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Beitrag 12 von 51 Beiträgen.
Seite erstellt am 24.4.24 um 16:47 Uhr
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Verfasser: Paradigma
Datum: Sonntag, den 15. März 2009, um 15:49 Uhr
Betrifft: Ein kleiner Roman

> Kann ich dir erklären. Stell dir einmal folgendes vor:

> Du hast Zeit,Geld, Energie, Liebe, und vieles mehr der Kirche gegeben, wofür du relativ wenig zurückbekamst (wenn frau das Gemeinschaftsgefühl und die "geistigen" lektionen der Mormonen einmal dazu rechnen möchte), und stellst dann fest, dass diese Kirche auf Lug und Trug aufgebaut ist.
> Da wäre wohl jeder sauer, und will andere davor warnen. Wenn ich z.B.meinen zehnten zusammenrechne,hätte ich mir davon locker einen Mercedes und eine Weltreise leisten können. Aber lieber hungerte ich, um den Zehnten zahlen zu können.
> Und was sind die "Freundschaften" in der LDS wert? Sofern Du funktionierst, ist alles okay, aber sobald du aus der reihe tanzt,ist es aus.dann wollen die Mitglieder,dass du wieder funktionierst,und, wenn du das nicht willst oder kannst, wirst du scheel angesehenund links liegen gelassen. das habe ich selbst erlebt, das erlebten Alkoholiker, Homosexuelle, Feministinnen (um nur einige Gruppen zu nennen) aml aufenden Band.
> Das wenig Gute, was diese Kirche haben mag, wiegt das viele Schlechte jedoch bei weitem nicht auf!!!

Gerade in diesem Forum habe ich schon einige Kommentare gelesen, die sich sehr lächerlich über die Missionsarbeit der Kirche machen.
Ich empfinde es aber auch als eine Art Missionsarbeit, wenn jemand viel Zeit damit verbringt, die Kirche in ein negatives Licht zu stellen. Meine Zeit wäre mir dafür jedenfalls zu schade, auch wenn ich von der Kirche enttäuscht wäre und zur Überzeugung gekommen wäre, dass ihre Lehren Betrug sind.

Es ist für mich auch schwer nachzuvollziehen, dass sich so jemand wirklich von der Kirche gelöst hat, auch wenn ich das schon in diversen Beiträgen gelesen habe.

Aber das muss natürlich jeder für sich selbst entscheiden.

> Kannst Du das bitte etwas näher erklären, warum du diese "hohe Meinung" über die LDS hast? Was meintest du damit, das du inaktiv bist, weil du einige "Gebote" nicht halten kannst?
> Welche "Gebote" sind das?
>Ich z.B. war transsexuell.D.h., meine Seele hatte ein anderes Geschlecht als mein Körper ("männlich" geboren), und ich hatte Depressionen, Alkoholismus und zwei Selbstmordversuche, bevor ich mein Sein akzeptierte, und begriff,dasseine Operation mich zwar nicht heilen,meine Lebenssituation aber enorm verbessern könnte.
> Deswegen wurde ich ausgeschlossen, weil dieses Denken gegen mormonische Gebote verstieß, denn die Bibel kannte so etwas wie Transsexualität nicht.
> Die heutige Wissenschaft weiß hingegen darüber schon relativ viel,und es gibt Erkenntnisse darüber, was mögliche Ursachen sein können. Aber das erkennt die LDS nicht an. Wie übrigens viele Fundigruppen christlicher und nichtchristlicher Art.
> Ich bin eine Wicca geworden (Wicca= "Hexe"), weil es meiner Spiritualität entspricht, und ich hier nicht, wie z.B. imMormonismus,abgelehnt werde, was teilweise daran liegt, dass in "heidnischen" Kulturen Menschen wie wir hoch geachtet wurden (z.B. die "Two-Spirit-People" der Nordamerikanischen Indianer). Falls Du mehr darüber erfahren willst, schreib mir ne Mail (findest du, wenn du auf mein Profil gehst).

Leider kann ich dir nicht in zwei Sätzen erklären, weshalb ich eine hohe Meinung der Kirche habe. Um das zu erläutern muss ich ziemlich ausholen und zuerst etwas über meine Geschichte erzählen:

Ich bin wie gesagt in der Kirche aufgewachsen und hatte 6 Geschwister. Religion hat mich allerdings überhaupt nicht interessiert und ich hatte damals eine Meinung der Kirche, die einige in diesem Forum wahrscheinlich heute noch teilen würden.

Ich empfand die vielen Regeln und Gebote als Last. Die Menschen in der Kirche fand ich altmodisch und langweilig. Brave Priestertumsträger konnten mich nicht beindrucken und waren deshalb auch kein Vorbild für mich. Ich orentierte mich lieber an Sportlern und anderen Stars.

Ich war selbst ein guter und begeisterter Sportler, in der Schule kam ich stets locker mit und bei meinen Mitschülern war ich ziemlich beliebt. Im Nachhinein muss ich wohl sagen, dass ich schon früh einen gewissen Stolz entwickelt habe.

Bei diesen vielversprechenden Voraussetzungen kam mir meine etwas seltsame Konfession ziemlich ungelegen. Ich lehnte mich früh auf, in dem ich mich z.B. weigerte, im Primi mitzusingen oder die Glaubensartikel auswendig zu lernen. Mir war schon ziemlich früh klar, dass ich nicht ewig in diese Kirche gehen werde.

Mit 12 fing ich dann an zu rauchen, mit 13 die ersten Alkoholabstürze und mit 14 kiffte ich schon fast täglich und in die Kirche ging ich ab diesem Zeitpunkt gar nicht mehr. Später kam dann noch Kokain und die ersten Liebesbeziehungen dazu und ich neigte und neige generell zu einem exzessiven Lebenswandel. Leider musste ich schon bald feststellen, dass mein vermeintlich von Freiheit geprägter Lebenswandel genau das Gegenteil bewirkte. Ich bekam immer mehr Probleme mit meinem Umfeld, mein bis dahin so sprühendes Selbstvertrauen wurde immer schwächer, meine sportlichen Leistungen liessen nach und in der Schule gehörte ich bestenfalls noch zum Mittelfeld. Das machte mich etwas nachdenklich und ich fing dann mit etwa 17 Jahren an, das Buch Mormon zu lesen (ich hatte zuvor noch nie für mich allein im BM oder der Bibel gelesen).

Ich kann mich noch gut erinnern, dass ich am Anfang kaum ertragen konnte, was ich da las, doch allmählich fingen mich die Lehren der Kirche und Religion im allgemeinen sehr zu interessieren und ich erweiterte meine Studien auf die Bibel, auf Leitfäden der Kirche, auf diverse LDS Books und auch auf esotherische Bücher oder Bücher über positives denken. Dabei spürte ich oft einen tiefen inneren Frieden, den ich als äusserst angenehm und positiv empfand. Zudem hatte ich den Eindruck, dass meine innere Kraft zunahm.

Obwohl ich wusste, dass es für mich schwierig bis unmöglich sein wird, nur schon die Grundsätze zu befolgen, konnte ich nicht wirklich etwas dagegen einwenden. Dadurch sah ich mich gezwungen, meine Einstellung zur Kirche grundlegend zu ändern ohne dass ich allerdings meinen Lebenswandel grundlegend geändert hätte. Mit etwa 22 Jahren ging ich sogar während etwa 2 Jahren wieder ab und zu in die Kirche und habe dabei nur positive Erfahrungen gemacht.

Von meiner Drogensucht bin ich zwar nie richtig los gekommen. Und ob ich das Gebot der Keuschheit jemals halten kann, glaube ich auch nicht wirklich. Trotzdem bin ich der Meinung, dass mir die Lehren der Kirche und auch meine Familie (von denen die meisten noch aktiv sind) im Leben sehr geholfen haben. Deshalb habe ich eine sehr hohe Meinung der Kirche und an der Wahrheit des Buches Mormon zweifle ich keinen Moment.

Ich sage das keinesfalls, weil ich hier jemanden von meiner Meinung überzeugen möchte. Ich möchte einfach aufzeigen, dass es auch Menschen gibt, die der Kirche den Rücken gekehrt haben und ihr trotzdem sehr positiv gegenüber stehen.

Ich kann aber durchaus verstehen, dass Menschen mit anderen Erfahrungen zu anderen Schlüssen kommen.

In Zukunft werde ich mich bemühen, mich etwas kürzer zu fassen. Aber deine Frage, welche Gebote ich nicht halten kann, dürfte inzwischen auch beantwortet sein.

Was deine Situation betrifft, bin ich ehrlich gesagt kein Experte. Ich habe mir zwar schon stunden - ja sogar tagelang Gedanken gemacht, weshalb Gott Menschen erschafft, die sich im falschen Körper fühlen oder Menschen, die sich vom gleichen Geschlecht angezogen fühlen und ihnen dann Gebote gibt, die vieleicht unmöglich aus eigener Kraft zu befolgen sind. Eine Antwort habe ich keine gefunden. Ich bin mir aber sicher, das sich das niemand selber auswählt. Ich kam sogar schon einmal auf die These, dass diese Menschen im vorirdischen dasein besonders gute Geister waren und deshalb mit einer besonders schweren Prüfung beauftragt werden, aber das ist natürlich nur eine These und ich hoffe, dass du das nicht als zynisch empfindest.

Ich denke aber auch, dass es für Menschen, die solche Gefühle nicht kennen, einfach auch schwierig ist, das zu verstehen. Auch für mich. Aber gerade weil ich es nicht verstehe, hüte ich mich auch davor, darüber zu urteilen.

Jedenfalls finde ich gut, dass du einen Weg gefunden hast, auf dem du dich wohler fühlst, als bei den Mormonen. Vielleicht ergibt sich ja im weiteren Verlauf die Gelegenheit, dass du mir ein paar Grundsätze der Wicca näher bringst. Wenn ich ehrlich bin, interessiert mich das sogar bedeutend mehr als wenn du mir näherbringen möchtest, weshalb die Kirche nur Lug und Trug ist.

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