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Verfasser: ThePassenger Datum: Sonntag, den 7. Dezember 2008, um 16:04 Uhr Betrifft: Schizophrenie u. Psychose
Wenn es um die Frage der "Massenpsychose" geht, muà man sich vergegenwärtigen, daà es sich um einen volkstümlichen Begriff handelt, der im Bereich der Psychiatrie nicht beheimatet ist
Zu Beginn dieses Jahrhunderts etwa etablierte sich der Begriff Schizophrenie als Bezeichnung für "Geisteskrankheiten", die unterschiedlichste Merkmale aufweisen konnten. Erst in der moderneren Psychiatrie begann man, die Symptome differenzierter zu betrachten, und es etablierten sich neue Bezeichnungen. Der Begriff Schizophrenie existiert zwar nach wie vor, bezeichnet aber eher den schlimmsten anzunehmen Zustand einer psychiatrischen Erkrankung, nämlich das förmliche Auseinanderfallen der Persönlichkeitsinstanzen in Verbindung mit Wahnvorstellungen und der völligen Handlungsunfähigkeit (Katatonie). Heute wird eher der Begriff der Psychose verwendet, und dieser in differenzierter Form, wie z.B. schizophrenforme paranoide Psychose, manisch-depressive Psychose, schizoaffektive Psychose (dies bezeichnet eigentlich zwei parallel zueinander verlaufende und auch differenzierbare Zustände, nämlich den schizophrenformen Verlauf und zusätzlich dazu den aus dem Gefühlsleben -den Affekten- heraus sich manifestierenden psychotischen Zustand).
Diese verschiedenen psychotischen Formen sind im ICD 10 (International Classification of Diseases) der WHO definiert, ferner auch im amerikanischen DSM IV (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders) der American Psychiatric Association.
In der modernen Psychiatrie und Medizinforschung hat man erkannt, daà die Ursachen für psychoseforme Erkrankungen aus einer Störung des Neurotransmitterhaushalts resultieren und i.d.R. eine genetische Disposition vorliegt. Es handelt sich bei diesen Erkrankungen durchweg um endogene Formen, und somit unterscheiden sie sich von den exogenen Psychosen:
Welche nämlich durch Einnahme eines Halluzinogens oder zumindest bewuÃtseinsverändernden Stoffes manifest werden. Bereits das Trunkenheitsstadium bei Alkoholkonsum kann zu psychoseformen Zuständen führen, der "Joint" gleichermaÃen, insbesonders natürlich die "härteren" Drogen mit extremen Rauschzuständen in Verbindung mit BewuÃtheitsänderungen (aus dem Körper hinausfahren, Schweben etc.etc.) und Halluzinationen (paranoid-psychotische Zustände).
Eine "Massenpsychose" im Sinne der Definition einer Psychose kann somit nicht entstehen, auÃer in der Gestalt einer kollektiven exogenen Psychose, die durch Verabreichung einer entsprechenden Substanz erwirkt wird. Ohne diese Substanzverabreichung ist es nicht möglich, eine Menschenansammlung in einen kollektiven psychoseformen Zustand zu bringen. Wenn Menschen in der Art eines massenhysterischen Phänomens einem Redner zujubeln und sich dabei exzessiv verhalten, wirken nicht die gleichen Mechanismen wie bei einer Psychose mit paranoiden oder halluzinatorischen Zügen.
Als Resumee möchte ich annehmen, daà tatsächlich halluzinogene Substanzen in der vorbeschriebenen Art im Spiel waren. Ein einzelner Mensch kann, endogen bedingt, in einen psychoseformen Zustand fallen, eine Menschenansammlung aber nur dann, wenn die Ursache exogener Natur ist. Ansonsten hätte ein jeder der damals Beteiligten (z.B. im Kirtland-Tempel) ein diskret zur Psychose Veranlagter sein müssen - und auch die Symptome hätten differenzierter sein müssen.