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Verfasser: Gunar
Datum: Mittwoch, den 11. Dezember 2002, um 2:21 Uhr
Betrifft: Gesetz des Zehnten durch Christus erfüllt

Und nun noch ein paar Dinge zum Nachdenken:

In Numeri 18 geht es um die Finanzierung der Leviten. Man erinnere sich, dass nach der jüdischen Tradition das gesamte Volk der Leviten als Geistliche auserkoren wurde, also ein Zwölftel des gesamten Volkes Israel. Hauptamtliche Geistliche, wohlgemerkt!

Wenn man nun die ersten Verse des Kapitels liest, so bemerkt man, worum es im konkreten Fall geht, nämlich um die Brandopfer. Nach christlicher Tradition, und insbesondere auch nach mormonischer, stellten die Brandopfer der Erstlinge ein Symbol für die bevorstehende Opferung des Erstgeborenen des Vaters dar. Doch dann kam Jesus und sagte in Matthäus 5.17: "Meint nicht, dass ich gekommen sei, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen, aufzulösen, sondern zu erfüllen." Christus stellt also die Erfüllung des Gesetzes dar; es wurde erfüllt und ist daher nun nicht mehr erforderlich. Dass es genau aus diesem Grunde keine Brandopfer mehr gibt, ist mormonische Lehre pur.

Nur ist man nicht konsequent, denn wenn das Gesetz Mose durch Christus erfüllt wurde, wieso wird dann der Zehnte mit genau diesem Gesetz begründet, auch noch aus genau dem gleichen Kapitel? Und was bei den HLT-Mormonen noch erschwerend hinzu kommt, warum wird er nicht wie damals für hauptamtliche Geistliche verwendet? Es ist also unlogisch und unangemessen, den Zehnten mit Numeri 18 begründen zu wollen.

Nicht anders sieht es bei Deuteronomium 14 aus. Wenn Gott gewollt hätte, dass das mosaische Gesetz noch immer gelebt wird, warum ist es nach mormonischer Tradition gestattet, z. B. Fleisch von Schweinen, Hasen oder Straußen zu essen? Und wie sieht es mit Shrimps oder Hummer aus? All das ist nicht verboten, obwohl es der Herr in Deuteronomium 14 doch klar und deutlich verbietet.

Hingegen erlaubt der Herr in Vers 26 ausdrücklich Geld "für Wein und Rauschtrank und für alles, was deine Seele wünscht", auszugeben und das Gekaufte zu sich zu nehmen. Dies aber ist nach HLT-mormonischer Tradition verboten.

Kein bisschen anders verhält es sich mit der Stelle in Tobit 1:6-8, bei der es auch um Tieropfer geht. Nur gehört dieses Buch auch noch zu den deuterokanonischen oder apokryphen Büchern, was der Glaubwürdigkeit auch nicht gerade zuträglich ist. So ist z. B. in Vers 15 von Sanherib als Salmanassars Nachfolger die Rede, die historische Wirklichkeit weiß aber Sargon II. auf dieser Position.

Der Autor betreibt also systematischen Unsinn, wenn er den Zehnten, wie ihn die HLT-Kirche fordert, mit Ausführungen aus dem Alten Testament untermauern will. Er will sich nur die Rosinen aus dem Kuchen picken, stellt dabei aber das große Bild biblischer Überlieferung verzerrt dar.

Die beiden Stellen im Neuen Testament belegen lediglich, dass die Pharisäer, sofern nicht eigentlich die Sadduzäer gemeint waren, sich an das mosaische Gesetz hielten, das nach christlicher und mormonischer Ansicht durch Christus erfüllt wurde und daher nicht mehr notwendig ist. Tatsächlich war auch Jesus ein Jude und als solcher hielt er sich wohl selbst an das Gesetz.

Man sieht, dass nicht das Geringste in diesem Text einen Zehnten in heutiger Zeit rechtfertigen würde - schon gar nicht, wenn man ein Laienpriestertum betreibt.

Bleibt die Betrachtung von anderen Stellen im Neuen Testament.

Da wäre Hebräer 7 zu nennen, wo es aber auch wieder nur um das vollzeitliche Priesteramt geht, und man nimmt Bezug auf alttestamentliche Zeiten. Ganz im Gegenteil verkündet dieses Kapitel dem Christentum: "Wäre nun die Vollendung durch das levitische Priestertum gekommen - das Volk hat ja darüber gesetzliche Bestimmungen erhalten ... sobald das Priestertum geändert wird, ändert sich notwendig auch das Gesetz ... Das frühere Gebot wird nämlich aufgehoben, weil es schwach und nutzlos war - denn das Gesetz hat nicht zur Vollendung geführt -, und eine bessere Hoffnung wird eingeführt, durch die wir Gott nahe kommen", also Jesus Christus. Wenn aber die Vollendung des Gesetzes mit Jesus Christus gekommen ist, wie kann sich jemand auf eben dieses Gesetz berufen und zugleich vorgeben, an diesen Christus zu glauben?

Mehr aber gibt das Neue Testament zum Thema nicht her.

Natürlich kann sich die mormonische Tradition auf Neuoffenbarungen berufen, nur stellt sie sich damit außerhalb der christlichen Tradition und somit auch außerhalb des Christentums.

Als Fazit bleibt zu sagen: Die Zahlung des Zehnten, so wie ihn die HLT-Mormonen fordern, ist unbiblisch und nicht mit christlicher Tradition vereinbar. Dies belegt, dass die HLT-Kirche keine christliche Kirche ist.

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