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Seite erstellt am 29.3.24 um 2:44 Uhr |
Verfasser: Elvira Datum: Mittwoch, den 11. Dezember 2002, um 12:31 Uhr Betrifft: Muss nochmal ein biÃchen nachhaken
> Dazu kommt aber, dass es für mich einen enormen Unterschied macht, ob "irgendeine" Gemeinschaft Geldgier oder Machtgelüste zeigt, oder Gemeinschaften, die vorgeben im Namen Gottes - in seinem Auftrag - zu handeln, und deshalb auch vorgeben mehr Verständnis, mehr Liebe, mehr "Gutes" zu besitzen und zu praktizieren als "normale" Menschen.
Wenn jemand für sich einen bestimmten Glauben angenommen hat und damit dessen ethische Normen für sich akzeptiert, heiÃt das für mich noch nicht, dass er ab diesem Zeitpunkt stets und immer in der Lage sein wird, sich entsprechend dieser Normen zu verhalten, in unserem Fall z.B. nicht geld- und machtgierig zu sein.Ich denke und so entspricht es meiner Erfahrung, dass nur Religionen oder Gesellschaftssysteme die für sich in Anspruch nehmen, den einzig richtigen Weg zu lehren, bei ihren Anhängern diese Ãberheblichkeit produzieren, dass sie mehr
>Verständnis, mehr Liebe und mehr Gutes besitzen und praktizieren, als normale Menschen.(Und nur so am Rande: Es macht mich wütend, wenn jemand von mir besonders viel Nächstenliebe erwartet, nur weil er weiÃ, dass ich mich zum Christentum bekenne, noch dazu in dem Sinne, dass dieser Jemand davon ausgeht, dass er Besonderes von mir einfordern dürfe bzw. ein Anrecht auf ein bestimmtes Verhalten meinerseits habe.)
>Ich finde es besser, wenn Religionsausübung nur noch rein privat stattfindet.
Ich weiss jetzt nicht ganz genau, wie diese private Religionsausübung aussehen sollte. Ich weià nur, dass sie Leute, die sich zu einer Religion bekennen, das Bedürfnis haben, sich für gemeinsame Unternehmungen zu treffen, dafür brauchen sie ein Gebäude und das ist ja schon mal etwas Ãffentliches. Ich sehe darin aber auch gar nichts besonderes, denn wenn einer gerne FuÃball oder Schach spielt, dann mag er sich auch mit Gleichgesinnten treffen und braucht dazu gewisse Ãrtlichkeiten.
>Wenn man all die "weltlichen" Tätigkeiten der Glaubensgemeinschaften ausklammert, was bleibt dann über? Glaubensvermittlung
Genau das möchte ich auf keine Fall. Denn wir leben in dieser Welt und mit dieser Welt und ich möchte im Sinne meines Glaubens an der Gestaltung dieser Welt teilhaben z.B. durch meinen Einsatz in Organisationen die den Hunger in der Welt bekämpfen und nicht nur im privaten bleiben, wie bei meinen Besuchen im Altenheim. Ich habe als Zeichen meiner ablehnenden Einstellung zu einem möglichen Irakkrieg--- die aus meinem Glauben erwächst, zusammen mit vielen anderen rund um die Erde, ein weisses Tuch vom Balkon hängen. Damit mache ich mich und meinen Glauben ganz bewusst öffentlich. Andere mögen sich dazu hingezogen fühlen im Sinne ihres Glaubens als Seelsorger, für Behinderte, Drogenabhängige, StraÃenkinder ect. tätig zu sein.
Die pure Glaubensvermittlung, das alleine im Kämmerlein bleiben, wäre mir zu wenig und ich halte das sogar für gefährlich. Damit wird dieses irdische Leben in all seinen Facetten wieder einmal mehr verleugnet, zugunsten eines irgendwann kommenden Lebens bei Gott. Damit werden Möglichkeiten beschnitten, LebensäuÃerungen unterdrückt und Menschen auf ein besseres Leben im Jenseits vertröstet.