Beitrag 24 von 81 zum Thema Zeitungsartikel über die Mormonen |
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Verfasser: Gunar Datum: Donnerstag, den 7. Februar 2002, um 3:47 Uhr Betrifft: Salt Lake City ist wie das Paradies
Dolomiten
07.02.2002Salt Lake City ist wie das Paradies
Keine Slums, keine Kriminalität, wenig Krebskranke: In dieser Stadt möchten viele leben
Salt Lake City (APA/dpa) - Den gröÃten Korruptionsskandal in der olympischen Geschichte hat die Stadt schadlos überstanden. Salt Lake City boomt. Und das nicht nur wegen der vom 8. bis 24. Februar stattfindenden XIX. Olympischen Winterspiele, die sich die einstigen Bewerbungschefs durch Bestechung erkauft haben.
Die im weiten Tal zwischen den Südwest-Ausläufern der Rocky Mountains eingebettete Hauptstadt des US-Bundesstaates Utah gehört zu den am schnellsten wachsenden Metropolen und Industrie-Regionen Amerikas.
Das Geheimnis des rasanten Aufschwungs liegt in der konservativen Mormonen-Gesellschaft begründet. Sie hat eine Armada exzellent ausgebildeter, äuÃerst disziplinierter und engagierter Arbeitnehmer hervorgebracht, die einen ausgeprägten Sinn für das Geld verdienen entwickelt haben. Durch den rigiden Moralkodex der Kirche, die den Konsum von Alkohol, Nikotin, Koffein und Drogen jeder Art ebenso strikt untersagt wie Prostitution, sind die Menschen im Herzstück des amerikanischen Westens "gesünder und deshalb leistungsfähiger als anderswo", behauptet Utahs Gouverneur Mike Leavitt.
Tatsächlich gibt es unter den zwei Millionen Bewohnern des mit faszinierenden Naturschönheiten reich gesegneten Staates weniger Krebs-, Herz- oder Diabetes-Erkrankungen. AIDS-Fälle sind rar. Die Luft im terrassenförmig nach Norden und Osten sanft ansteigenden Salt Lake City, das sich vier Mal vergeblich um die Austragung der Winterspiele beworben hatte, ist sauberer als in anderen GroÃstädten der USA. Die Forschungseinrichtungen und Krankenhäuser gehören zu den renommiertesten des Landes.
Das Gleiche gilt für Universitäten und Schulen. Die Kriminalität tendiert gegen Null. Slums findet man keine. Die Familie ist das höchste Gut. Statistiken weisen viel weniger uneheliche Kinder und Scheidungen aus.
Brigham Young wäre gewiss stolz auf die meisten seiner Nachfahren, von denen sich aber einige noch immer nicht an das 1890 erlassene Verbot der Vielehe halten. Er hatte die verfolgten Anhänger der "Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage", wie sich die von Joseph Smith (1805 bis 1844) gegründete Glaubens-Gemeinschaft der Mormonen nennt, aus dem Osten über die Prärie in die menschenleere Wüste nach Utah geführt. 1847 erblickten sie am FuÃe der über 3.000 Meter aufragenden Wasatch Range eine Hochebene am Ufer eines groÃen Salzsees. Young soll dort entschieden haben: "Das ist der Ort."
Salt Lake City ist seither die Welthauptstadt der Mormonen. 75 Prozent der 180.000 Bewohner sind "Heilige" und deren Kirche ist eines der reichsten Wirtschaftunternehmen weltweit. Sie besitzt Grundstücke, Banken, Hotels, Mühlen, eine Tageszeitung, Radiostationen, Versicherungsgesellschaften und ein umfangreiches Schulwesen.
Alle StraÃen der Stadt führen zum Tabernakel, dem ungewöhnlichen Fest- und Versammlungsaal der Mormonen. Elf Millionen Anhänger zählt die Glaubensgemeinde, die schneller wächst als jede andere. Dafür sorgen die jungen, emsigen Missionare, von denen jeden Monat bis 200 für zwei Jahre lang auf eigene Kosten in die Welt hinausziehen.
Allerdings fällt es nicht leicht, die so sauber und aufgeräumt wirkende Stadt mit ihren schachbrettartig, vielfach mit Pappeln bepflanzten und von Bewässerungsgräben begleiteten breiten StraÃen ins Herz zu schlieÃen. Denn sie erweckt auch einen ausgesprochen langweiligen Eindruck. Von prickelndem Flair ist nichts zu spüren. Ab morgen, wenn der Alkohol-Bann gelockert wird, soll das anders sein - was schwer vorstellbar ist, angesichts der aufwendigsten Sicherheitsvorkehrungen, die bisher überhaupt für Olympische Spiele getroffen werden müssen.
http://www.dolomiten.it/dolomiten/2002/02/07/j0702cit99.html