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der Beitrag:
Verfasser: shana
Datum: Montag, den 23. Mai 2005, um 18:29 Uhr
Betrifft: kaum zu glauben, aber es folgt noch ein Anhang: Mystik

Hast Du Dich schon mal mit (christlicher) Mystik beschäftigt? Vielleicht hilft Dir das weiter. Die Geschichten der christlichen MystikerInnen waren u.a. mein persönlicher Einstieg ins Christentum. Ich dachte damals, wenn solche Menschen mit solchen Erfahrungen (ähnlich den meinen) es schafften, als Christen/mit der christlichen Gedankenwelt zu leben, dann müsste ich das doch auch schaffen. O.K. in meinem persönlichen Fall hat sich diese Annahme auf die Dauer als Irrtum erwiesen, durch das spätere Entdecken der Mystiker anderer Religionen, bin ich für mich zu dem persönlichen Schluss gekommen, dass ich keine spezielle Religion brauche, um Gott nahe zu sein. Andere Gläubige kamen aber dadurch zu dem Schluss, dass es sich als ’Mystiker’ mit/in ihrer eigenen Religion so gut leben lässt wie mit/ jeder anderen eben auch.

>Glaube, mehr oder weniger institutionalisiert, ist doch keine Frage von hard facts. Das, was ich in einem Glauben suche ist doch eher Richtung oder Erlösung oder Vergebung usw.
>Ich kann Dir hier einige Punkte nennen, die in diesem Zusammenhang für einen Menschen immer nur von zweitem Rang sind:
>- die Version der 1. Vision aus dem Jahre 1838 unterscheidet sich von den vorangegangenen Versionen
>- Oliver Cowdery und David Whitmer hatten berechtigte Vorwürfe, die sie von der Kirche entfernten
>- Die Danites waren fanatische und verbrecherische Taliban und Joseph Smith wusste von ihrem Tun und forderte es sogar
>- Die mormonischen Tempelriten sind freimaurerischen Ursprungs
>- Das Buch Abraham ist keine Ãœbersetzung von irgendetwas
>- Das Buch Mormon passt perfekt in das nord-ost amerikanische 19. Jahrhundert aber gewiss nicht in das zentralamerikanische 2. Jahrhundert v. Chr.
usw.

dazu ein paar Gedanken aus dem Gebiet der Mystik:

1. recht radikal Krishnamurti:

Krishnamurti , Das Licht in dirS. 36/37
Um das Heilige, das Namenlose, Zeitlose erforschen zu können, darf man zweifellos keiner Gruppe, keiner Religion, keinem Glaubenssystem angehören, weil Glaubenssysteme Dinge als wahr akzeptieren, die vielleicht überhaupt nicht existieren. Glauben bedeutet ja, das man etwas als wahr betrachtet, ohne es durch eigenes Forschen, durch die eigene lebendige Kraft, die eigene Energie herausgefunden zu haben.

aus:  http://www.yinyang-verlag.de/MystikerRebellen.htm

2. Willigis Jäger, ein Benediktinerpater, also jemand, der trotz Blick über den Tellerrand seiner christlichen Tradition treu blieb, obwohl seine unten gemachten Aussagen wohl für viele Christen doch ziemlich ketzerisch klingen....

Erlösung
im Sinne der Mystik - von Willigis Jäger

<<<Unser Miteinander lebt davon, dass wir uns einander “zumuten”, mit unserem Handeln und Denken und Glauben. In der Gemeinde können wir miteinander Gott feiern, auch wenn wir unseren Glauben oft ganz unterschiedlich beschreiben, selbst in den von uns als zentral angesehenen Aussagen. Unsere Aufgabe bleibt: Den anderen zu hören, ihn zu verstehen suchen, das Fremde stehen zu lassen - oder es uns auch sagen zu lassen. Oftmals, das ist meine Erfahrung, bringt das Fremde eine neue “erlösende” Weite und läßt uns Gott miteinander neu feiern.
Helmut Plank

"Jesus ging nach Galiläa; er verkündete die Frohbotschaft vom Reiche Gottes und sprach: Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um, und glaubt an die Frohbotschaft" (Mk. 1,14).

Viele Menschen können heute mit der Vorstellung einer Erlösung durch Jesus Christus nichts mehr anfangen. Die lateinischen Väter entwickelten aus den Schriften des Neuen Testaments und der griechischen Philosophie eine Theologie nach römischen Rechtsvorstellungen. Wer nicht getauft wird, kann nicht erlöst werden. Er geht zur Hölle, weil ihm die Erlösung durch Jesus Christus nicht zuteil wurde. Später wurden diese Vorstellungen gemildert, aber die Grundzüge dieser Erlösungstheologie wurden nicht geändert. Erlösung kommt aus dem Sühneaspekt und dem Strafcharakter des Leides. Der Tod Jesu wird als Lösegeld für den Freikauf des Menschen aus den Händen Satans betrachtet, oder als Preis für die Wiederherstellung der Ehre Gottes. Das setzt ein sehr simples Gottesverständnis voraus. Gott wird zum Herrscher, Richter und Strafvollzieher für schlechtes Verhalten. Gott wird zu einem grotesken Wesen, das man beleidigen kann und das sich rächt für diese Beleidigung.
Der Kreuzestod Jesu wurde von den Theologen zum Sühnetod erklärt. Jesus habe das Lösegeld für unsere Sünden bezahlt, sagen sie. Sünde wurde zur Beleidigung Gottes stilisiert. Für dieses schreckliche Vergehen der Beleidigung Gottes kam nur eine unermessliche Reparation in Frage, nämlich der Tod des Gottessohnes Jesus. Jesus hat eine Strafe zu erdulden, die eigentlich der Mensch verdient hätte. Das bedeutet im Grunde einen Rückfall in eine alttestamentliche Religiosität. Dort wurden die Sünden des Volkes durch Handauflegung vom Hohenpriester auf ein Tier übertragen, auf einen Ziegenbock oder Schafbock, der damit zum Sündenbock wurde. Dieser wurde vor das Lager geführt und geopfert. Mit dem Blut wurde das Volk entsühnt. Diese Zeremonie wurde auf Jesus übertragen. Er wurde zum Opferlamm, das für unsere Sünden gestorben ist. Aber Jesus selber hat seinen Tod sicher nicht als Sühnetod verstanden. Er wurde hingerichtet als Volksverführer. Er hat eine Lehre verkündet, die der Gesetzesreligionder Schriftgelehrten widersprach.
Erlösung im Sinne der Mystik bedeutet Erwachen zu unserem wahren Wesen. Das war das Anliegen Jesu. Er wird bei Markus eingeführt mit den Worten: "Jesus ging nach Galiläa; er verkündete die Frohbotschaft vom Reiche Gottes und sprach: Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um, und glaubt an die Frohbotschaft" (Mk 1,14). Erlösung ist das Erwachen zum Reich Gottes in uns. Jesus wollte uns den Adel unserer Gotteskindschaft verkünden, das war sein Anliegen. -
Meister Eckhart sagt daher: "Reich Gottes, das ist Gott selber mit seinem ganzen Reichtum. ... Wer weiß und erkennt, wie nahe ihm Gottes Reich ist, der kann mit Jakob sagen: Gott ist an dieser Stätte, und ich wusste es nicht (1. Mo. 28,16); nun aber weiß ich’s." - Das Reich Gottes ist unser wahres Wesen. Wer zu diesem seinem göttlichen Wesen erwacht, ist erlöst. Das war die Botschaft Jesu. Das sollte auch die Botschaft aller Religion sein.
Oft steht die Religion aber dieser Erfahrung entgegen. Darum wurden viele von denen, denen es um die Erfahrung ging, wie Jesus hingerichtet.
Religion kann auch zum Hindernis für eine Glaubenserfahrung werden. Immer wieder haben Mystiker aus diesem Grund auch vor festgefahrenen religiösen Formen und Lehren gewarnt. So etwa der Sufi Idries Shah in seinem Buch "The Way of the Sufi": "Bis Schule und Minarett zerbröckeln, wird dieses unser heiliges Werk nicht vollendet sein. Bis Glaube zur Verwerfung, Verwerfung zu Glaube wird, gibt es keinen wahren Muslim." Und der Mystiker Kabir dichtet: "O, der du mir dienst, wo suchst du mich? Siehe, ich bin bei dir. Ich bin weder im Tempel noch in der Moschee, weder in der Kaaba noch auf dem Kailash. Weder bin ich in Riten und Zeremonien, noch in Yoga oder Entsagung. Wenn du ein wahrhaft Suchender bist, wirst du mich sogleich sehen. Mir begegnen im gleichen Augenblick. Kabir sagt: O Sadhu! Gott ist der Atem allen Atems." Willigis Jäger Benediktinermönch
Zur Vertiefung und Weiterführung dieser und anderer Glaubensfragen empfiehlt Willigis Jäger das Buch “Notwendige Abschiede”von Klaus-Peter Jörns  <<<

aus:  http://www.blankenese.de/kirche/nachrichten/gemeindebriefe/Brief2.3.2005

http://www.willigis-jaeger.de/deu/publikationen/aufsaetze/mystik_c.html

3. ein Zitat des katholischen Theologen Karl Rahner:

" Die Kirche der Zukunft wird mystisch sein - oder sie wird nicht mehr sein."

Direkttzitat auf die Schnelle nicht gefunden, deshalb:    http://www.credo.de/glauben33.html

Kann man alles natürlich auch ganz anders sehen. Im Moment deutet ja eher einiges auf eine Verhärtung der fundamentalistischen Fronten hin.

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