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Verfasser: abendrot Datum: Montag, den 23. März 2009, um 4:44 Uhr Betrifft: Erläuterungen bzw. Entgegnungen
Hallo Gipfelstürmer,
im Folgenden noch ein paar Gedanken zu Deiner letzten Antwort.
> > Ein permanentes und kompromiÃloses Kritisieren der Mormonenkirche erscheint mir mit einem respektvollen und toleranten Klima durchaus vereinbar, solange dabei sachlich und nicht aggressiv verfahren wird.
> Vielleicht ist es möglich, ein Klima von Respekt und Toleranz aufzubauen, indem man sich permanent und kompromisslos kritisiert. Ich denke allerdings, dass es diesbezüglich bessere Wege gibt. Um die Beweggründe von Menschen verstehen zu können, ist es meiner Ansicht nach meistens besser, ihnen zuzuhören, anstatt an ihnen die ganze Zeit âsachlichâ und ânicht aggressivâ herumzunörgeln. AuÃerdem gehören zu einem von Respekt und Toleranz geprägten Klima alle beteiligten Parteien. Schwierig wird die Sache v.a. dann, wenn nur die kritisierende Seite das eigene Vorgehen als âsachlichâ und ânicht aggressivâ wahrnimmt."Ein permanentes und kompromiÃloses Kritisieren der Mormonenkirche" bedeutet für mich, daà ich keinen Grund für künstliche Zwangspausen in meiner Kritik an der Mormonenkirche sehe und daà ich auch keine - etwa der Harmonie willen - Kompromisse in der Entschiedenheit oder Klarheit meiner Kritik eingehen muÃ.
Mein Ausgangspunkt ist folgender: Die Mormonenkirche ist nicht das, was sie zu sein vorgibt; ich bin ein Leidtragender ihrer Machenschaften und bemühe mich im Rahmen meiner Möglichkeiten, etwa in diesem Forum, zu einer klaren Sicht auf sie beizutragen. Dies ist auch mein Hauptanliegen, worin ich mich vermutlich von Menschen unterscheide, die einen Meinungsaustausch oder eine Annäherung ihrer Standpunkte bzw. Ansichten etwa in einem ökumenischen Rahmen anstreben.
Das heiÃt nicht, daà die Diskussionen hier in einem Klima mangelnden Respekts und mangelnder Toleranz stattfinden müssen, wenn ein solcher Ansatz fehlt. Es ist zweifellos notwendig, den anderen Diskussionsteilnehmern aufmerksam zuzuhören, um sie auch richtig zu verstehen. Wenn ich oder andere hier den Verteidigern der Mormonenkirche dennoch sachlich und nicht aggressiv entgegentreten, ist das kein Widerspruch und von "Herumnörgeln" kann dann keine Rede sein.
Was eine einseitige Wahrnehmung des eigenen Verhaltens angeht, kann sich nur jeder nach Kräften bemühen, hier möglichst ehrlich und selbstkritisch zu sein. Ansonsten leidet die Verständigung dann schnell darunter, das ist wohl wahr.
> Sorgen um die Lebenszeit der Kritiker mache ich mir keine.
Ahso, ich dachte nur, weil Du in Deinem Beitrag, auf den ich mich bezog, geschrieben hattest: "Und für den Kritiker geht viel kostbare Lebenszeit drauf."
> Den Verweis auf den Grundsatz âGnade vor Rechtâ verstehe ich nicht ganz. Ich sehe die Kritiker der HLT-Kirche (zu denen ich mich in gewisser Weise auch selbst zähle) nicht als rechtssprechende Instanz, der es obliegt, ein bestehendes Gesetz zurückzustellen, um Milde walten zu lassen.
Das war natürlich eine überspitzte Formulierung; aber auch wenn die Kritiker der Kirche keine rechtsprechende Instanz darstellen und ja auch nicht ernsthaft für sich beanspruchen, habe ich dennoch den Eindruck, daà Du Dir in der Tat eine mildere Behandlung der Kirche wünschen würdest, als sie von vielen Kritikern hier erfährt.
> Zum Glück darf ich an einem freien Land katholisch, evangelisch, islamisch, buddhistisch, hinduistisch, jüdisch oder sonstwas sein, obwohl man allen diesen Religionen oder Weltanschauungen mit genug bösem Willen logische Inkonsistenz, Unwissenschaftlichkeit, Täuschung, Machtmissbrauch usw. vorwerfen könnte.
Wenn Religionen oder Weltanschauungen belegbar logische Inkonsistenz, Unwissenschaftlichkeit, Täuschung, Machtmissbrauch oder anderes vorgeworfen werden kann, dann dürfen sie sich nicht darüber beschweren. Zu solchen Vorwürfen kann es nicht nur erst bei "genug bösem Willen" kommen; es reicht schon Wahrheitsliebe aus oder der Wunsch, seine Mitmenschen vor Schaden bewahren zu wollen.
> Wenn es um Glaubensfragen geht, ist es meiner Ansicht nach unheimlich leicht, eine bestimmte Konfession auf unterschiedlichen Ebenen in Frage zu stellen und schlecht zu reden.
Religionen haben wohl tatsächlich eine Schwachstelle, die sie angreifbar macht, wenn sie Menschen ein Heilsversprechen machen, das für diese in diesem Leben nicht zuverlässig überprüfbar ist, sie aber alles Mögliche von ihren Gläubigen als Vorbedingung fordern. Davon abgesehen sind ja auch viele Religionen keine armen Unschuldslämmer, denen Unrecht getan wird, wenn Kritik an sie gericht wird. Oft genug sind Menschen schlieÃlich im Namen Gottes gegeneinander gehetzt worden und Greueltaten damit begründet worden, daà Gott es will. Religionen versuchen nunmal häufig, ihre Gläubigen in deren Denken und Handeln zu beeinfluÃen und nutzen das oft genug für ihre eigenen Interessen bzw. politischen Ziele aus.
> AuÃerdem glaube ich nicht, dass ich mich schuldig fühlen müsste, mich z.B. an der Täuschung der katholischen Kirche mit ihren vielen unhaltbaren Dogmen zu beteiligen, nur weil ich nicht einen groÃen Teil meiner Zeit darauf zu verwende, sie âsachlichâ und ânicht aggressivâ zu attackieren. Dazu sehe ich keine Veranlassung.
Es kann dabei sicher nicht um Schuld oder Nichtschuld gehen; es gibt schlieÃlich keine allgemeine Verantwortung, gegen sämtliche Unwahrheiten oder Täuschungen auf der Welt vorzugehen. Wenn ich mich mit einer Religion kritisch auseinandersetze, muà ich mich nicht veranlasst fühlen, das mit sämtlichen anderen auch zu tun. Es gibt also keinen Grund dagegen, daà es jemand im Fall der Mormonenkirche vielleicht ausschlieÃlich und selektiv tut, weil er eben persönlich davon betroffen ist und aus Erfahrung sprechen kann.
> Ich bin der Ansicht, dass in dieser Konfession viele lobenswerte Aspekte zu finden sind und dass viele der Gläubigen ein sehr bewundernswertes Leben führen.
Das mag schon sein; dennoch schützt es diese Konfession nicht vor berechtigter und begründbarer Kritik; es kann doch nicht darum gehen, eine Gegenüberstellung der "negativen" und "positiven" Seiten einer Religion anzustellen, um sich dann je nach Ausgang für oder gegen eine kritische Beschäftigung mit erwiesenen MiÃständen oder fragwürdigen Aspekten einer Religion zu entscheiden oder sie etwa in der Bewertung zu begünstigen. Das meinte ich auch mit "Milde walten lassen".
> > Ich denke, das regelt sich von allein: wer als Exmo keine Lust mehr hat, sich aktiv mit der Kirche zu beschäftigen und etwa hier über sie zu diskutieren, anstatt es irgendwann damit bewenden zu lassen, der macht es dann auch so und wird es nicht verbissen weiterführen. Aber solang er oder sie es gern macht, ist es die Mühe doch wert, und sei es nur der intellektuellen Herausforderung wegen.
> Es ist natürlich schön, wenn Verbissenheit im Zusammenhang mit dem Attackieren von Glaubensgemeinschaften irgendwann nicht mehr weitergeführt wird.Mein Satz "... der macht es dann auch so und wird es nicht verbissen weiterführen." war übrigens keine Einlassung, daà es sich hier im Forum auch mehrheitlich so verhält; Du hast da eine Verbindung geschaffen, wo keine war, denn ich sprach nicht etwa von "verbissenem Diskutieren" oder gar "Verbissenheit im Zusammenhang mit dem Attackieren von Glaubensgemeinschaften" (auch nicht sinngemäÃ!), sondern davon, eine Diskussion "nicht verbissen weiterzuführen", also sozusagen "loszulassen". Das ist ein wichtiger Unterschied.
> Ob ein kompromissloses und permanentes Kritisieren in Abgrenzung zu einem um Verständnis bemühten Austausch jedoch âdie Mühe Wertâ ist, muss jeder Mensch für sich entscheiden. Mir fallen jedenfalls viele bessere Möglichkeiten für Leute ein, die auf der Suche nach âintellektuellen Herausforderungenâ sind.
Ja, das muà in der Tat jeder für sich entscheiden. Für mich wird jedenfalls der Meinungsaustausch in diesem Forum keineswegs eine "Versöhnung" mit der Kirche bewirken können. Verständnis kann ich für die Situation der einzelnen Mitglieder aufbringen, aber nicht für die Kirche selbst.
Dein letzter Satz wirkt auf mich wie der Versuch einer Ablenkung auf andere Beschäftigungen oder Inhalte, wie es etwa Eltern bei ihren Kindern oft machen, wenn ihnen was bei ihren Kindern nicht gefällt... . So im Sinne von: Ihr könntet Eure Zeit doch auch mit etwas Lohnenderem/Wertvollerem/Schönerem zubringen, als hier auf der Mormonenkirche herumzuhacken... . Ich nehm mal an, daà eine "intellektuelle Herausforderung" bei den wenigsten Kritikern hier im Vordergrund steht, was ihre Motive für die Teilnahme hier angeht, sondern eher Aufklärungsbemühungen, Aufarbeitung ihrer Zeit in der Kirche o.ä.
abendrot