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Verfasser: Elvira
Datum: Sonntag, den 18. Mai 2003, um 13:20 Uhr
Betrifft: Mormon Enigma

Hallo tian,

Du sagst:

>Mich würden andere Meinungen zu Smith und dem Buch Mormon interessieren

Also hier nun meine persönliche Meinung zu Smith und dem BM.

Zuerst aber einige Bemerkungen zu dem, was Du sagtest, oder Dich beschäftigt.

> Ich weiß es nicht. Aber ganz so einfach kann es bestimmt nicht sein. Denn immerhin zeugt das Buch Mormon nicht nur von großer Phantasie, sondern auch von sehr viel biblischer  Bildung und exzellentem Allgemeinwissen. Darüber hinaus - und das kann ich als Schriftsteller beurteilen - zeigt sich hier eine erfahrene dichterische Hand, was die sprachliche Handhabung des Buches anbetrifft.

Was de sprachliche Handhabung des Buches betrifft, bin ich nicht annähernd so begeistert wie Du. Es kopiert in weiten Teilen den Stil der damals im englischen Sprachraum gebräuchlichen King James Übersetzung der Bibel.

Literarisch bin ich nicht besonders bewandert, aber wenn ich zum Beispiel das Buch Mormon von der Sprache und dem Inhalt her, mit den Werken von Dietrich Bonhoeffer – um im Bereich der Theologie zu bleiben, vergleiche..........da steht das BM ziemlich armselig dar.

>Frage: Wie passt das alles zusammen? Hat Smith dieses Buch womöglich von einem anderen  Autor bekommen oder gar geklaut? Wenn er tatsächlich so ein naiver Faulpelz und Nichtsnutz gewesen wäre, der nur mit akrobatischen Zaubertricks und Betrügereien sich selbst und seiner Familie zu Geld verhelfen wollte, wie kommt dann ein so in sich geschlossenes und fast perfektes literarisches Werk zustande?

Hast Du Dir schon alles durchgelesen, was hier auf der Webseite über das BM steht?

In eine etwas andere Richtung gehen die Ausführungen über das BM auf www.mormonismus-online.de. Dort kannst Du nachlesen, dass es zur Zeit von J. Smith mehrere Bücher gab, die genau das zur Thematik haben, was im BM  dargestellt wird, nämlich die Auswanderung eines Teiles des Volkes Israel auf den amerikan. Kontinent.  Es gibt also literarische Vorlagen.
Und es war zur damaligen Zeit auch eine allgemeine Sehnsucht unter den Nachfahren der nach Amerika ausgewanderten Europäern, die Besiedelung des amerikan. Kontinentes in irgend einer Weise von Europa her abzuleiten. Schließlich hatten die Einwanderer den Ureinwohnern dieses Land weggenommen und das hat man wohl versucht auf diese Weise zu legitimieren.
Die ins BM übernommen Jesajatexte haben mit großer Wahrscheinlichkeit zum Zeitpunkt der Auswanderung der Gruppe von Lehi noch nicht existiert. Lehi kann sie also gar nicht gekannt haben.

> Wenn er tatsächlich so ein naiver Faulpelz und Nichtsnutz gewesen wäre, der nur mit akrobatischen Zaubertricks und Betrügereien sich selbst und seiner Familie zu Geld verhelfen wollte, wie kommt dann ein so in sich geschlossenes und fast perfektes literarisches Werk zustande?

Ich halte Smith für ausgesprochen intelligent und phantasiebegabt aber leider wurden diese Talente durch zu geringe Bildung in die falschen Bahnen gelenkt.
Er muss außerdem eine sehr charismatische Erscheinung gewesen sein, denn er konnte mühelos Menschen in seinen Bann ziehen und seine Frau Emma hielt zu ihm, obwohl er sie jahrelang mit weitern, neuen und meist blutjungen „Ehefrauen“ hintergangen hat.

Dass Smith zu faul zu richtiger Arbeit war kann ich nur unterstreichen. Er arbeitete nie lange irgendwo, wohnte mit seiner Familie bei Gönnern und ab der Zeit in Nauvoo bestritt ausschließlich Emma den Lebensunterhalt für die Familie erst durch eine Art Lebensmittelgeschäft, dann durch ein Hotel.

Für mich persönlich wurde Smith unglaubwürdig, als das was er sich ausgab, nämlich vom Gott berufener Profet, Seher und Offenbarer zu sein, als ich feststellen musste, dass es von der 1. Vision mehrere, stark von einander abweichende Versionen gibt. Das hat mich zutiefst schockiert. Eine solche Gottesbegegnung ist doch nicht etwas was man täglich erlebt und muss doch so nachdrücklich im Erleben sein, dass sie sich so einprägt, dass davon in Nachhinein nicht mehrere Erlebensformen zurück bleiben können.
Unglaubwürdig für mich hat sich Smith auch mit dem Abraham- Manuskript gemacht (siehe hier auf der Webseite), von dem inzwischen die tatsächliche Bedeutung durch Ägyptologen entziffert wurde und die nichts mit Smiths „Übersetzung“ gemeinsam hat.

Wenn Dir das und all das was Edgar geschrieben hat nicht genügt, dann würde ich Dir noch raten das Buch„Mormon Enigma“ von Linda King Newell und Valeen Tippetts Avery  (bei Amazon erhältlich) zu lesen. Es ist eine Biographie von Emma Hale Smith der ersten Ehefrau von J. Smith. Die Autorinnen waren zum Zeitpunkt als sie das Buch recherchierten und schrieben Mormoninnen. Sie benützen weitestgehend Material aus Kirchenarchiven. Allein die Quellenangaben umfassen 72 Seiten! Das spricht für sich und für das Bemühen der Autorinnen, exakt zu arbeiten. (Die beiden Autorinnen wurden später aus der Kirche ausgeschlossen. Die Archive sind heute nicht mehr allgemein zugänglich.)

Was mich aber besonders beeindruckt hat, ist dass das Buch zu ca.60% aus Originalzitaten besteht. Aus diesen Quellen zeichnen sie das harte Leben der Emma Smith und den Werdegang von Joseph Smith und der entstehenden Kirche. Was man da über Smith erfährt ist wenig schmeichelhaft. In diesem Sinne, Smith ist kein von Gott Gesandter und das BM keine Heilige Schrift.

Elvira

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