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Verfasser: koriantumr
Datum: Donnerstag, den 31. Mai 2007, um 21:28 Uhr
Betrifft: Das Sühneopfer Christi

Hallo Xenon, du hättest mit Deiner Meinung völlig recht, wenn deine arg mißinterpretierte Version des Erlösungsopfer zuträfe. Aber tröste Dich, so geht es heute vielen Menschen. Nicht umsonst klagen Leute vor Gericht darauf das Kruzifixe aus Klassenzimmern verschwinden. Dieser brutale Foltertod ist grausam und der Anblick zarten Kinderseelen nicht mehr zuzumuten, so lautet vermehrt die Volksmeinung. (Von Fragen der Trennung von Kirche und Staat sehe ich hiermal völlig ab.)

Das Problem ist, dass die Botschaft des Kreuzes in unserer "modernen" areligiösen Gesellschaft zunehmend schlicht nicht mehr verstanden wird. Träfe Deine Auslegung des Sühneopfers zu, wäre das in der Tat ein kranker, pervertierter Glaube, den es völlig zu recht zu kritisieren und zu bekämpfen gelte.

Ich bin kein Theologe, versuche aber Dir als Laie die christliche Intention zu erklären: Wichtig ist hier die Dreieinigkeitslehre, dass es nur EINEN Gott in drei Personen gibt. Nur dann macht´s nämlich Sinn.

Gott, der souveräne Schöpfer, hat seine Geschöpfe so "lieb", dass er Fleisch annimmt und den Menschen in allem Gleich wird, außer der Sünde (Weihnachten). Seine Liebe und Identifizierung mit seinen Geschöpfen geht soweit, dass er sich mit Ihnen soweit solidarisiert, dass er, dem sonst die Menschen opfern (die Heiden in der Antike opferten teilweise Menschen [Inkas, Atzteken, Ägypter], die Juden Tiere als Brandopfer (aus der Abraham-Isaak-Geschichte geht eindeutig hervor, dass Gott keine Menschenopfer möchte) und im Christentum opfert sich Gott selber!!! Weder Menschen noch regelmäßige Opfer von Sündenböcken sind nötig, nein der gute Hirte gibt sein Leben für die Schafe. Er ist das einzige und wahre Opferlamm. Das Kreuz, als perfides, grausames römisches Folter- und Tötungsinstrument erhält durch Christus eine radikale Umdeutung vom Schandpfahl zum Lebensbaum. Gott gibt Allem eine völlig neue Perspektive. Nur, wenn Jesus wirklich Gott ist macht dieses freiwillige Opfer Sinn!!! Ansonsten wäre er wirklich ein unbarmherziger, sadistischer Vater, der seinen Sohn für die Menschheit opfert. Das wäre in der Tat konfus.

Deswegen ist die Dreieinigkeitslehre wichtig. Nimmt man ein Stück Wahrheit heraus, wird das ganze nämlich unverständlich und infolgedessen (vielleicht) mit Recht abgelehnt.
Das Menschen sündigen und Gott töten können, hat mit der Freiheit der Kinder Gottes zu tun. Gott hat keine Sklaven oder Roboter geschaffen. Wer jetzt fragt, warum Jesus den am Kreuz "Mein Gott, warum hast Du mich verlassen" ruft und er doch sicherlich keine Selbstgespräche führt sei auf Psalm 22 verwiesen. Die Zeitgenossen haben das verstanden. Er solidarisiert sich bis zuletzt mit seinen Geschöpfen.

Das sich so ein Gottesbild keiner ausdenken kann liegt meiner Meinung auf der Hand. Wer die Leute betrügen und irreführen will, predigt nicht so ein kompliziertes ja anspruchvolles Gottesbild. Aber die Welt ist ja auch komplex und nicht einfach zu verstehen...

Schwierig ist auch die Theodizee-Frage, die man höchstens in Ansätzen und mit Hilfskonstrukten beantworten kann. Aber wenn wir alles wissen und durchschauen könnten, wären wir ja Gott.
Das ganze ist ein sehr schwieriges Thema und als Nicht-Theologe stößt man hier zugegebenermaßen schnell an seine (menschlichen) Grenzen. Ich hoffe trotzdem, dass ich wenigstens in kleinen Ansätzen den Sinn des Sühneopfers, wie ich ihn verstehe, klar machen konnte. Gruß Koriantumr

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