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der Beitrag:
Verfasser: Gipfelstürmer
Datum: Dienstag, den 1. September 2009, um 22:16 Uhr
Betrifft: Der Stellenwert der Bibel

Lieber Björn,

schön, wieder mal von Dir zu hören. Ich bin im Forum auch nicht mehr so aktiv wie früher. Es geht einfach zu viel Zeit drauf. Im Hinblick auf unsere Ansichten liegen wir nach wie vor nicht überall auf einer Wellenlänge. Das ist in Ordnung. Lass mich Deine Bemerkungen kommentieren:

> ... in jedem Fall hast du darauf bestanden, dass ich dich als Mormonen bzw. als Christen sehe.

So würde ich die Sache nicht formulieren. Ich glaube aus tiefstem Herzen an Gott und habe Jesus als meinen persönlichen Erlöser angenommen. Es ist mir ein ernstes Anliegen, Christus nachzufolgen und seine Botschaft in meinem Leben umzusetzen. Ich fühle mich mit jedem Menschen im Glauben verbunden, der dies ebenfalls versucht, egal ob er Katholik, Protestant, Methodist, Freichrist oder Zeuge Jehovas ist. Inwieweit jemand Christ ist oder nicht, äußerst sich meiner Auffassung nach mehr in der individuellen Lebensführung als in den Details der Glaubensinhalte. Ich bestehe nicht darauf, dass Du mich als Christen siehst. Ich bin nur der Auffassung, dass Du mir das Christsein nicht absprechen kannst, nur weil ich Deine Interpretation der Bibel nicht in jedem Fall teile.

> Jetzt lese ich in deinen Beiträgen plötzlich ganz andere Aussagen. Du glaubst weder an das Buch Mormon noch an die Bibel. Ich bin auch der Meinung, dass man – wenn man der Bibel glaubt – dem Buch Mormon gar nicht glauben kann. Doch die HLT besteht darauf, dass die Bibel eine ihrer Glaubensgrundlagen sei, wie auch das Buch Mormon. Nun verwirfst du aber beide Bücher komplett!

Es tut mir leid, wenn ich mich im Hinblick auf meine Einstellung zur Bibel oder zum Buch Mormon irgendwann mal widersprüchlich ausgedrückt haben sollte. Mir ist diese Diskrepanz nicht bewusst. Lass mich meinen Standpunkt nochmal möglichst klar formulieren: Ich glaube daran, dass sowohl die Bibel als auch das Buch Mormon göttlich inspiriert sind. Sie bedeuten mir sehr viel und ich lese darin jeden Tag. Ich bin der festen Überzeugung, dass es Gott in Seiner Allmacht möglich gewesen wäre, uns beide Werke völlig fehlerfrei zu übermitteln. Er hat es in Seiner Weisheit jedoch nicht getan. Im Vorwort des Buches Mormon heißt es: „Und wenn darin Mängel sind, so sind es die Fehler von Menschen.“ Sowohl die Bibel als auch das Buch Mormon sind von fehlerhaften Menschen geschrieben worden. Deswegen klammere ich mich nicht an jeden einzelnen Satz oder Buchstaben. „Der Buchstabe tötet, der Geist aber macht lebendig“ (2. Korinther 3:6). Ich habe nicht den Eindruck, dass ich die Heiligen Schriften aufgrund dieser Einstellung „komplett verwerfe“, sondern ich bin vielmehr der Ansicht, dass ich ihnen den Stellenwert einräume, den Gott ihnen beimisst.

> Zudem: Die Behauptung, dass die Bibel verändert worden sei (das älteste „Argument“ gegen die Bibel), ist seit den Funden von Qumran endgültig widerlegt – und ich werde keine neue Debatte darüber anfangen, weil ich das alles schon einmal ausführlich dargelegt habe, uns es ist nie widerlegt worden.

Wie Du sicherlich weißt, gab es unter den ersten Christen überhaupt gar keine Bibel. Auch ist Dir sicherlich klar, dass der Buchdruck erst im 15. Jahrhundert erfunden wurde. Nach dem Tod Jesu war das Abschreiben per Hand die einzige Möglichkeit der Vervielfältigung. Die frühen Christen waren weitgehend ungebildet. Die Abschriften der Manuskripte, von denen heute einige in veränderter Form in den verschiedenen Bibelversionen auftauchen, sind vornehmlich von Laien, nicht von professionellen Schreibern vorgenommen worden. Dass es von Beginn der allerersten Aufzeichnungen bis zur heutigen Einheitsübersetzung überhaupt gar keine unabsichtlichen oder absichtlichen Veränderungen gegeben hat, halte ich weder für plausibel noch betrachte ich es durch die Qumran-Funde als belegt.

> ... und auch die Aussage, dass die Dreieinigkeit im Bibeltext nicht verankert sei, stimmt ebenfalls nicht. Die Durchsetzung des Trinitätsdogmas fand nicht auf dem Konzil zu Nicäa um 325 n. Chr. statt. Dort wurde es lediglich bekräftigt.

Ja, es gab schon vor dem besagten Konzil Trinitätsauffassungen. Mit den Lehren Jesu hatte das jedoch wenig zu tun. Hierzu gibt es ein sehr gutes Buch mit dem Titel „Jesus Was Not a Trinitarian” von Anthony Buzzard. Es zeigt auf, wie sich der Glaube an die Dreifaltigkeit erst im Laufe der Zeit entwickelt hat. Mit den Auffassungen von Matthäus, Markus oder Lukas hatte er jedenfalls gar nichts zu tun.

> Außerdem ist die Aussage, es gebe Widersprüche in der Heiligen Schrift, kompletter Blödsinn. Bloß weil uns (in Sünde gefallenen, dem Wesen Gottes entfremdeten, erlösungsbedürftigen Geschöpfen) einige Zusammenhänge nicht schlüssig erscheinen – bedenke: Unser Verstand ist durch den Sündenfall ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen worden! –, haben wir es noch lange nicht mit „Widersprüchen“ zu tun.

Naja gut. Hier muss man sich wirklich nicht groß bemühen, um eine ganze Reihe an Beispielen für glasklare Widersprüche in der Bibel zu finden. Es geht hier um weit mehr als um Textstellen, die uns auf den ersten Blick mit unserem begrenzten Verstand komisch erscheinen.

> Sieh dich ein bisschen vor in deinen Äußerungen, wenn du wirklich als Christ durchgehen möchtest und nicht etwa als Muslim – die dürfen nämlich, im Ggs. zu uns Christen, die Bibel infrage stellen, zumindest meinen sie, dass sie das dürfen. Und dass du die Richtigkeit des Buches Mormons anzweifelst – das stört mich ja nicht –, wird bestimmt von deiner Kirche auch nicht gern gesehen.

Ich möchte nicht als Christ „durchgehen“, ich will, einfach nur Jesus nachfolgen. Bei diesem Ansinnen kann und werde ich mich nicht nach der Meinung anderer Menschen richten. Wenn ich meinen Überzeugungen treu bleibe und mir jemand deswegen die Legitimation abspricht, mich als Christen bezeichnen zu dürfen, so sollte dies aus meiner Sicht zweitrangig sein. Wesentlich ist, was Gott von mir denkt. Ich bin nicht der Ansicht, dass man sich nur dann Christen nennen darf, wenn man unhinterfragt daran glaubt, dass die Pflanzen vor der Sonne erschaffen wurden (Genesis 1:11-19), dass Gott zwei ägyptische Prostituierte geheiratet hat (Ezechiel 23: 1-4) oder dass Männer ihre des Ehebruchs verdächtigten Frauen vor einen Priester bringen sollen, der ihnen ein Gebräu einflößt, das ihnen im Schulfall bittere Schmerzen verursacht und ihren Bauch anschwellen lässt (Numeri 5: 11-31).

Ich denke, wir müssen uns im Hinblick auf einige Punkte damit abfinden, unterschiedliche Ansichten zu haben. Für mich ist das in Ordnung.

Viele Grüße

Gipfelstürmer

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