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Verfasser: ThePassenger
Datum: Montag, den 12. Januar 2009, um 3:22 Uhr
Betrifft: Autoritär-totalistische Züge bei einer Sekte

So betrachtet, und wenn man die Vorgeschehnisse analysiert, könnte man durchaus sagen, daß der Mormonismus eine Art  baptistisch-campbellitische Sekte darstellt. Allerdings, wie Manfred ja auch herausstellt, mit erweiterten Glaubenselementen und einer sich, bedingt durch Joseph Smith jun., entwickelten ganz besonderen Offenbarungskomponente, später dann mit ganz spezifischer Sichtweise in Bezug auf Gott, der Vorbereitung auf unsere Begegnung mit Gott usw.

Was aber meiner Meinung nach eine modernere Betrachtung des Sektenwesens darstellt, ist, wenn sich deren Anhänger auf eine einzelne Person fixieren, die als Sektenführer anerkannt ist und deren Anführerschaft und Machtstatus unbestritten ist. Das Beispiel der Davidianer unter David Coresh halte ich hierbei für maßgebend: Für seine Gefolgsleute war er der Messias. Er besaß die Fähigkeit, sie unter Berufung auf ein endzeitliches Ereignis unter sich zu vereinen. Anfang der siebziger Jahre war es der Helter Skelter-Wahn, und hier gab es die gleichen Stukturen, und es kam bekanntlich zu den schrecklichen Morden, u.a. an der Schauspielerin Sharon Tate. Und vor nicht so langer Zeit war es eine japanische Sekte (A-um oder A-un Shinroku? bitte ggf. korrigieren), die mit Giftgasanschlägen ihre Opfer forderte. Auch da gab es einen Sektenführer, dem alle anderen ergeben waren. Ich meine, wenn man von einer Sekte spricht, und dies geschieht eigentlich stets im eher negativen Sinne, sollte man sich solche Beispiele in Erinnerung rufen. Im modernen Sprachgebrauch weist der Begriff "Sekte" also eher auf eine Gruppierung mit autoritär-totalistischen Zügen hin, deren Anhänger oder Mitglieder in indoktrinierter und fanatisierter Weise das von ihrem Anführer propagierte Weltbild vertreten.

Man könnte darüber nachdenken, ob sich der Sektenbegriff im modernen Sinne nicht auch auf Gruppierungen übertragen ließe, die nicht ausschließlich oder vornehmlich religiös-fanatisiert auftreten, sondern ihre gesellschaftlich-politischen Vorstellungen in fanatischer Weise und mit Gewalt durchzusetzen bereit sind.

Um wieder auf das Mormonentum zurückzukommen: ich weiß nicht, ob es angemessen wäre, bei der HDL-Kirche von einer Sekte zu sprechen - also im moderneren Sinne. Mir fehlen da einige Merkmale, aber vielleicht täusche ich mich auch, denn ich war ja nie Mitglied und habe nie ein Endowment erfahren usw. Wenn man die Mormonenkirche zu verlassen gewillt ist, gerät man zwangsläufig in eine Konfliktsituation, denn man ist als Mitglied ja viel tiefer in dieser Glaubensgemeinschaft integriert, als man es sich als Außenstehender vorstellen kann. Und hinzu kommt natürlich der Glaube, den man mit dem Verlassen der Kirche ja nicht vollends aufgibt. Im Gegenteil, gerade wegen des Glaubens verlassen sie viele. Also, der Sektenbegriff hat für mich etwas Abschreckendes und Diffamierendes, zumindest im heutigen Sinne, so daß man ihn mit Bedachtheit gebrauchen sollte, außer, man will ihn in herabwertender Absicht verwenden. Einmal habe ich auf einer Website gelesen, daß die Mormonen die "gefährlichste Sekte" heutzutage seien (es war dann natürlich die übliche Antihaltung und Aggressivität, die sich da offenbarte), und dies erschien mir weitaus überzogen. Und, ehrlich gesagt, ist mir selbst auch schon diese Form von strikter Ablehnung und aggressionsähnlichem Verhalten begegnet, als ich vormals mit Anderen darüber sprach, daß ich mich mit dem Mormonenglauben auseinandersetze. Mir erschien das immer merkwürdig, und eine vollends schlüssige Erklärung dafür habe ich bis heute noch nicht gefunden.

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