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Verfasser: Gipfelstürmer
Datum: Donnerstag, den 14. Oktober 2010, um 15:42 Uhr
Betrifft: Das Ende einer Beziehung

> Für die meisten Mitglieder ist es nicht mehr möglich, frei zu entscheiden was für sie gut ist, weil viele Entscheidungen moralisch belegt werden, was nüchtern gesehen in vielen Fällen "Nonsens" ist.

Das ist richtig. Viele Entscheidungen sind in der HLT-Kirche und in anderen Religionsgemeinschaften moralisch belegt. In den Gottesdiensten meiner Konfession wird viel über christliche und moralische Lebensführung gesprochen (z.B. im Zusammenhang mit dem Dienst am Nächsten, der Umkehr, der sexuellen Reinheit, der Ehrlichkeit, der körperlichen Gesundheit, dem Medienkonsum usw.). Dadurch wird man etwas unfrei. Allerdings muss man hinzufügen, dass freie Entscheidungen auch unabhängig von religiösen Leitlinien schwer zu treffen sind. Normen und Vorgaben finden sich in jeder Gesellschaft, Subkultur oder Familie. Und sie nehmen einem die Möglichkeit, Entscheidungen völlig unbeeinflusst von seiner Umgebung zu treffen. Im Übrigen sprechen neue Erkenntnisse aus der Hirnforschung dafür, dass es im Grunde überhaupt keinen freien Willen gibt (http://www.zeit.de/wissen/2010-10/gehirn-forschung-wille-haynes).

Ich lehne mich jetzt mal ein bisschen aus dem Fenster und provoziere womöglich auch ein wenig: Vor einiger Zeit habe ich in einer Illustrierten einen Artikel darüber gelesen, wie Menschen, die mit ihrem Partner lange Jahre sehr glücklich waren, eine schmerzhafte Trennung verarbeiten (berichtet wurde hier über eine Langzeitstudie). Es ging darum, dass diese Leute im Nachhinein nicht mehr die Entscheidungsfreiheit besitzen, die damals empfundenen schönen Seiten der Beziehung wahrzunehmen. Um mit der Trennung klarzukommen, müssen sie ein Schwarz-Weiß-Bild nach dem Motto zeichnen: „Unser Verhältnis war nie gut und schon immer zum Scheitern verurteilt. Erst jetzt kann ich mich richtig frei fühlen und tun, was ich will.“ Aber sie sind nicht frei. Ohne es zu wollen und ohne sich darüber bewusst zu sein, müssen sie quasi einen Lebenswandel führen, durch den sie sich von ihrer früheren Beziehung abgrenzen und die Trennung verarbeiten konnten. Ich provoziere vielleicht deswegen etwas, weil naheliegt, dass auch eine Loslösung von einer Glaubensgemeinschaft irgendwie verarbeitet werden muss. Und vielleicht ist die Entscheidungsfreiheit nicht dann total eingeschränkt, wenn man sich von einem Menschen trennt, aber dann völlig gegeben, wenn man sich von einer Religion lossagt. Ich denke, dass wir alle von unseren vorherigen Erfahrungen, von den Menschen in unserer Umgebung, von unseren Genen, von den Medien, … gesteuert werden. Absolut freie Entscheidungen gibt’s nicht.

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