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der Beitrag:
Verfasser: ibwd
Datum: Sonntag, den 22. Mai 2005, um 22:33 Uhr
Betrifft: Joseph FireCrow

>Mein erster Gedanke war damals, wenn man den Indianern wirklich helfen wollte, sollte man das nicht tun, indem man Familien auseinanderreisst und Kinder ihren Eltern und ihrer Herkunftskultur entfremdet. Hilfe für die Indianer wäre angebrachter gewesen, indem man das Leben in den Reservaten menschenwürdiger gestaltet hätte.
Wenn man Land, Leute und deren Situation  nicht kennt, ist man geneigt, Dir zuzustimmen. Auch ich würde erst mal so denken.
Ich habe mir mal die Website von Joseph FireCrow angesehen und mir sind ein paar Dinge aufgefallen. Z.B., dass er mit seinem Instrument, der indianischen Flöte erst am BYU konfrontiert wurde und erst dort lernte, eine Flöte zu bauen und zu spielen. In den chaotischen, durch Alkoholismus bedingten, Verhältnissen seines Reservates war dies offensichtlich nicht möglich.
Er spricht auch davon, dass sein Familiensinn - eigentlich eine ureigenste indianische Tugend - erst durch sein Leben in der Mormonenfamilie geweckt wurde.
Natürlich gebe ich Dir Recht, dass die verhältnisse in den Reservaten gebessrt werden sollte. Das Problem ist nur, daran hat die weisse amerikanische Gesellschaft mehrheitlich kein Interesse. Sind die Indianer doch die eigentlichen Eigentümer aller Bodenschätze und anderer Reichtümer dieses Kontinents. Eine Stärkung der indianischen Identität muß über fokloristische Eigenheiten hinaus gehen und müßte in der Konsequenz amerikanische Gesellschaft und Wirtschaft in den Grundfesten erschüttern.
Die heutige Situation kam durch Betrug, Vertragsbruch und brutale Unterdrückung zustande. Um wenigstens einen Teil ihrer ursprünglichen Rechte, Identität, Besitzrechte usw. zurück zu erhalten, mußten Indianer Zugang zu höheren Bildungseinrichtungen erhalten, damit sie Rechtsanwälte, Ingenieure, Wirtschaftsfachleute usw. werden könnten. Diese Möglichkeiten waren ihnen aufgrund verschiedener Umstände verschlossen. Anbetrachts der evtl. Konsequenzen die also gebildete und selbstbewußte Indianer für die amerikanische Gesellschaft haben könnten ist das nur zu verständlich.
Die Aufnahme in Mormonenfamilien und dadurch der Zugang zu höherer Bildung scheint mir für die damalige Zeit ein guter und richtiger Weg zu sein.
FireCrow sagt, das Programm habe auch sicherstellen sollen, dass die Kinder mit mormonischem Gedankengut indoktriniert werden sollen. Zwei Sätze später gibt er selbst die Essenz mormonischen Gedankenguts wieder, Zitat:
>>"I came back home not knowing what to expect and that first year was the toughest," FireCrow said.
>> "The good thing was that I had a consistent home life, being with the Mormons.
>>It gave me not only a sense of who I am, but also a sense that I was worth something.
Ãœbersetzung:
>>Ich kam zurück nach hause und wußte nicht was mich erwarten würde und das erste Jahr war das härteste.
>>Das Gute war, dass ich ein beständiges Familienleben bei den Mormonen hatte.
>>Es gab mir nicht nur ein Gefühl dafür, wer ich war, sondern auch das Gefühl, dass ich etwas wert war.

Auch wenn Joseph FireCrow nicht bei den Mormonen blieb, würde ich seine Geschicht doch als Erfolg sehen.

Gustav

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