, um 9:16 Uhr
Betrifft: Grotesk

Gunar zitierte aus der SZ:

>Klinken putzen für den Herrn ... Mister Headfields Lieblingsmotiv sind die Tempel des Herrn. ... Mister Headfield ist Missionar der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. ... sie unterwegs in den Straßen oder auf „Belehrungsterminen“. ... Dritter Anlauf. Eine junge Mutter öffnet. „Würden Sie an einer Umfrage teilnehmen?“

Die alte arglistige Täuschungsmethode wie vor 25 Jahren (rechen, rechen) ... jede Methode um in die Wohnung zu kommen ist manchem "Missionar" recht.

Erinnert mich an meinen dritten Tag im Missionsfeld (England Lees Mission). Nach zwei Tagen im "Missionsheim" (bestand zum größten Teil darin zu lesen (in einem riesigen Raum einer Landvilla) und mit zwei weiteren Europäern mich zu unterhalten (einem Schotten, der 3 Monate später "unehrenhaft entlassen" wurde, da "homosexuell", und nachdem sein "Senior-Mitarbeiter", ein Sohn von Boyd K. Packer, ihn KO geschlagen hatte; und einem Dänen) und zuzusehen wie der große Haufen amerikanischer Missionare in allen Ecken und Lagen (Teppich, hinter, neben, vor etc. so mancher Couch) wurde ich versetzt nach Wakefield, Yorkshire, nördliches England. Relativ viele Pakistanis, Inder, Leute aus der Karibik, mehr Juden wie in Deutschland (die es auch offener zeigen, verständnisvollerweise) und reichlich "Nigger", so der Sprachgebrauch meines "Senior-Mitarbeiter." Die britische Kolonialgeschichte war nach England zurückgekehrt, um wie ein junger Mann aus Jamaica es mal mir gegenüber formuliert hat, "Ich bin zurückgekommen um mir die Bananen zurückzuholen, die ihr mir geklaut habt." ... Ich war einem meinem südenglischen Akzent immer schnell zu erkennen ... als nicht US-Missionar. War wohl mit ein Grund warum ich als Missi recht "erfolgreich" war ...

Am ersten Tag lernte ich, zu meiner Ernüchterung, drei Regeln von meinem Seniormitarbeiter:

1) Wenn wir an die Tür kommen und es macht ein "Nigger" auf: Erzähl ihm wir machen eine "Umfrage", stell drei Fragen an der Tür, und wir gehen wieder. "Missionsregel ist, wir wollen keine "Blacks" belehren und taufen. Es sei daran erinnert, daß zu diesem Zeitpunkt  noch der pure Rassismus in der Kirche galt: "Nachfahren Kains" hatten kein Anrecht auf das Priestertum etc. Die Heuchelei wurde erst 1978 revidiert (auf politischen und gesellschaftlichen Druck ... wie immer, gelegentlich auch aus finanziellen). Bei meiner "ersten Tür," nachdem mein Senior es mir 5 mal vorgemacht hatte, hatten wir es mit einem tiefschwarzen Mann, ca. 50 Jahre, aus Trinidad zu tun. Tolle Zeit, der Mensch hörte zu, ich erzählte die "Joseph Smith" Geschichte ... "There was in the place where I lived an unusual exictement on the subject of religion ..." (das Märchen ist noch immer in meinem Gedächtnis), er betete sogar, zwar seine Art des Gebetes, aber egal. Draußen kam dann die Belehrung: "Elder Field, we don’t search and teach negroes."  

2) Steht ein offensichtlicher Moslem in der Tür, i.a.R. in der Gegend bereits an der Kleidung erkennbar, wieder: Erzähl, wir machen eine Umfrage, stelle drei Fragen (Sind sie muslimisch? Lesen sie den Koran? Hilft ihnen ihre Religion im alltäglichen Leben? ... Wunderbar, Danke, wir wünschen ihnen noch einen schönen ... "Elder Field, wir verschwenden unsere Zeit nicht mit Moslems, bekehren sich eh nicht."

3) Kommst Du mit dem "Standardapproach" an der Tür nicht weiter ("Guten Tag, mein Mitarbeiter und ich ..."), dann benutze jede Methode um die Leute zum Reden zu kriegen, stelle offene Fragen (nicht: "Glauben sie an Gott?" = Ja oder Nein, sondern: "Was denken sie darüber, ob es Gott gibt?" = Ähh .... nun ... also ich meine ... die Chancen steigen reinzukommen) und/oder benutze die "Umfragemethode", dieses Mal nur mit dem Ziel ... rein in die Wohnung!

Ich habe mich geweigert alle drei Methoden anzuwenden, sehr zum Genervtsein meines Seniors. Als Gag sei noch darauf hingewiesen, mein Freud selbst war Abkömmling der Cheyenne Indianer ... Nur eine Methode habe ich, leider, sehr erfolgreich angewandt ... die der offenen Fragestellung.

>Auch was Abtrünnige im Internet berichten – über bedingungslosen Gehorsam, Zensur und die Geheimhaltung der Kirchenfinanzen – ficht ihn nicht an. „Wo das Geld hingeht, sieht man doch.“ Druckkosten, Unterhalt der Tempel, Hilfe für Missionare, die sich die 250 Dollar monatlich für Kost und Logis nicht leisten können. Und die Ahnenforschung, mit deren Hilfe möglichst viele Verstorbene nachträglich getauft werden sollen.

Man "sieht" es? Wo Elders? In euren Hüten wo eure Sehersteine vor sich hinscheinen? Und die Kirchenbilanz zuerst in "reformiertem Ägyptisch" erscheint und dann anschließend in ASCI-Code?

Grotesk.

Cheers, James

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