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Seite erstellt am 27.4.24 um 4:49 Uhr
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Verfasser: Gipfelstürmer
Datum: Mittwoch, den 26. Januar 2011, um 11:51 Uhr
Betrifft: So lange Wahrheit dort gelebt wird, so lange bin ich in meiner Kirche richtig

> Suche dir lieber eine andere Kirche ... denn in keiner Religionsgemeinschaft werden sie Sätze: "Ich weiß dass er/sie/es wahr ist" so stark beansprucht, wie in der LDS

Ich hätte sicher Anlass, mir darüber Gedanken machen, wenn sich der Fokus dessen, worauf sich diese „Wissensbekundungen“ beziehen, verschieben würde. Aber worum geht es denn in Aussagen von Mitgliedern der HLT-Kirche in der Regel, wenn sie die „Wahrheit“ von irgendetwas bezeugen? Um theologische Spitzfindigkeiten oder geschichtliche Details? Im Widerstreit der Religionen ging es seit jeher darum, wer Recht hat und die Wahrheit für sich beanspruchen darf, weil er das „richtige“ Gottes- oder Weltsicht besitzt. Innerhalb des Christentums war (und ist) dieser Konkurrenzkampf besonders schlimm. Es gibt mehr als 20000 Denominationen mit festgelegten Credos. Jeder denkt, ein bisschen mehr Recht zu haben und die Bibel ein bisschen genauer interpretieren zu können als der andere. Die christliche Lebenspraxis wurde durch den korrekten Glauben ersetzt. Statt Jesus und seine Botschaft der Nächstenliebe und Toleranz stand nun die detailverliebte Theologie im Vordergrund. Welche Position nahm Joseph Smith im Zusammenhang mit einem solchen Denken ein? Er sagte im Hinblick auf andere Glaubensgemeinschaften: „We don’t differ so far in our religious views“ (The Words of Joseph Smith, S. 229). „Have the Presbyterians any truth? Embrace that. Have the Baptists, Methodists, and so forth? Embrace that. Get all the good in the world, and you will come out a pure Mormon“ (Words of Joseph Smith, S. 123). Im Hinblick auf das Wesen des Mormonismus sagte er Folgendes: „The first and fundamental principle of our holy religion is, that we believe that we have the right to embrace all, and every item of truth, without limitation or without being circumscribed or prohibited by creeds“ (The Personal Writings of Joseph Smith, S. 420). Er veröffentlichte das Buch Mormon, das den Standard für Wahrheit u.a. in Moroni 7:16 definiert: „… denn alles, was einlädt, Gutes zu tun, und dazu bewegt, dass man an Christus glaubt, geht von der Macht und Gabe Gottes aus.“ Inwiefern wurde das Buch Mormon von Joseph Smith als das „richtigste Buch auf der Erde“ bezeichnet? Im historischen oder theologischen Sinne? Wohl kaum. Auf der Titelseite schreibt er hierzu: „Und wenn darin Mängel sind, so sind es die Fehler von Menschen.“ Gordon B. Hinckley betont im Februar-Ensign 2004 nochmals, worum es beim Buch Mormon geht: „The evidence for its truth, for its validity in a world that is prone to demand evidence, lies not in archaeology or anthropology … It lies not in word research or historical analysis, though these may be confirmatory. The evidence for its truth and validity lies within the covers of the book itself. The test of its truth lies in reading it. It is a book of God … it contains the word of God, that it outlines saving truths of the everlasting gospel.“

Worauf beziehen sich nun „Wissensbekundungen“ von Mitgliedern der HLT-Kirche in aller Regel? Was wird in Zeugnisversammlungen in dieser Hinsicht von sich gegeben? „Ich weiß, dass Gott lebt. Ich weiß, dass Jesus mein Erlöser ist. Ich weiß, dass das Evangelium wahr ist. Ich weiß, dass Joseph Smith ein Prophet war. Ich weiß, dass die Kirche wahr ist usw.“ Theologisch und historisch kratzen solche Aussagen nicht einmal an der Oberfläche. Viele Leute haben davon auch keine Ahnung. Ihre Bekundungen beziehen sich auch nicht darauf. Auch ihre Emotionalität rührt von woanders her – jedenfalls nicht von einer kopfbezogenen Überzeugtheit irgendwelcher theologischer Inhalte oder historischer Fakten. Die Gefühle, die man gegenüber seinem Schöpfer und seinem Erlöser zum Ausdruck bringt oder die Verbundenheit, die man gegenüber der eigenen Glaubensgemeinschaft spürt, ist meiner Ansicht nach das Resultat eines aktiven Lebens von Wahrheiten. Jesus sagt: „Wenn ihr mich liebet, so haltet meine Gebote“ (Johannes 15:10). Umgekehrt wird auch die Liebe zu Gott, zu Jesus und zum Nächsten größer, wenn man sein eigenes Leben an der Botschaft Jesu ausrichtet. Das „Mainstream-Christentum“ kritisiert die HLT-Kirche dafür, dass wir viele „falsche“ theologische Inhalte glauben und unsere Werke zu stark in den Vordergrund stellen. Ja, es geht um Werke, es geht um christliches Handeln, es geht um die Praxis der Prinzipien aus der Bergpredigt. Theologie oder Geschichte interessieren weder Jesus noch „wahre“ Christen. Wer sich daran hält und die „Wahrheiten“ aus der Bibel, dem Buch Mormon oder sonstwoher umsetzt, spürt eine emotionale Verbindung zu seinem Schöpfer, seinem Erlöser und seinen Mitmenschen. Aus diesem Gefühl heraus entspringen Äußerungen, wie „Ich weiß, dass Gott und Jesus leben, ich weiß, dass das Evangelium wahr ist, …“. Denn man hat es erfahren. Man hat die Wahrheiten gelebt, anstatt sie zu wissen. Stein ist zu Brot geworden. Die Aussage, „Ich weiß, dass Gott lebt“, ist eine völlig andere als, „Ich weiß, dass heute Mittwoch ist, dass der Dreißigjährige Krieg zwischen 1618 bis 1648 stattfand oder dass Joseph Smith Teile der Freimaurerzeremonie in das Endownment übernommen hat. Das sind zwei verschiedene Paar Stiefel.

Solange der Fokus in meiner Kirche weiterhin überall und ständig darauf gelegt wird, Wahrheit zu erleben, sie umzusetzen, sie zu spüren, anstatt sie intellektuell zu erfassen oder zu „wissen“, so lange bin ich dort genau richtig. Solange die Worte „Ich weiß, dass Gott lebt und dass das Evangelium wahr ist“, Ausdruck einer emotionalen Verbundenheit zum eigenen Schöpfer aufgrund eines Bemühens bleibt, die Botschaft Jesu in das eigene Handeln umzusetzen, so lange ist hier mein Platz. Ginge es jedoch bei „Wahrheitsbekundungen“ schwerpunktmäßig um das, „was kein Leben hat“ (Mormon 8:39) (Theologie, Bibelwissenschaften, Archäologie, Sprachwissenschaften, Geschichte, …), wäre ich raus aus dem Laden.

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