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Verfasser: Gunar
Datum: Mittwoch, den 14. Mai 2003, um 14:01 Uhr
Betrifft: Abstufungen bei der Bewertung beachten

> Das ist nichts speziell , was man gegen den Mormonismus enwenden kann, wenn man aufrichtig argumentiert.

Das hast du genau richtig erfasst. Ich erkenne allerdings nicht, wie dies die Argumentation in irgend einer Weise negativ beeinflussen sollte. Weshalb sollte es "nicht besonders stark" sein, nur weil es nicht ausschließlich auf eine Gruppe oder Glaubensrichtung zutrifft, sondern allgemein gültig ist? Gerade in der Allgemeingültigkeit liegt doch die Stärke dieser Argumentation.

Märchen erfüllen in der Kindheit einen besonderen Zweck, nämlich dem Kind moralische Grundsätze und Lebensweisheiten auf spielerische Art zu vermitteln. Es hat nämlich noch nicht gelernt, logisch strukturiert zu denken. Mit der Entwicklung dieser Fähigkeit nimmt dann auch der Glauben an diese Märchen ab, und wenn man Glück hat, dann bleibt die durch das Märchen vermittelte Moral im Gedächtnis zurück.

Nun ist der Mensch von Natur aus faul, logisches Denken erfordert jedoch Anstrengung. Ein nicht unerheblicher Teil der Menschheit sehnt sich daher nach einem Lebensweg, der möglichst wenig Eigeninitiative erfordert, sprich: ein vorgefertigtes Weltbild mit klaren, unmissverständlichen Richtlinien, eben Geboten und Verboten.

Je autoritärer und rigider eine Organisation oder gar ein Herrschaftssystem ist, um so weniger Eigentinitiative und um so mehr Gehorsam wird gefordert. Das selbstständige Denken wird also abgeschafft und unterdrückt. Die Individualität geht verloren. Dies steht jedoch - zumindest unter einem humanistischen Betrachtungsansatz - dem Besonderen des Menschseins völlig entgegen. Dies ist dann zu kritisieren.

Ziel muss es immer sein, ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Freiheit zu individueller Entfaltung und Beschränkung zu sozialer Gemeinschaft zu finden. Eine Demokratie versucht dies zumindest. Dafür stehen Ansätze wie "nur so viel Regulierung wie nötig" oder "alles was nicht verboten ist, ist erlaubt".

Ein einfaches Beispiel sind Geschwindigkeitsbeschränkungen. Überregulierung wirkt sich hierbei negativ aus. Hätte man aber keine Richtlinien, so würde wohl so mancher auch während der Schulzeit an einer Schule mit 120 km/h vorbeirasen, statt angemessener 20 km/h. Also stellt man ein Schild auf, dass höchstens 30 km/h erlaubt sind. Ein rücksichtsvoller und denkender Mensch bräuchte eine Regulierung dieser Art nicht, gesetzt den Fall, dass er von der Existenz der Schule an dieser Stelle weiß.

Man sieht also, dass Individualität und Interessenausgleich die Grundsätze für eine menschenfreundliche Umwelt sind. Ein autoritäres System kennt beides nicht, dort spielen nur die Interessen der Autoritäten eine Rolle. Natürlich existieren hierbei unterschiedliche Ausprägungen; und das führt und zu deinem Einwand zurück, dass der Vergleich mit dem Weihnachtsmann auf jede Glaubensrichtung angewandt werden könne. Und hierbei geben ich dir völlig Recht. Das Kriterium kann auf jeden Fall überall zur Anwendung kommen. Die Resultate werden natürlich von Organisation zu Organisation unterschiedlich sein.

Auch wenn ich spezielle Kritik an den mormonischen Kirche übe, so ist es doch nicht mein Ziele, die eine oder andere zu stigmatisieren. Du musst dies einfach im Sinne einer Checkliste für unbekannte Gruppen, die so genannte Sekten-Checkliste, sehen. Es gibt bestimmte kritische Merkmale, die darauf hindeuten, dass es sich um eine rigide, autoritäre, und damit letztlich menschenfeindliche Organisation handelt. Die einzelnen Punkte einer solchen Liste können mehr oder minder stark ausgeprägt sein. Ziel einer solchen Checkliste ist es, die Bewertung einer Organisation für den Einzelnen zu ermöglichen. Es steht jedoch jeder Organisation frei, eine solche Liste herzunehmen und sich selbst einer kritischen Prüfung zu unterziehen und im Idealfall dann an der Ausmerzung kritischer Merkmale zu arbeiten. Das würde einen positiven Umgang mit einer solchen Checkliste darstellen. Autoritäre Organisationen greifen aber im Allgemeinen lieber solche Listen und deren Herausgeber an. Solche Organisationen stigmatisieren sich damit selbst. Progressive Organisationen verteidigen oder publizieren gar solche Listen, obwohl sie wissen, dass es auch an der eigenen Organisation noch Einiges zu verbessern gibt. Dies ist wohl der derzeitige Stand bei den hiesigen Großkirchen.

Und in diesem Hinblick möchte ich auch die Analogie mit dem Weihnachtsmann verstanden wissen. Sie ist anwendbar auf jede Art von Gruppierung, auch auf die Familie, wo diese konkret tatsächlich beheimatet ist. Und wenn du noch einmal die Feinheiten der Ausführung liest wirst du bemerken, dass sie tatsächlich sehr zutreffend ist.

Kritik ausschließlich am Mormonismus kannst du nur in Bezug auf die Dinge üben, die dem Mormonismus auch ausschließlich eigen sind. Und das sind eigentlich nur die geschichtlichen Dinge aus der Frühzeit dieser Bewegung, also die Behauptungen und Produkte des Gründers, wie z. B. das Buch Mormon. Solche Kritik findest du reichlich auf dieser und auch auf anderen Webseiten.

Du hast Recht, wenn du meinst, dass diese Kritik bereits völlig ausreicht, um den Mormonismus in seinem Anspruch als "Wahrheit" zu diskreditieren. Dennoch sollte man deswegen nicht die allgemein gültigen Kritikpunkte an Glauben unter den Tisch fallen lassen.

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