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Verfasser: Gipfelstürmer
Datum: Mittwoch, den 25. März 2009, um 20:25 Uhr
Betrifft: Ich würde es allgemeiner formulieren

Hallo Misery,

Du schreibst:

> Deswegen ist jede Diskussion mit aktiven Mormonen sinnlos, weil sie ein Zeugnis haben und die Wahrheit "fühlen". Somit sind alle Hinweise aus Forschung und Wissenschaft hinfällig, da das Gefühl sagt, dass all diese Beweise vom Teufel sind um das Zeugnis zu erschüttern. Bevor ich wieder von Gipfelstürmer zurechtgewiesen werde: Ausnahmen bestätigen die Regel

Ich stimme Dir sogar in gewisser Weise zu. Allerdings würde ich die Sache allgemeiner formulieren als Du. In Analogie zu Deiner Einschätzung („Deswegen ist jede Diskussion mit aktiven Mormonen sinnlos, …“) könnte man etwa folgende These aufstellen: „Es ist unmöglich, als Frau eine glückliche Ehe mit einem Moslem zu führen, weil Moslems ihre Frauen unterdrücken (Ausnahmen bestätigen die Regel).“ Ich würde stattdessen sagen, dass es vermutlich recht schwer sein dürfte, eine glückliche Ehe zu führen, wenn die Partnerschaft nicht einigermaßen gleichberechtigt ist. Dabei spielt es keine große Rolle, ob der Ehemann Moslem, Jude, Katholik, Hindu oder Atheist ist. Falls er seine Frau herabwürdigend behandelt, dann trägt dies wahrscheinlich nicht zu ihrer Zufriedenheit bei.

Wenn ich nun zu einem wildfremden Moslem sage, „Du unterdrückst Deine Frau, weil Du ein Moslem bist und Du bist nur zu verblendet, um dies zu erkennen“, dann muss ich ihm zugestehen, dass er mir erwidert: „Du kennst mich doch überhaupt nicht. Woher willst Du wissen, wie ich meine Frau behandle? Du weißt ja nicht einmal, ob ich überhaupt verheiratet bin.“ Ähnlich habe ich auf Dein Urteil über mich reagiert. Tut mir leid, wenn Du das als „Zurechtweisung“ empfunden hast. So war es nicht gemeint.

Was den von Dir abgesprochenen Sinn einer Diskussion mit aktiven Mitgliedern der HLT-Kirche angeht, so denke ich, dass eine Auseinandersetzung dann zu nichts führt, wenn (mindestens) eine der beiden Parteien eine festgefahrene Meinung vertritt. Ungünstig ist es, wenn (mindestens) ein Diskussionspartner im Hinblick auf Religionsfragen die folgende Entwicklung durchlaufen hat:

1. Er erhebt eine der vielen Herangehensweise zur Beurteilung einer Religion zur absoluten Norm (es gibt ja viele Maßstäbe, anhand derer man eine Glaubensgemeinschaft beurteilen kann: Antworten von Gott, archäologische Beweisbarkeit der als Heilige Schrift akzeptierten Bücher, Wirkungen auf die Psyche, caritatives Engagement, gesunder Menschenverstand, Vereinbarkeit mit der Bibel, persönliche Vorlieben, …).

2. Er spricht allen anderen Perspektiven ihre Relevanz ab (z.B. „Es spielt keine Rolle, ob in der Führungsetage einer bestimmten Kirche schwere Fehler begangen werden, da ich ein persönliches Zeugnis von ihrer Wahrheit habe“, „Es ist völlig irrelevant, ob sich eine bestimmte Kirche sozial engagiert, solange sie auf einem Fundament aus Lügen steht“, „Es ist ganz egal, ob sich viele Menschen in einer bestimmten Kirche wohlfühlen, so lange einige ihrer Lehren der Bibel widersprechen“, „Ob ich das starke Gefühl habe, von Gott zu einer bestimmten Religion geführt zu werden, interessiert mich nicht, da ich verschiedene Glaubensgrundsätze mit meinem Verstand nicht gänzlich erfassen kann“, …).

3. Er nimmt für sich in Anspruch, auf Basis seiner Bewertung einer Religion anhand des ausgewählten Maßstabs „die ganze Wahrheit“ erkannt zu haben.

4. Er sieht Menschen, die alternative Zugänge bei ihrer Urteilsbildung wählen, auf einer niedrigeren Entwicklungsstufe als sich selbst. Hierbei unterstellt er ihnen Ignoranz, Verblendung, Dummheit oder den Versuch, vom eigentlichen Thema abzulenken.

5. Vor dem Hintergrund der eigenen Überzeugung, im Gegensatz zu anders denkenden Menschen „die ganze Wahrheit“ erkannt zu haben, sieht er sich selber in einer Position, in der er die eigene Botschaft „ohne Rücksicht auf Verluste“ selbstbewusst, klar, kompromisslos, furchtlos und manchmal auch anstandslos verkünden darf.

Wenn ein aktives Mitglied der HLT-Kirche eine solche Entwicklung durchlaufen hat, dürfte es kaum möglich sein, mit ihm auf Augenhöhe zu diskutieren. Wendet sich dieser Mensch irgendwann gegen seine Glaubensgemeinschaft, behält aber seine Einstellung im Hinblick auf seine herausragende Stellung als erleuchteter Verfechter der Wahrheit bei und geht mit Andersdenkenden genauso um wie vorher, dann führen Gespräche auch zu nichts. Man kann sich nun zigmal hin- und her bekehren – so lange man den eigenen Zugang zur Urteilsfindung zum Dogma erhebt und sich im Besitz der alleinigen Wahrheit sieht, kommt es wohl kaum zu einem Dialog, der zu mehr Verständnis führt. Dabei ist es egal, ob man mit Katholiken, evangelikalen Christen, Moslems, Mormonen oder Anti-Mormonen zu tun hat.

Viele Grüße

Gipfelstürmer

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