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Verfasser: lennard
Datum: Montag, den 13. Juni 2005, um 18:20 Uhr
Betrifft: Erklärung

Sünde ist nach allgemeiner Ansicht nicht nur das Nichtbefolgen von Geboten, sondern die zeitweilige Trennung des Menschen von Gott.
In der mormonischen Glaubenslehre ist die Sünde nur das Übertreten von Geboten und bestimmten mormonischen Weisungen.

Als problematisch erweist sich jedoch, dass die Mormonen einen viel umfangreicheren Gebotskatalog besitzen, als die sog. großen christlichen Kirchen. Das bedeutet, die Wahrscheinlichkeit eines Mormonen eine Sünde zu begehen, ist viel höher als bei einem „normalen" Christen, der ja weniger Gebote und Vorschriften zu befolgen hat.

Dazu ein einfaches Beispiel: Ein Mormone, mit Tempelberechtigung, begeht bereits eine Sünde, wenn er ein Glas Wein trinkt und kann, falls er nicht Buße tut, nicht "ewiges Leben" erhalten. Ein „normaler" Christ kann ein Glas Wein trinken, ohne das er eine Sünde begeht. Er liest nämlich die Bibel und bemerkt, dass Jesus Christus, zusammen mit seinen 12 Jüngern, Wein getrunken hat.

Durch die Reduzierung des Sündenbegriffs auf das Übertreten von Geboten verwandelt sich der Begriff in ein stumpfes Befolgen von Anweisungen. Es geht dann gar nicht mehr darum, dass der Mensch seine Distanz zu Gott aus seinem inneren Verständnis heraus erkennt. Dafür ist aktives Denken und Handeln erforderlich. Bei den Mormonen wird der Gesichtspunkt des eigenen Denkens stark vernachlässigt. Die Kirchenführung gibt eine Richtung vor und nur diese ist die einzig Richtige. Es bleibt dem Mitglied kein Spielraum für Kreativität und eigene religiöse Anschauung.

Fragwürdig ist auch die Ablehnung der Erbsünde. Diese zentrale christliche Lehre bestätigt das oben Gesagte, in dem sie uns darauf hinweist, dass durch den Sündenfall Adams eine Trennung des Menschen zu Gott stattgefunden hat. Konsequenz dieser Sünde ist die Sterblichkeit der Menschen (man sollte besser sagen: das Bewusstsein des Menschen von seiner Sterblichkeit).

Mit Perversion meine ich die erhebliche Abweichung des mormonischen Verständnisses von Sünde zu dem der konventionellen Christenheit. Zunächst wird der Begriff nur auf den Aspekt der Übertretung eingeengt. Im zweiten Schritt werden dann zusätzliche Gebote aufgestellt, deren Übertretung bereits den Begriff der Sünde unterfällt.

Die bedenkliche Folge dieser Perversion des Sündenbegriffs ist das mechanische Befolgen von Geboten. Das führt eher zu einer Dressur des Menschen, als näher zu Gott.

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