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zum Thema Zeitungsartikel über die Mormonen
Seite erstellt am 26.4.24 um 15:18 Uhr
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der Beitrag:
Verfasser: Gunar
Datum: Freitag, den 8. Februar 2002, um 0:37 Uhr
Betrifft: STN: "Wir Mormonen sind nicht weltfremd"

Stuttgarter Nachrichten
vom 07.02.2002

Anhänger der "Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage" wollen Ruch des Sonderbaren loswerden
"Wir Mormonen sind nicht weltfremd"

Adretter Anzug, ordentliche Frisur, höfliche Umgangsformen: So präsentieren sich die Mormonen Andreas Kleiner und Günter Jedamczik in ihrem Gemeindezentrum in Stuttgart-Weilimdorf.

VON SONJA HENNING

Mit den Olympischen Spielen in Salt Lake City ist auch das Interesse an der "Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage" gestiegen. Schließlich gilt der US-Bundesstaat Utah als Zentrum der Mormonen. Und Andreas Kleiner weiß, welche Frage in jedem Gespräch als Erstes kommt: die nach der Polygamie. "Dabei haben sich die Mormonen davon bereits vor 100 Jahren losgesagt. Jeder, der Polygamie praktizieren würde, würde sofort ausgeschlossen werden", erklärt er. Das ändert nichts daran, dass eine Splittergruppe in Utah die Vielweiberei praktiziert. "Für uns ist das ärgerlich", sagt Günter Jedamczik, der Stuttgarter Beauftragte für Öffentlichkeitsarbeit, "schließlich kann von Außenstehenden nicht verlangt werden, dass differenziert wird."

Dabei will der 63-Jährige nichts lieber, als den Ruch des Sonderbaren abschütteln, den die Glaubensrichtung umgibt. "Wir sind nicht weltfremd", sagt er. Und zählt auf: Kino, Tanzen, Sport, Theater - damit vergnügen sich auch die 2300 Mormonen im Großraum Stuttgart. Mit 14 Gemeinden bilden sie einen Pfahl - vergleichbar einer Diözese - und Andreas Kleiner ist deren ehrenamtlich berufener Präsident. Im Hauptberuf ist er Diplomingenieur. Als "sittenstreng" bezeichnet er die Lebensregeln der Mormonen. Sex vor der Ehe, Alkohol, Schwarztee, Drogen und Tabak sind tabu, eine gesunde Ernährung wird empfohlen. Der Verzicht auf Alkohol bringt aber auch Vorteile. "Als Jugendlicher durfte ich immer die Autos der Väter meiner Freunde fahren, weil sie sicher wussten, dass ich keinen Alkohol trinke. Darunter war auch ein Mercedes - und den zu fahren, war ein echtes Erlebnis", schwärmt er noch heute.

Mysteriös wirken auf Außenstehende dagegen die Rituale, die in den Tempeln praktiziert werden. Zwei dieser als heilig geltenden Orte gibt es in Deutschland, im hessischen Friedrichsdorf und im sächsischen Freiberg. Dort wird beispielsweise die Totentaufe praktiziert - Verstorbene können auf diese Weise nachträglich zu Mormonen werden. "Für uns ist es eine Verheißung, dass wir auch nach dem Tod als Familie zusammenbleiben können", erklärt Kleiner.

Die Räume der Mormonen in Weilimdorf unterscheiden sich jedoch kaum von denen eines christlichen Gemeindezentrums. Nur dass die Wände im Versammlungssaal kahl sind: keine Bilder, kein Kreuz. Die Mormonen glauben an Jesus als Erlöser - und stellen ihn deshalb nur als Auferstandenen dar.

Die Mormonen sind in den USA im Gegensatz zu Deutschland als Kirche anerkannt - und sie missionieren. Für die Olympischen Winterspiele haben sie sich Zurückhaltung auferlegt, sagt Jedamczik. Das heißt: Kein Sponsoring für die Spiele, keine Missionare wurden nach Salt Lake beordert. Doch viele Mormonen sind als freiwillige Helfer oder als Touristenführer in der Olympiastadt unterwegs. Kleiner und Jedamczik wollen sich die Spiele ansehen. Und sie drücken den Kornwestheimerinnen Stephanie Wartosch-Kürten und Sabine Rückauer die Daumen - die Mormoninnen spielen in der Eishockey-Nationalmannschaft.

http://www.stuttgarter-nachrichten.de/stn/page/detail.php/96567

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