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der Beitrag:
Verfasser: Nyu
Datum: Dienstag, den 8. September 2009, um 23:30 Uhr
Betrifft: Einige Bibelstellen

Hi Mag,

Mir fällt da schon einiges ein.
Es wäre wichtig zu wissen, welche Glaubensgrundsätze der Mormonen Du genau meinst.

Die einzigartigen Hauptpunkte der Ansprüche der Kirche bestehen aus Folgendem:
- Das Buch Mormon ist ein antikes Dokument und das Wort Gottes und "das korrekteste Buch auf Erden"
- Das Priestertum Gottes ist in der HLT Kirche und durch Joseph Smith wieder hergestellt worden
- Joseph Smith hat Gott den Vater und seinen Sohn Jesus Christus als 14-jähriger Junge gesehen
- Joseph Smith war als Präsident der Kirche "Prophet, Seher und Offenbarer" Gottes und nur er hatte die Schlüssel des Priestertums inne
- Thomas Monson ist heute "Prophet, Seher und Offenbarer" Gottes und nur er hat heute die Schlüssel des Priestertums inne
- "Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage [ist] das Reich des Herrn [...], das in Vorbereitung auf das Zweite Kommen des Messias wiederum auf der Erde errichtet worden ist" s. Einführung, Buch Mormon - sie ist die Wiederherstellung der Ur-Kirche, nachdem diese nach dem Tod der Apostel abgefallen ist

Die Bibel hat eine Meinung zu jedem einzelnen dieser Ansprüche. Du musst aber berücksichtigen, dass die Bibel von Mormonen nur dort als heilige Schrift gelesen wird, "soweit sie richtig übersetzt ist". Leider kann dir nur kein HLT sagen, wo genau sie denn richtig übersetzt ist und wo nicht. Wo etwas in der Bibel den Lehren der HLT entspricht, ist sie vermutlich richtig übersetzt; wo sie das nicht tut, ist sie es nicht.
Letztenendes kann ein HLT der Bibel also nicht wirklich trauen - dem Buch Mormon traut er jedoch schon, obwohl das Buch Mormon 1830 noch schrieb:

"And he said unto me, Behold, the virgin whom thou seest is  the mother of God, after the manner of the flesh" 1. Nephi 3, Seite 25
sowie
"These last records ... shall make known to all kindreds, tongues, and people, that the Lamb of God is the Eternal Father and the Savior of the world." 1. Nephi 3, Seite 32

1837 schrieb das Buch Mormon dann folgendes, als Joseph Smith das Buch Mormon auf die sich veränderte Vorstellung von Gott anpassen liess.
1 Nephi 11:18 "And he said unto me, Behold, the virgin whom thou seest is the mother of the Son of God after the manner of the flesh"
und
1 Nephi 13:40 "These last records ... shall make known to all kindreds, tongues, and people, that the Lamb of God is the Son of the Eternal Father and the Savior of the world."

...und noch andere recht relevante Veränderungen, die theologische Implikationen haben.

Ich will’s kurz machen, von daher hier nur die relevantesten Schriftstellen:
Bezüglich 1. Vision Joseph Smiths sagt die Bibel, dass Gott Geist ist und das niemand Gott den Vater je gesehen hat.
- Joh 1:18 - niemand hat Gott je gesehen
- 1. Joh 4:12 - niemand hat Gott je gesehen
- Exodus 33:20 - niemand kann Gott sehen und leben
- Joh 4:24 - Gott ist Geist
- Kol 1:14 - ...geschaffen im Bildnis des unsichtbaren Gottes
- 1. Tim - unsichtbarer Gott
- 1. Tim. 6:16 - wen niemand jemals gesehen hat noch sehen kann

Gegenargument der HLT ist Exodus 33:11 "So sprach der Herr mit Moses von Angesicht zu Angesicht, wie ein Mensch mit seinem Freund spricht..." um zu belegen, dass alle o.a. Schriftstellen hinsichtlich Gottes Ontologie sprichwörtlich verstanden werden sollten.

Allerdings stünde das dann im logischen Widerspruch zum Schluss desselben Kapitels Exodus 33:18-23 - "...Du kannst mein Gesicht nicht sehen: denn niemand kann mein Gesicht sehen und leben...."

Vers 11 sollte also sprichwörtlich verstanden werden.

Warum ist dieser Anspruch das Joseph Smith Gott den Vater und Jesus Christus in der von ihm beschriebenen Form gesehen hat wichtig?
Weil zuletzt Gordon B Hinckley auf der Herbstgeneralkonferenz 2002 folgendes sagte:
"The whole strength (of the Church) rests on the validity of that (first) vision . . . it either occurred or it did not occur.  If it did not, then this work is a fraud.  If it did, then it is the most wonderful and important work under the heavens.”
7. Oktober 2002, Salt Lake Tribune

Alles steht und fällt mit diesem Glaubenszeugnis Joseph Smiths, von dem vor 1838, also 18 Jahre, nachdem es geschehen sein soll, niemand je etwas erfahren hat.

Die HLT Kirche ist das Reich Gottes
Das Reich Gottes ist keine in sich geschlossene, rechtlich von anderen weltlichen Organisationen abgegrenzte Institution - also eine Kirche bei der man ein Mitglied sein könnte.
Die Kirche des Herrn ist ein Organismus, dem alle Jene angehören, die Jesus Christus als ihren Herrn anerkennen und die gem. Römer 10:10 mit dem Mund bekennen und mit dem Herzen glauben, das Jesus der Christus ist.

Siehe
Eph 1:22-23 - "und er hat alles seinen Füssen unterworfen und ihn als Haupt über alles der Gemeinde gegeben, die sein Leib ist, die Fülle dessen, der alles in allen erfüllt."

1. Cor 3:16 - "wisst ihr denn nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in Euch wohnt?"

Eph 2:19-22 - "...Hausgenossen Gottes, auferbaut auf der Grundlage von Apostel und Propheten, wärend Jesus Christus der Eckstein ist, in dem der ganze Bau, zusammengefügt, wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn, in dem auch ihr miterbaut werdet zu einer Wohnung Gottes im Geist."

Kern des Anspruches der HLT Kirche, die einzig-wahre Kirche Gottes auf Erden zu sein, ist aber ihre Lehre von der Wiederherstellung des Priestertums....

Wiederherstellung des Priestertums
Die Mormonen glauben, dass eine Wiederherstellung des Priestertums notwendig sei, um die Vollmacht Gottes auf wieder auf Erden verfügbar zu machen, die seit dem Tod der Ur-Apostel verloren gegangen war.
Nur - das ganze Neue Testament beruht auf der Prämisse, dass der alte Bund erfüllt und der neue Bund aufgerichtet sei.
Der testamentliche Brennpunkt zu dem dieser Wechsel des Bundes geschieht ist der Ausspruch Christi "Es ist vollbracht" (Joh 19:30) und der Zeitpunkt des Todes Christi am Kreuz sowie der zerriss des Vorhangs vor dem Allerheiligsten im Tempel (Luk 23:45).

Zu diesem Zeitpunkt geschah folgendes:
Der irdische Tempel in Jerusalem und die gesamte Ordnung von bestimmten Menschen, die ein Aaronisches Priestertum tragen, verlor seine Bedeutung für das Bündnis Gottes mit seinem Volk. Christus trat nunmehr für sein Bundesvolk ein - siehe Hebräer 9 und 10.
Der Author des Hebräerbriefes erklärt die Zusammenhänge sehr gut - siehe Hebräer 4 bis Hebräer 10:18.

Alter Bund:
- ein sterblicher Hoher Priester
- der sein Priestertum durch Geburt erhält bringt vor einem
- irdischen Altar in einem irdischen Tempel
- einmal im Jahr
- ein tierisches Opfer dar, um
- seiner eigener und des Volkes (durch Geburt) Sünden zu gedenken.

Nachher:
- ein göttlicher Hoher Priester (Christus)
- der sein Priestertum von Gott erhält bringt vor
- dem Thron Gottes
- ein für alle Mal
- ein vollkommenes Opfer dar, um
- die Sünden der Welt (durch Glauben) hinweg zu nehmen.

Hebräer 7:25 "Darum kann er auch vollständig und für immer alle retten, die sich durch ihn an Gott wenden. Er lebt für immer, um bei Gott für sie einzutreten."

Ein Aaronisches und ein Melchisedekisches Priesterum, so wie die Mormonen es beanspruchen, sind im neuen Bund schlicht nicht mehr notwendig und stehen ausserdem im Weg. Tatsächlich richten sie den irdischen Tempel wieder auf und ziehen den Zweiten Vorhang in diesem Tempel wieder ein - und Christus ist umsonst gestorben.

In diesem Zusammenhang ist auch folgendes sehr erwähnenswert:
Hebräer 7:24 "dieser aber hat, weil er ewig bleibt, ein unvergängliches Priestertum."
"unvergängliches" hier kommt aus dem griechischen "aparabatos" und heisst "unübertragbar" und das meint: "ohne Nachfolger" sprich: nur bezogen auf Christus und nicht durch Händeauflegen übertragbar.
Siehe auch Hebräer 7:26
"Jesus ist der Oberste Priester, den wir brauchen: Er ist heilig, an ihm ist nichts Verwerfliches, er hat keinen Fehler. Er ist ganz anders als wir sündigen Menschen und wurde über alle Himmel erhoben."
Im Zusammenhang mit Heb 7:24 meint das: Jemand, der von sich behauptet, das Melchisedeksiche Priestertum zu haben, behauptet selber Christus zu sein, also ohne Fehler - das Lamm Gottes.

1. Petrus 2:5 sagt: "Lasst euch auch selbst als lebendige Steine aufbauen,... ein heiliges Priestertum, um geistliche Schlachtopfer darzubringen, Gott wohlannehmbar durch Jesus Christus!"

Offenbarung 1:6 sagt: "[Er] hat uns gemacht zu einem Königtum, zu Priestern seinem Gott und Vater"

Diese beiden Schriftstellen sind genau so zu verstehen, wie sie sich zeigen: hier erhalten nicht mehrere oder wenigere Männer ein Priestertum durch Händeauflegen.
Im biblischen Sinne und Gedanken meint das folgendes: Hier erhältst Du durch deinen nachhaltigen und lebensverändernden Glauben Teilhabe am reinigenden Blut Christi ...indem Du Dein ganzes Herz und deinen ganzen Sinn dem Herrn als lebendiges Opfer darbringst - befähigt durch eine echte Liebesbeziehung zwischen Erlöser und Dir.

Propheten und Apostel
Die HLT Kirche behauptet, dass in ihr nicht nur das Priestertum wiederhergestellt sei, sondern auch das Amt des Propheten, des Sehers und des Offenbarers (in einer Person, wie bei Mose) und des Apostels.
Bjoerni beschreibt das bereits sehr gut.
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Zitat Bjoerni: „Nachdem Gott vorzeiten vielfach und auf vielerlei Weise geredet hat zu den Vätern durch die Propheten, hat Er in diesen letzten Tagen zu uns geredet durch den Sohn, Den Er eingesetzt hat zum Erben über alles, durch Den Er auch die Welt gemacht hat.“ (Hebräer 1, 1-2).

Der Inhalt dieses Satzes ist klar: Früher (vor Jesus Christus!) hat Gott „geredet ... durch die Propheten“, aber zuletzt, „in diesen letzten Tagen“, hat Er „zu uns geredet durch den Sohn“, d. h. durch Jesus Christus. Damit beendet das durch Christus aufgekommene apostolische Zeitalter das der Propheten, sodass es in nachapostolischer Zeit keine Propheten mehr gegeben haben kann!
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Bedenke auch den Berg der Verklärung (Matthäus 17:1-9): hier erscheinen Moses und Elija als Repräsentanten des Gesetzes und der Propheten dem verklärten Jesus Christus und den anwesenden Aposteln. Als die Engel wieder gehen, lassen sie Jesus und die Apostel allein zurück und Jesus gebietet ihnen, bis zum Zeitpunkt seiner Auferstehung niemandem etwas davon zu sagen.
Dies ist ein Bild für Übergabe der Schlüssel der "Dispensation" des Gesetzes und der Propheten an die "Dispensation" des neuen Bundes in Christus in dem diese (Gesetz und Propheten) erfüllt sind, siehe Matthäus 5:17-19.

Alle Schriftstellen des Neuen Testaments, die Apostel und Propheten in einem Satz erwähnen sagen genau das "Apostel und Propheten". Zuerst Apostel und dann Propheten (in der Mehrzahl).
Das meint: Menschen mit der Gabe des Heiligen Geistes zu prophezeien.
Das meint nicht: ein neuzeitlicher Moses.

Das Buch Mormon
Die Bibel hat kein Problem mit dem Buch Mormon oder allen anderen Büchern, die über Christus schreiben... wenn das Buch Mormon denn nicht von sich behaupten würde, antiken Ursprungs zu sein. Das Buch Mormon ist doch ein gutes Buch mit etwas zu vielen "und es begab sich".
Aber die Bibel hat sicher ein Problem mit dem Glauben von Menschen, die meinen, Glauben und Verstand würden einander ausschliessen. Das ist aber nicht der Fall.
Laut Hebräer 11:1 ist Glaube "...eine Überzeugung von Tatsachen, die man nicht sieht."
Mormonen interessiert aber nicht die Wahrheit über den Ursprung des Buches Mormon. Sie haben kein Interesse an den Tatsachen. Und das ist kein Glaube, sondern Wunschdenken.
Aber das Buch Mormon selbst ist kein Problem. Die Schriftstelle in Offenbarung 22:18 bezieht sich auf die Offenbarung des Johannes selbst und nicht auf die Bibel als geschlossenes Buch.

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