Das Exmo-Diskussionsforum

Beitrag 19 von 42 Beiträgen.
Seite erstellt am 18.4.24 um 21:59 Uhr
zur Nachrichtenliste
der Beitrag:
Verfasser: Gipfelstürmer
Datum: Donnerstag, den 27. Januar 2011, um 14:01 Uhr
Betrifft: Bei Dir wird aus Brot Stein

> >„The first and fundamental principle of our holy religion is, that we believe that we have the right to embrace all, and every item of truth, without limitation or without being circumscribed or prohibited by creeds“ (The Personal Writings of Joseph Smith, S. 420).
> Ja merkst du denn gar nichts? Er definierte dann denn Leuten was "truth" ist. Ich empfehle wieder einmal dringendst, das Thema "Buch Abraham" mit eigenen Augen zu studieren, damit du siehst, welch Geistes Kind Joseph Smith war.

Das Buch Abraham hat mir der Bereitschaft, Wahrheit überall dort anzunehmen, wo man sie findet, überhaupt nichts zu tun. Es ging hier um einen offene Einstellung gegenüber anderen Positionen und um eine Ablehnung von starren Dogmen. An anderer Stelle führt Joseph Smith zu dieser Thematik weiter aus: „I never thought it was right to call up a man and try him because he erred in doctrine … I want the liberty of believing as I please … It don’t prove that a man is not a good man, because he errs in doctrine.“ Wie so oft wird auch hier die Betonung auf das christliche Handeln anstatt auf den korrekten Glauben gelegt. Was ich an Joseph Smith schätzte, ist seine liberale Einstellung. Was ich an Deiner Position grundsätzlich kritisiere, ist das Beharren auf objektiven Interpretationen und absoluten Wahrheiten. Die Christen erfuhren in den ersten drei Jahrhunderten unserer Zeitrechnung schlimme Verfolgungen. Dann bekehrte sich Kaiser Konstantin machte das Christentum zur Staatsreligion. Er hatte die „Wahrheit“ erkannt und machte daraus keinen Hehl. Nun ging es den Menschen an den Kragen, die bis vor Kurzem noch das Gleiche glaubten wir er. Sie wurden eingesperrt, gefoltert und als menschliche Fackeln benutzt (so wie es Nero vorher mit den Christen getan hatte). Konstantin’s Motto war: „Jetzt, da ich im Recht bin, sind meine früheren Mitstreiter komplett im Unrecht.“ Daraus leitete er für sich selber eine Lizenz zum Töten ab, lange bevor James Bond erfunden wurde.

Auch für Dich steht im Zusammenhang mit der Wahrheit stets das Wissen anstatt das Leben im Vordergrund. Dinge sind entweder schwarz oder weiß. Ein Leben voller Nächstenliebe, Toleranz, Nachsicht, Hilfsbereitschaft usw. ist für Dich nichts wert, solange die betreffende Person zu ihrem Handeln u.a. durch Gleichnisse, Beispiele und Geschichten aus schriftlichen Quellen motiviert wird, die Du als Quatsch bezeichnest. Kein Mensch kann das Göttliche erfassen, aber Du hast den Durchblick. Wenn jemand Deine Einsichten über die Beweggründe früherer Kirchenpersönlichkeiten oder den Hergang geschichtlicher Ereignisse nicht teilt, ist er verblendet oder dumm. Davon sind selbst die renommiertesten Historiker der Gegenwart (wie z.B. Robert Remini) nicht ausgenommen. Du forderst für Andersdenkende zwar nicht dieselben Konsequenzen wie sie Kaiser Konstantin praktiziert hat, hast hier jedoch z.B. schon dafür plädiert, gläubige Mormonen in eine psychiatrische Anstalt zwangseinzuweisen. Die Einstellung, die Du an den Tag legst, ist mir höchst unsympathisch. Sie hat in der Geschichte der Menschheit schon für so viel Ausgrenzung, Diskriminierung und Blutvergießen gesorgt. Durch die Botschaft Jesu wird aus Stein Brot. Aus etwas Totem wird etwas Lebenserhaltendes. Durch Dein Beharren auf Objektivität, auf Kompromisslosigkeit, auf Eindimensionalität im Denken und auf absolute Wahrheit wird aus Brot Stein. Fest, hart, kompromisslos. Das hat kein Leben und ist für mich nicht attraktiv. Jesus hat nie die Ketzer verurteilt (er hat den Begriff nicht einmal benutzt), sondern stets die Heuchler. Göttliche Wahrheit lässt sich für uns Menschen nicht begreifen. Auch können wir die Absichten Gottes nicht durchschauen. Dazu reichen auch Dein Verstand, Dein Wissen, Deine Weitsicht und Deine Lebenserfahrung nicht aus. Das wusste Jesus. Deswegen hat er von lebendigen Wahrheiten gepredigt. Wir können in der Wahrheit leben, indem wir Toleranz, Nächstenliebe und Vergebung üben. Wir können auch aber außerhalb der Wahrheit leben, indem wir gegenüber Andersdenkenden die Einstellung von Kaiser Konstantin übernehmen und den „richtigen“ Glauben über das Handeln stellen.

zur Nachrichtenliste
auf diesen Beitrag antworten:

nicht möglich, da das maximale Themenalter erreicht wurde.

zur Nachrichtenliste
das Themengebiet: zur Nachrichtenliste
die neuesten Beiträge in diesem Themengebiet: zur Nachrichtenliste
die neuesten Beiträge außerhalb dieses Themengebietes: zur Nachrichtenliste
zurück
www.mormonentum.de