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Seite erstellt am 26.4.24 um 13:06 Uhr
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Verfasser: Gunar
Datum: Freitag, den 17. Februar 2006, um 19:41 Uhr
Betrifft: Mormonen sind "bescheuert"

> Bei vielen wichtigen entscheidungen zum Beispiel bei Berufungen, muss die gemeinde immer 100% zustimmen, wenn ihr so bescheuert eit und immer eure Hand gehoben habt, ohne darüber nachzudenken, dann solltet ihr euchmal an die eigene Nase fassen.

Ich will mal auf deinen doch recht radikalen Vorwurf aus meiner heutigen Einsicht, zehn Jahre nach den Ende meines mormonischen Lebens, eingehen.

"Bescheuert" ist eine Beschreibung, die nicht grundsätzlich von der Hand gewiesen werden kann. Ja, viele Sachen, die man als Mormone macht, sind einfach nur bescheuert. Das weiß ich heute. Aber im Gegensatz zu dir bin ich als HLT-Mormone aufgewachsen. Ich kannte niemals ein anderes System in dieser Intensität. Ein Verständnis für Demokratie kann man in einem totalitären System wie der HLT-Kirche nicht wirklich entwickeln. Mir jedenfalls war das nicht möglich. Wenig hilfreich war dann noch der totalitäre Staat, aber Mormonen gibt es ja bekanntlich auch in Demokratien. Innerhalb des totalitären Systems ist die Handlungsweise durchaus "logisch". Wer das nicht von außen betrachten kann hat da leider wenig Chancen, sich selbst so weit außerhalb des Systems zu versetzen, dass es zu dieser Erkenntnis kommen kann. Das System, in diesem Fall die HLT-Kirche, setzt natürlich auch alles daran, dass ihre Schäfchen Unfähigkeit zu und Angst vor einem solchen Schritt haben. Denn was passierte, sobald ich die Kraft gefunden habe, das System mal etwas unverbundener zu betrachten? Ja, da fand ich es auch "bescheuert" und verließ es kurz darauf. Organisationstheoretisch ist ein System immer auf Selbsterhalt ausgerichtet und bedacht. Da unterscheidet sich auch die HLT-Kirche kein bisschen und setzt ihre Mitglieder unter Druck, hält die unwissend und in Angst vor der bösen Welt.

Ja, ich fasse mich an meine eigene Nase und frage mich, warum ich 25 Jahre lang so "bescheuert" war, dem HLT-Glaubens-/Organisationssystem treu ergeben zu bleiben. Und ich habe keine andere Ausrede, als dass ich ein Sektenkind war, völlig verblödet und chancenlos in der realen Welt.

Dennoch musst auch du dir Kritik gefallen lassen. Du redest mit dem Wissen eines freiheitlich-demokratisch denkenden Menschen über Zustände in einem totalitären System. Das bedarf mindestens der gleichen Vorsicht und Rücksichtnahme wie das, was du selbst schon angemahnt und verlangt hast: historische Vorgänge nicht mit heutigen Ethik- und Wissensmaßstäben zu messen. Du kannst eben nicht die gleichen Voraussetzungen für ein freiheitlich-demokratisch geschulten und einen totalitär-unterdrückten Menschen annehmen. Genau deshalb ist Aufklärung ja solch ein immens wichtiges Mittel. Denn im Gegensatz zu Menschen in der früheren Zeit leben die geistig verkrüppelten Sektenopfer mitten unter uns und sehen sich einer riesigen Diskrepanz gegenüber, was sich vom Umfeld der historischen Menschen nicht behaupten ließe.

Und wenn du dich schon freiwillig in ein solches totalitäres System begibst - wider besseren Wissens - dann lädtst auch du Schuld auf dich. Ich empfehle dir einfach mal einen Testballon zu starten und bei einer der nächsten "Bestätigungen durch die Gemeinde" eine Gegenstimme abzugeben. Dann wirst du sehen, was passiert. Aber eines sei dir schon jetzt versprochen: Es resultiert garantiert nicht in der Nichtberufung des Betreffenden. Aber dir wird eine Sonderbehandlung angedeihen, falls man dich nicht einfach nur mit Nichtbeachtung straft.

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