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Verfasser: Elvira
Datum: Dienstag, den 13. Mai 2003, um 22:13 Uhr
Betrifft: Ein bißchen tiefer schauen ist angebracht

Hallo tian,
dieser Kommentar von Dir zeigt, dass Du noch wenig vom Mormonismus weißt.

>dieses Argument mit dem Weihnachtsmann und  Zehnten finde ich nicht besonders stark, ganz einfach deshalb, weil man es gegen jede Glaubensrichtung und jede Kirche benutzen kann. Das ist nichts speziell , was man gegen den Mormonismus enwenden kann, wenn man aufrichtig argumentiert

So wie Gunar hier argumentiert hat und das noch in sehr witziger Form, kann man offenbar nur verstehen, wenn man unter dem Joch des Mormonismus gelebt hat.

Am Besten ist das zu erklären am Beispiel des Zehnten.
Das Entrichten oder nicht Entrichten, des Zehnten hat weitreichende Folgen für jeden HLT.  Der Zehnte muss unter allen Umständen abgegeben werden, wenn nicht warten auf den Betroffenen diverse Sanktionen:

- Gespräche mit dem Bischof, der genau wissen will, warum man dem Herrn den Zehnten     vorenthält. Dabei muss betont werden, dass eine etwaige schlechte finanzielle Situation des Betroffenen keinerlei Einfluss hat.
-Keine Berufungen mehr, denn ohne Zehnten bezahlen ist mat nicht mehr vertrauenswürdig
-Keinen Tempelempfehlungsschein
-Ohne TES kannst man nicht in den Tempel und dort seine Bündnisse eingehen
-Ohne diese Bündnisse aber kann man nicht an den Engeln vorbei in die Celestiale Herrlichkeit kommen.

>. Auch die traditionellen Kirchen haben gut gefüllte Klingelbeutel und auch Sacramente, an die man zu glauben hat, auch wenn sie sich der wissenschaftlichen Verifizierbarkeit entziehen.

Klar jede Kirche hat ihre Methoden, um an das Geld ihrer Gläubigen zu kommen, (was zunächst nichts Schlechtes sein muss, denn auch ein Fußballverein erhebt Mitgliedsbeiträge), aber die im Mormonismus—und das ist nun mal unser Hauptthema hier, ist eine besonders ausgeklügelte Art, die mit Schuldgefühlen und dem Verlust der ewigen Seligkeit operiert. Ãœber dieses Niveau sind die meisten anderen  Kirchen  längst hinausgewachsen.
Dazu kommt, dass die HLT Kirche ihre finanzielle Situation nicht offen legt und es für den Zehntenzahler keine Möglichkeit gibt a) zu erfahren, was genau mit seinen Spenden gemacht wird und b) er hat keinen Einfluss darauf mitzubestimmen in welcher Weise seine Spenden ausgegeben werden.

> Was mir spontan dazu jetzt nur einfällt,ist dies: Sind die, die etwas verkünden an Glaubensbotschaften, auch überzeugend? Halten sie sich an ihre eigenen Schriften? Das gilt für alle Kirchen, nicht nur für die Mormonen.

Sind die, die etwas verkünden auch überzeugend? Offenbar ja, denn sonst hätte nicht jede Religion, Weltanschauung, Kult so viele Anhänger.;-)

Ob sich die Führer dieser Organisationen an ihre eigenen Vorschriften halten, lässt sich nicht immer überprüfen und halte ich als  Entscheidungsmerkmal pro oder contra einer religösen Organisation für ausgesprochen wenig aussagekräftig. Wenn sie sich nicht daran halten, vorausgesetzt, das ist überhaupt überprüfbar, dann fällt die Entscheidung leicht.
Aber es geht nämlich nicht nur darum, ob die Führer korrupt sind und ihre eigenen Vorgaben erfüllen können, es geht in der Hauptsache darum, ob die von ihnen verkündeten Glaubensbotschaften, hilfreich sind für des Leben eines Menschen, ob die zulassen, dass der Mensch sich frei entfalten kann, seine Entscheidungen treffen kann ohne dabei von Schuldgefühlen und Angst geplagt zu werden. Der Mormonismus lässt nur einen einzigen Lebensentwurf für alle Menschen zu, alles andere wird verworfen, und damit schränken die Glaubensbotschaften des Mormonismus freies Leben auf vielen Ebenen ein.

Ebenfalls von Bedeutung ist, wie stark der Führerkult in einer religiösen Organisation ausgebildet ist, denn je stärker und absolutistischer ein Führer herrschen kann, desto stärker kann er Einfluss auf das Leben jedes einzelnen Glaubensuntertan ausüben, entscheidet für ihn kraft seiner göttlichen Autorität.
Die HLT Kirche ist hierarchisch strukturiert und an seiner Spitze regiert ein Mann der den Titel Profet, Seher und Offenbarer trägt. Er behauptet von sich persönlichen Kontakt mit Gott zu haben und alleine auf dessen Anweisung zu achten. Er gibt seine Offenbarungen an sein Kirchenvolk weiter und weil diese direkt von Gott stammen, hat keiner dagegen aufzubegehren. Wer wäre man schließlich sich gegen Gottes Ratschlüsse wenden zu wollen?

Ich hoffe, dass Dir das eine Vorstellung davon gibt, dass es nicht genügt das Buch Mormon gelesen zu haben, man muss schon etwas genauer und differenzierter hingucken um das Phänomen Mormonismus zu durchschauen.

Grüße,
Elvira

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