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zum Thema Zeitungsartikel über die Mormonen
Seite erstellt am 25.4.24 um 14:33 Uhr
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der Beitrag:
Verfasser: Gunar
Datum: Freitag, den 8. Februar 2002, um 17:20 Uhr
Betrifft: BZ: „Ich will niemanden mit Gewalt bekehren“

Badische Zeitung
8. Februar 2002

„Ich will niemanden mit Gewalt bekehren“

Charmant und glaubensfest: Nica Timm aus Hamburg arbeitet als Missionarin der Mormonen in Salt Lake City

Von unserem Korrespondenten Markus Günther  

Nica Timm ist eine junge Frau wie viele andere. Die 22-Jährige sieht nicht anders aus als ihre Altersgenossinnen daheim in Hamburg. Sie trägt das blonde Haar gescheitelt, mag Lippenstift und Jeans. Dass Nica Timm Missionarin im Dienste der Mormonen ist, sieht man ihr wirklich nicht an.

Für anderthalb Jahre hat sich die junge Deutsche zum Missionsdienst in der Zentrale der „Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage“ verpflichtet. Während der Olympischen Spiele führt sie deutsche Besucher durch den Tempelbezirk in Salt Lake City und versucht, unaufdringlich und charmant, doch das Buch Mormon immer unter dem Arm, neue Anhänger für ihre Kirche zu gewinnen. „Ich akzeptiere andere Menschen und andere Glaubensrichtungen, ich will niemanden mit Gewalt von meinem Glauben überzeugen“, sagt sie. Sie will nicht bekehren, sondern „Menschen einladen, unsere Kirche kennen zu lernen“.

Nica Timm ist eine von 36 000 Mormonen in Deutschland. Für junge Männer ist der Missionsdienst Pflicht, junge Frauen wie sie können sich freiwillig melden. Nach dem Abitur hat sie als Stewardess bei der Lufthansa gejobbt und dann angefangen, Deutsch und Spanisch zu studieren. Dass sie dann den ungewöhnlichen Schritt in den Missionsdienst gewagt hat, kann sie mit ganz handfesten Gründen erklären: die Erfahrungen, die man sammelt, die Begegnung mit anderen Menschen, die Sprachkenntnisse. Doch sie kann es auch mit missionarischem Duktus sagen: „Der Herr will, dass ich hier bin.“ Dass ihre Kirche vielerorts den Ruf einer undurchsichtigen Sekte genießt, stört sie nicht. Ihre Freunde in Deutschland haben sie immer respektiert: „Wenn die Leute sehen, dass wir eigentlich ganz normal sind, verlieren sie ihre Vorurteile.“ Zu der Normalität ihres Lebenslaufes gehört, dass sie in einer Band gesungen hat, daheim oft ins Kino oder auf Partys geht, dass sie Freunde aus anderen Religionen und Freunde ohne Religion hat. „Und. . .  ja“, sagt Nica Timm mit verlegenem Lächeln, „verliebt war ich auch schon mal.“

Im Detail aber unterscheidet sich ihre Vorstellung vom Leben doch von dem, was heute in Deutschland und anderswo normal ist. „Keuschheit“ ist ein Wort, das sie weder altmodisch noch komisch findet, sondern ohne jede Verlegenheit ausspricht. „Ja, das ist klar, Keuschheit vor der Ehe ist für mich eine Selbstverständlichkeit.“ Genauso selbstverständlich ist, dass sie niemals geraucht oder Alkohol getrunken hat und sich für die Zeit des Missionsdienstes strengen Regeln unterwirft. Im Tempelbezirk trägt sie einen langen Rock und eine blickdichte Strumpfhose, das Leben zusammen mit den anderen Missionarinnen aus aller Welt ist genau geregelt und lässt muntere Abendausflüge nicht zu. Nica Timm gefällt es so.

Doch sie gibt gern zu, dass sie sich auch auf das Ende ihres Missionsdienstes und die Rückkehr nach Deutschland freut. An ihrer Lebensplanung hat sich nichts geändert: Sie will ihr Studium abschließen und Lehrerin werden, heiraten und Kinder bekommen. Ihr künftiger Ehemann muss nicht unbedingt Mormone sein, aber, sagt sie, „er muss akzeptieren, was mich glücklich macht, und dazu gehört mein Glaube“. Vor allem aber muss er der „Traummann“ sein. „Aber den zu finden, lässt sich natürlich nicht planen. Das ist bei uns nicht anders als bei allen anderen Menschen.“

http://www.badische-zeitung.de/1013188540436

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