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Beitrag 72 von 81
zum Thema Zeitungsartikel über die Mormonen
Seite erstellt am 20.4.24 um 14:40 Uhr
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der Beitrag:
Verfasser: Gunar
Datum: Montag, den 18. Februar 2002, um 1:07 Uhr
Betrifft: Es ist nicht so, dass die Mormonen weltfremd wären:-)

Die Welt
18. 02. 2002

Schlaflos in Salt Lake City

Von Catrin Barnsteiner

Der Deseret Bookstore der Mormonen in Salt Lake City ist eine Art Paralleluniversum - hier gibt es alles, nur sieht es ein bisschen anders aus: Jesus wird in bunten Aufklebersets à 16 Stück verkauft, Puzzles ziert ein Arche-Noah-Motiv, und ein sehr beliebtes Brettspiel heißt "Bible Football". Wer als Kind in einen Glauben hineinwachsen soll wie in seine Muttersprache, der muss früh begreifen - und das geht mit Nonnen als Stoffpuppen ja auch ziemlich gut. Auf der Liste der Top-Ten-CDs steht ganz oben die mormonische Boygroup Jericho Road. Auch der Tabernacle Choir und "His Love, Volume 2" haben es auf vordere Plätze geschafft. Die Backstreet Boys findet man hier ebenso wenig wie Cola im Reformhaus. Weiter hinten im Laden durchsucht eine Frau einen Stapel mit Jesus-Postkarten. "Nimm die, bei der anderen ist da ein Fleck", sagt ihre Tochter und zeigt auf den Heiligenschein.

Die Gemeinschaft der Heiligen der Letzten Tage, wie sich die Mormonenkirche eigentlich nennt, ist die am schnellsten wachsende Gemeinde der Welt, und ihr Zentrum ist Salt Lake City. Die Olympischen Spiele betrachten sie als eine Art Einladung zu einem gigantischen Vorstellungsgespräch. Auf dem Platz vor ihrem Tempel erklären sie den Besuchern unglaublich freundlich und unaufdringlich ihre Welt - und wer das Gelände verlässt, möchte entweder übertreten oder einen Schnaps.

Im Deseret Bookstore liegt in einem Regal hinten links das 20 Dollar teure "Missionary Game". Die Mormonen haben es 1995 als bestes Spiel ausgezeichnet und mit fünf Sternen belohnt. Bei diesem Brettspiel müssen "Gehorsamkeitskarten" gezogen werden. Und wer auf der Tour von Haustür zu Haustür einen Fahrradunfall hat, verliert zwei "Inspirations"-Karten. Es ist nicht so, dass die Mormonen weltfremd wären - sie haben die Welt nur sehr, sehr gründlich übersetzt.

Nahe des Deseret Bookstore steht ein Deseret-Geldautomat. Aufgeregt sucht man seine Karte und steckt sie hinein. Dann die Enttäuschung: Ein 20-Dollar-Schein fällt aus dem Schlitz. Ein ganz gewöhnlicher 20-Dollar-Schein. Oder, Moment mal, stand auf der Rückseite wirklich schon immer: "In God we trust"?

...

http://www.welt.de/daten/2002/02/18/0218spwi315070.htx?print=1

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