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Verfasser: Helgor Datum: Dienstag, den 5. April 2005, um 16:33 Uhr Betrifft: Nein, das ist nicht einfach
Keine der Entscheidungen wird ganz ohne Opfer sein. Ich werde mich davor hüten, dir etwas zu raten.
Also kann ich nur von mir erzählen. Ich lebte einige Jahre in Zweifel, bevor ich den Schnitt machte (Austritt). Am Anfang behielt ich meine Zweifel für mich. Da ich die Versammlungen nicht mehr besuchte, war das eigentlich nicht schwer. Es wagte ohnehin niemand, mich darauf anzusprechen, weil sie Angst hatten, die Harmonie zu stören. Ich wuÃte schon lange, daà meine Zukunft nicht in der Kirche lag und ich wollte mich auch völlig von ihr lösen. Da gab es aber noch Menschen, die mir nah standen, denen es weh getan hätte. So wartete ich förmlich auf eine Gelegenheit, wo es noch am schmerzlosesten ging. Als ich austrat, tat ich das still und es war immer noch kein "coming out". Erst tröpfenweise erfuhren Familie und Bekannte davon. Ich bin nicht der Typ, der allen einen Brief schreibt und meint "Hey, ich bin übrigens nicht mehr in der Kirche." Es war alles ein langsamer, ziehender Schmerz. Irgendwie wünsche ich, ich hätte es anders gemacht und hätte früher zu meiner Ãberzeugung gestanden und den Schnitt klarer vollzogen.
Daà man zu seiner Ãberzeugung steht, heiÃt ja nicht, daà man austreten muÃ. Ich hatte mir auch überlegt, als Mitglied ohne Ãmter einfach nur die Versammlungen zu besuchen und mich erbauen zu lassen. Aber da war keine Erbauung mehr, sondern nur Geislosigkeit, Gedankenlosigkeit, Leere. Die Menschen sollten nur funktionieren, was Wörter wie "B eamtenversammlung", "Programm", "Anwesenheitsliste", "SchluÃgebet" vermitteln. Alles erschien mir wie ein einziges Nachgeplappere. Kurzum, auch das wurde unerträglich.
Wären die Versammlungen nicht so unerträglich geworden, hätte es vielleicht geklappt. Ich könnte auch noch jetzt noch zur Kirche gehen, da ich dort immer willkommen bin. Ich habe aber keine Lust, gegen so viel Stumpfsinn anzugehen.
GruÃ
Helgor