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zum Thema Zeitungsartikel über die Mormonen
Seite erstellt am 27.4.24 um 2:00 Uhr
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der Beitrag:
Verfasser: Gunar
Datum: Donnerstag, den 14. Februar 2002, um 1:39 Uhr
Betrifft: Salt Lake City staunt über sich selbst

news.ch
Mittwoch, 13. Februar 2002

Eine Stadt hat sich gewandelt

Salt Lake City staunt über sich selbst

Salt Lake City - 20’000 zu heissen Rhythmen in der Kälte dampfende, stampfende Leute abends um 20 Uhr in der Innenstadt vor dem Tempel, Gutgelaunte mit einem Bier in der Hand auf offener Strasse, Hochbetrieb und Gedränge auf einem ohrenbetäubenden Klangteppich in verschiedenen Lokalen: Das ist nicht Rio und nicht London, sondern Salt Lake City im Februar 2002.

Die Bewohner von SLC staunen selber am meisten über die Verwandlung der puritanischen Mormonen-Metropole. «Salt Lake Citys Einwohner stolpern in diesen Tagen durch ihre Downtown wie ein Haufen unbeholfener Touristen. Aber kann man sie deswegen tadeln? Es ist schwierig, den Platz wiederzuerkennen», schreibt die lokale Zeitung «The Salt Lake Tribune».

Wie von einem gigantischen Vibrator durchgeschüttelt sei der schlafende Kern der Stadt abrupt durch diese Olympischen Winterspiele 2002 aufgeweckt worden. Die Landschaft der Main Street, einst von leeren Fensterfassaden geprägt, ist nun mit Kiosks, Shops, Restaurants und Bars durchsetzt. Auf den Trottoirs herrsche ein unvorstellbares Gedränge. Salt Lake City habe sich verwandelt, stellt die «Tribune» fest.

«Ich bin schockiert», erklärte Barbara Diiorio aus San Francisco. Sie habe 32 Jahre lang in Salt Lake City gelebt und sich dann nach mehr Vergnügen umgeschaut. «Aber das ist eine andere Stadt. Sie ist wie neu geboren.» Restaurateure und Barbesitzer hoffen natürlich, dass das neue Leben nach den Spielen nicht wieder aus der Innenstadt entweicht.

Einen ersten Höhepunkt erlebte die Olympic Medals Plaza, der auf dem Parkplatz der Mormonen angelegte Platz der Medaillenübergabe, logischerweise am Montagabend, als es einen dreifachen US-Triumph im Snowboard zu bejubeln gab. Noch mehr als die 18 000 Leute vom Samstag und Sonntag, da sich Simon Ammann und Fabienne Reuteler einer gewaltigen, vibrierenden Menge gegenüber gesehen hatten, fanden sich ein, als drei Sternenbanner nebeneinander aufgezogen wurden - zur Feier von Ross Powers, Danny Kass und Jarret Thomas.

«Es ist erregend. Da liegt so viel Energie in der Luft», sagte Jacqueline Crosby (27). «Hier brauche ich keine Wärme. Ich bin so entzückt, dass die Kälte keine Rolle spielt.» Ähnlich war die durch Rockmusik angeheizte Stimmung schon am Nachmittag an der 40 km entfernten Halfpipe im Park City Mountain Resort gewesen.

Die allabendlichen Shows auf der «Medal Plaza», die neben den Siegerehrungen auch Feuerwerke und Konzerte beinhalten, erfreuen sich grösster Beliebtheit. Alle Besucher haben sich einer durchschnittlich 45 Minuten dauernden Sicherheitskontrolle zu unterziehen, bevor sie auf die mit 5 Mio Dollar von der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage gesponserten Medals Plaza eingelassen werden. Von Heiligen ist dabei allerdings wenig zu sehen, immerhin liegt der Tempel ganz in der Nähe.

Die Tickets für die 20 000-Zuschauer-Arena, die ursprünglich gratis waren, werden auf dem Schwarzmarkt für bis zu 100 Dollar gehandelt. Zu den Top-Acts der kommenden Tage zählen Sheryl Crow, Nelly Furtado und Alannis Morissette. Und der Schwarzmarkt für die anderen Anlässe wächst im Gleichschritt mit der Begeisterung für die Olympics in Utah von Tag zu Tag.

Die auswärtigen Besucher, allein 75’000 aus dem Ausland werden erwartet, können sich in SLC nicht beklagen. Die Stimmung in der Stadt ist so gut wie früher in anderen Olympiastädten, vielleicht mit Ausnahme der grossartigen Ambiance bei den Sommerspielen 2000 in Sydney. Auch in Salt Lake «läuft etwas», und jeder Besucher bekommt sein Bier oder sein Glas Wein. Er muss deswegen höchstens kurzfristig Klubmitglied werden und ein paar Dollar auf den Tisch legen, damit den mormonischen Vorschriften Genüge getan wird.

«These Utahns have no control - diese Einwohner von Utah haben sich nicht unter Kontrolle. Es ist, wie wenn sie nie etwas zu trinken gehabt hätten, sie spielen völlig verrückt.» So der Kommentar von Party-Besucher John Finch im Beta Theta Pi House in SLC.

Und selbst die Provinz um SLC erwacht. Das Städtchen Provo, wo Eishockey gespielt wird, erlebte seinen ersten Sonntag, an dem auf legale Weise Bier verkauft werden durfte. In der Peaks Ice Arena, beim Eishockeyspiel zwischen Deutschland und Österreich. Allerdings gabs nur Schwachbier mit 3,2 Prozent Alkohol. Aber immerhin. Für viele wars ein Durchbruch in die Welt der Normalität.

Peter A. Frei

http://www.news.ch/print/detail.asp?ID=102729

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