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Verfasser: Gipfelstürmer
Datum: Montag, den 23. März 2009, um 10:51 Uhr
Betrifft: Missionsarbeit und Motive für eine Mitgliedschaft in der HLT-Kirche

Hallo Misery, abendrot und Skippy,

ich fange hiermit einen neuen Beitrag an, weil ich Euch gerne allen auf einmal antworten möchte. Eure Ausführungen zur "Seriosität" der Missionsbemühungen der HLT-Kirche fand ich sehr interessant. Auf meine Bemerkung, dass ein Einlassen auf die Gebote der HLT-Kirche keinerlei Vorteile mit sich brächte, antwortet Misery: „Natürlich gibt es Vorteile. Immerhin werden dem Anwärter neue, klare Strukturen vorgegeben. Er muss sich keine Gedanken mehr über seinen Lebensweg machen, da das Meiste bereits durch die Richtlinien der Religion vorgegeben ist … Man hat eine Perspektive, ein Ziel. Bei den Mormonen ist das Ziel in oberste Reich zu kommen und später selbst Gott zu werden.“ Außerdem betont sie die attraktive Möglichkeit, in der HLT-Kirche „hierarchisch aufzusteigen“ (zumindest als Mann) und die „ausgezeichneten Beschäftigungsmöglichkeiten“. abendrot schreibt in diesem Zusammenhang: „Außerdem winkt ja schließlich die Belohnung durch Aufnahme ins celestiale Reich, wenn alles gut geht.“ Skippy führt zur Motivation, sich der HLT-Kirche anzuschließen, Folgendes aus: „Na ja, ein paar Jahrzehnte gebe ich der Kirche aber noch, denn es wird immer Menschen geben, die sich von dieser Heilslehre angesprochen fühlen. Und wir alle hatten uns ja auch der Kirche angeschlossen, weil wir auf der Suche waren nach Sicherheit, Gemeinschaft, Bestätigung, ewiger Glückseligkeit und was auch immer. Wenn sich jemand der Kirche anschließt, hat es immer psychologische Gründe. Und erst, wenn man gelernt hat selbständig zu laufen, wirft man die Krücke (Kirche) weg, ja erst dann wird sie einem hinderlich ... Deshalb: solange es Menschen gibt, die die Kirche brauchen, wird es diese geben.“

Die Deutlichkeit, mit der ihr die Motivation für eine aktive Mitgliedschaft in der HLT-Kirche aus Eurer Sicht beschreibt, hat mir ein paar neue Perspektiven eröffnet. Ganz ehrlich – ich meine das jetzt nicht ironisch. Wenn ich mich selber fragen würde, warum ich gerne den Gottesdienst in meiner Kirche besuche und mich zu ihr bekenne, dann hätten meine Antworten mit den von Euch genannten Beweggründen wenig zu tun. Ich sinne sehr gerne über die tiefgründigen Probleme des Lebens nach und suche nach keiner Möglichkeit, mir in dieser Hinsicht keine Gedanken mehr machen zu müssen. Die Auseinandersetzung mit meinem Glauben erfordert meiner Ansicht nach sogar das ständige Hinterfragen meines Lebensweges anstatt es zu vermeiden. Das seit dem frühen Christentum bekannte Konzept der Vergöttlichung des Menschen verstehe ich nicht. Es ist mir zu komplex und zu abgehoben. Die dahinterstehende Botschaft übt auf mich keinerlei Attraktivität aus. Die Aspekte der Sicherheit, Gemeinschaft, Bestätigung und ewigen Glückseligkeit spielen in meinem religiösen Alltag keine Rolle. Deswegen habe ich nicht den Eindruck, ich würde die Kirche „brauchen“, um meinem Leben Stabilität zu verleihen. Für mich stellt die Mitgliedschaft in meiner Glaubensgemeinschaft eine hervorragende Möglichkeit dar, meine Werte zu leben. Man ist unheimlich nahe an den Menschen dran und kann das umsetzen, was in Mosia 18:8-10 angesprochen wird: „… und nun, da ihr den Wunsch habt, … einer des anderen Last zu tragen, damit sie leicht sei, ja, und willens seid, mit den Trauernden zu trauern, ja, und diejenigen zu trösten, die des Trostes bedürfen, … was habt ihr dann dagegen, euch im Namen des Herrn taufen zu lassen …?“

Aber Eure Antworten haben mich wie gesagt tatsächlich zum Nachdenken angeregt und ich habe mir folgende Frage gestellt: Was findet ein Mensch vor, der sich der HLT-Kirche anschließt, weil er Gedanken über seinen Lebensweg vermeiden will, weil er zu einer Elite gehören möchte, weil es sein Ziel ist, in einer Hierarchie aufzusteigen und später zu einem Gott zu werden, weil er von einer Gemeinschaft profitieren möchte, die im vermeintlich Sicherheit und Schutz bietet, …? Ich befürchte, ihn erwartet ein böses Erwachen, weil die in die HLT-Kirche gesetzten Hoffnungen irgendwann enttäuscht werden. Ein Verlassen der Gemeinschaft, verbunden mit dem Gefühl, betrogen worden zu sein, ist oftmals die Folge.

Ich habe mal im Wartezimmer in einer Ärztezeitschrift etwas über das Verhältnis von Glauben und Lebensqualität gelesen. Wenn man den Glauben für seine eigenen Zwecke nutzt und sich in einer Kirche engagiert, weil man sich einen sozialen Gewinn erhofft, in eine Gemeinschaft integriert werden möchte oder seinen Status verbessern will, dann schadet dies letztendlich dem Wohlbefinden. Hat man seinen Glauben jedoch verinnerlicht und lebt seine Werte im Einklang mit den von der Religion propagierten Idealen, fühlt man sich ausgeglichen und gut. Man schielt nicht nach dem „Nutzen“ des eigenen religiösen Engagements, sondern handelt auf der Grundlage eines tief verwurzelten Glaubens an Gott. Die erste Form der Motivation wird als extrinsische Religiosität, die zweite als intrinsische Religiosität bezeichnet. Menschen, für die entweder die eine oder die andere Gruppe von Beweggründen im Vordergrund steht, gibt es wohl in jeder Kirche.

Ihr führt als „Vorteile“ einer Mitgliedschaft in der HLT-Kirche ausschließlich Aspekte auf, die mir selbst zunächst einmal nicht in den Sinn gekommen wären und die wohl allesamt der Kategorie „extrinsische Religiosität“ zugeordnet werden können. Wie gesagt schreibt Skippy: „Und wir alle hatten uns ja auch der Kirche angeschlossen, weil wir auf der Suche waren nach Sicherheit, Gemeinschaft, Bestätigung, ewiger Glückseligkeit und was auch immer. Wenn sich jemand der Kirche anschließt, hat es immer psychologische Gründe.“ War das bei Euch tatsächlich so? Standen bei Euch bei Eurer Bekehrung und Eurer Mitgliedschaft wirklich „extrinsische“ Motive so stark im Vordergrund?

Ich würde mich über ein paar Antworten von Euch und anderen Mitlesenden freuen.

Viele Grüße

Gipfelstürmer

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