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Verfasser: Misery
Datum: Donnerstag, den 26. März 2009, um 2:32 Uhr
Betrifft: Himmel oder Hölle

> Wenn Dein Bild von der HLT-Kirche auch von einer sexuellen Missbrauchserfahrung geprägt ist, bei der ein Seelsorger (Bischof) als Täter aufgetreten ist, dann habe ich für Deine scharfe Kritik an meiner Glaubensgemeinschaft Verständnis.

Es ist nicht zwangsweise so, dass dies der hauptsächliche Grund ist weshalb ich die HLT-Kirche kritisiere. Sexuellen Mißbrauch findet man überall, vor allem in Religiösen Gruppen und Vereinen. Überall dort, wo Pädophile ohne besondere Ausbildung an Kinder herankommen können. Da ist auch die Mormonenkirche keine Ausnahme.
Was mich daran allerdings stuzig gemacht hat ist, dass ein Bischof, angeblich durch Gott ins Amt gerufen, Jahrelang seinen Neigungen nachgehen konnte, ohne dass Jemand durch den "Heiligen Geist" eine Eingebung gehabt hat, dass dieser Mensch sich an Kindern vergreift. Was für ein Gott soll das sein, der in seiner einzig wahren Kirche einen Pädophilen ins Bischofsamt bringt. Natürlich ist mir längst klar, dass Gott damit am wenigsten zutun hat und ihn die Berufungen der HLT-Kirche merklich wenig interessieren. Aber es wirft doch ein seltsames Licht auf die angeblich durch Gott geführte Kirche.
Auch war es mit ein Grund, weshalb ich damals inaktiv wurde. Aber es gibt vielmehr Kritikpunkte bei der HLT, die nicht aus diesem Aspekt heraus entstanden sind.

> Dass Du Opfer eines sexuellen Missbrauchs wurdest, finde ich furchtbar und erschütternd.

Weniger Schlimm als die "Praxis", also das körperliche, hat mich die psychologische Seite vielmehr belastet. Ich musste zum Beispiel jeden Sonntag in das Bischofsbüro und Auskünfte über mein Sexualleben geben. Ich glaubte, dass dieser Mensch mir in Gottes Namen helfen wollte mit meinen "Sünden" fertig zu werden. Natürlich habe ich alle seine Fragen, die nur um das eine Thema gingen stets wahrheitsgemäß beantwortet. Doch dass er es für seine schmutzigen Fanasien mißbraucht hat, hat mich sehr getroffen. Dieser Mensch wusste alles über mich, hat meine jugendliche Naivität ausgenutzt um sich an mir "aufzugeilen". Niemanden hat es gewundert, dass ich jeden Sonntag zu ihm ins Büro musste. Niemand war mißtrauisch, ich am allerwenigsten. Und als es bei Gesprächen nicht blieb und ich Jahre später darüber mit meinen Eltern sprach, glaubte man mir kein einziges Wort. Der Bischof hatte zu großen Einfluss, als das ihm Jemand das zugetraut hätte. Erst, als andere Kinder über ähnliche Ereignisse berichteten, fing man an mir zu glauben.
Man sieht daran, wie gefährlich eine Religionsgemeinschaft sein kann, wenn selbst die Eltern ihrem eigenen Kind keinen Glauben mehr schenken, sondern dem  Führer der Gemeinde. Heute noch machen sich meine Eltern deswegen schwere Vorwürfe, doch ich gebe ihnen nur einen kleinen Teil Schuld. Der Glaube hatte sie blind gemacht, sie wollten nicht sehen, was da war.

> Ich bin überzeugtes Mitglied der HLT-Kirche und glaube, dass Gott unser barmherziger und gerechter Vater im Himmel ist.

Es freut mich für dich, dass dir der Glaube daran Kraft gibt. Für mich ist Gott schon lange nicht mehr existent. Und die Tatsache zu sehen, wie einige Mormonen fleißig weiterbeten um später selbst perfekte Götter und Göttinnen zu werden, sich dabei als bessere und weisere Menschen betrachten und anderen Menschen wegen ihrer Andersartigkeit am wenigsten Toleranz entgegenbringen lässt mir die Nackenhaare zu berge stehen.

> Gott wird Dir noch viel mitfühlender und liebevoller begegnen.

Wenn er klug ist, sollte er es nicht wagen mir zu begegnen. Ich brauche kein Mitgefühl von einem Wesen, was sich als Oberhaupt der Menschen ansieht und Ungerechter und Zerstörerischer nicht sein kann als er es ist.

> In der "äußersten Finsternis" wirst Du sicher nicht vegetieren. Wenn es einen Himmel gibt (wovon ich ausgehe), dann landest Du vermutlich eher dort als ich.

Wie gesagt, ich glaube mitterweile weder an Gott, noch an eine äußerste Finsternis noch an irgendein Leben nach dem Tod. Ich würde es zwar nicht ausschließen, dass nach dem Tod eine weitere seelische Existenz oder dergleichen möglich ist, aber ich befasse mich damit nicht mehr. Es gibt keine Erkenntnisse darüber, was bringt also eine Auseinandersetzung damit - nur Spekulationen und Religionen. Daran habe ich wirklich keinen Bedarf.
Aber mal angenommen, es gäbe wirklich einen Himmel und eine Hölle, dann würde ich die Gegenwart des Teufels vorziehen. Es würde mir verlockender erscheinen am Lagerfeuer Stockbrot zu essen, zu rauchen und mich zu betrinken, als mit Heiligenschein und Kerze im Himmel Gotteslieder zu trällern. Verzeih mir bitte meinen Sarkasmus, aber tatsächlich sehe ich das so.
Liebe Grüße

^v^

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