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Verfasser: Renate
Datum: Donnerstag, den 15. Mai 2003, um 14:14 Uhr
Betrifft: Der Gott der Bibel

>1.Diese Wunder haben ja laut Bibel stattgefunden, es sei denn du anerkennst die Bibel nicht.

Ich anerkenne die Bibel als das, was sie ist: Als Schriftensammlung von zum Teil uralten Überlieferungen über das Leben einiger früherer Völker oder Menschengruppen in einem bestimmten Landstrich. Als Wort Gottes kann ich sie nicht anerkennen. Das aber nicht aus Launenhaftigkeit, sondern weil sie sich selbst als Wort Gottes widerlegt, wenn wir jetzt mal davon ausgehen, dass wir dieses Wesen meinen, dass eventuell hinter der Planung unseres Univerums stehen könnte. Ich versuche jetzt meine ganz persönliche Sicht zu erklären, ohne die wissenschaftlichen Aspekte mit einzubringen, denn das würde zu weit führen.

In der Zeit, von der die Bibel erzählt, war es üblich besonders kluge und auch charismatische Menschen, die es verstanden sich in Szene zu setzen und einfache ungebildete Menschen zu beherrschen, als Priester oder auch Gottpriester zu bezeichnen - einer, der mit einem imaginären Gott in Verbíndung stand und deshalb mehr Wissen und Macht besaß. Vergleichbar mit dem heutigen "Guru" oder irgendeinem ähnlichen Sektenführer. Das lag meist daran, dass die einfachen Leute sich so manches, was diese "heiligen" Männer und auch Frauen vollbrachten, nicht erklären konnten. (Später, im Mittelalter wurden diese "unheimlichen" Leute dann dafür verbrannt, aber das ist eine andere Geschichte)  So entstand der Glaube an Zauberei, Magie, eben an überirdische Macht. Und wie es nun mal so ist, verbreiten sich dazu auch noch diverse Gerüchte über diesen Guru, Priester, etc. Vielleicht auch durch seine engsten Anhänger unterstützt oder auch von ihm selbst initiiert. Leider geschieht ähnliches auch heute noch, auch wenn es schwer vorstellbar ist, aber es ist so.

Wir alle kennen doch die Kraft der Phantasie, die sich um einen nicht durchschaubaren, geheimnsivollen, charismatischen Menschen, spinnen kann. Wodurch der bei seinen Anhängern noch mehr an Ausstrahlung und Macht gewinnt. Ein charismatischer Mensch, den wir genau kennen, besitzt diese Macht nicht, obwohl er deshalb nichts von seiner Ausstrahlung einbüßt, aber wir assoziieren sie nicht mehr mit etwas Überirdischem, sondern "nur" noch mit Sympathie. Kurz erklärt: Bei einem geheimnisvollen Charismatiker verehren wir seine mystische unerklärbare Wirkung auf uns, bei einem charismatischen Menschen, der sich uns öffnet und sein Wesen zeigt, fasziniert uns genau dies: Sein Wesen, seine Persönlichkeit. Auch wenn wir ihn noch so sehr lieben sollten, wir werden niemals in ihm ein überirdisches Wesen sehen oder überirdische Macht vermuten.

Dann gibt es auch noch die Möglichkeit, dass Charismatiker ihre Macht dazu benutzen, ihre Anhänger zu bedrohen, zu unterdrücken und bei Ungehorsamkeit zu bestrafen. So werden sie als Guru, Gott, Priester zwar nicht aus Liebe, aber aus Furcht "zwangsverehrt", auch wenn sie sich Gegenteiliges einzureden versuchen um sich zu rechtfertigen. So in etwas erfolgte früher die "Geburt" eines Gottes. Denn in weiterer Folge entstanden dann, durch jahrhundertelange mündliche Überlieferung und später durch Aufschreiben dieser Legenden - ebenfalls über einen sehr langen Zeitraum hinweg - und fortlaufender neuer Abschriften und Übersetzungen, der/die Gott/Götter der Bibel und auch anderer Sagen und Geschichten. Also, ein von den Menschen erschaffener Gott. Was dem Gott der Bibel auch heute noch erhalten geblieben ist, ist die übermächtige Furcht, die ihm entgegen gebracht wird, und die von seinen fundamentalistischen Anhängern, in Verdrehung der Tatsache, als Liebe gewertet wird.

Ich schließe nicht aus, dass es eine intelligente Wesenheit gibt, die dieses Universum geplant hat, aber sie hat sicher nichts mit dem menschlichen Gott (Göttern) der Bibel zu tun. Deshalb mache ich da einen großen Unterschied. Wie auch Gunar schon schrieb: Die Bibel enthält eine Sammlung von Lebensweisheiten, auch Geschichte und viele nette Geschichten. Vor allem finde ich sie deshalb interessant, weil sie mir einiges vom Leben der damaligen Menschen vermittelt.

>2.Wieso sollte es gegen den gesunden Menschenverstand verstossen dass man nicht ganz ausschliessen kann ,dass es einen Gott gibt und der auch in der Lage ist die Naturgesetzte zu manipulieren.

Ich kann es ausschließen weil ich weiss, dass das auch ein Gott nicht könnte. Er könnte bestenfalls ein uns noch nicht bekanntes Naturgesetz benutzen, was uns zweifelsohne in Staunen versetzen würde. Aber da wir mittlerweile genügend Verstand besitzen, würden wir ihn deshalb nicht anbeten sondern eher neugierig werden und von ihm lernen wollen. Ansonsten muss sich auch ein "Gott" an die - eventuell von ihm selbstgeschaffenen - Naturgesetze halten. Die einzige denkbare Alternative für ihn wäre dann noch, alles neu, nach anderen Regeln, zu schaffen.

Ehrlich gesagt wäre mir ein Wesen, dass uns intelligenzmäßig weit überlegen ist und deshalb angebetet werden will, ziemlich suspekt. Das würde mir seinen schlechten Charakter beweisen. Anbetung ist immer ein Zeichen von Furcht. Ich kann ein Wesen wegen seines Könnens und Wissens bewundern, d.h. seine Leistung bewundern. Ich kann es sympathisch finden oder auch lieben, aber niemals anbeten. Anbetung bedeutet Erniedrigung und Furcht. Beides ist kein guter Ausgangspunkt für ein ehrliches, produktives Miteinander.

Ein Wesen, das Anbetung verlangt oder erwartet, ist immer bedrohlich. Es erwartet dann auch Gehorsam und setzt seine Macht ein um ihn zu erreichen. Gehorsamseinforderung bedeutet Unterdrückung. So ist der Wunsch nach Anbetung  immer mit Machtgier gleichzusetzen. Kannst du einem "Gott" solch niedrige, miese Instinkte unterstellen? Ich könnte das nicht. Selbstverständlich steht es jedem frei anzubeten und zu gehorchen was oder wem er auch immer will. Doch ich denke auch, wenn sich die Menschen mal darüber klarwerden könnten was das wirklich bedeutet, würden sie vielleicht ihre Meinung ändern.

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