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 Seite erstellt am 26.4.24 um 11:39 Uhr
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Verfasser: Gipfelstürmer
Datum: Sonntag, den 19. Dezember 2010, um 18:27 Uhr
Betrifft: Der Tiger hatte nie Zähne und war nie ein Tiger

> Der Tiger hat seine Zähne verloren.

Menschen, die ein Bild von der HLT-Kirche haben, das sie dazu veranlasst, sie mit einem Raubtier zu vergleichen (egal, ob mit oder ohne Zähne), dürften sich dort auf Dauer völlig isoliert fühlen. Für sie ist in keiner Generalkonferenz-Ansprache, in keinem Liahona-Artikel und in keiner Lektion aus dem Priestertumsleitfaden irgendetwas Passendes dabei.

> Was war denn der Anspruch der Mormonenkirche?
> - die Sammlung Israels
> - das Neue Jerusalem auf dem amerikanischen Kontinent (Indenpendence, Missouri)
> - das Zweite Kommen Christi vorzubereiten
> - die politische Herrschaft über die Welt zu erlangen
> - usw.

Meinem Eindruck nach ist die Zahl der Mitglieder in der HLT-Kirche, die den Anspruch ihrer Religion ähnlich formulieren würden wie Du, verschwindend klein geworden (obwohl sie auch schon früher nicht besonders groß war). Für die meisten Mormonen stehen völlig andere Dinge im Vordergrund. Das freut mich sehr. In den neuen Handbüchern wird die mittlerweile vierte Mission der HLT-Kirche übermäßig stark betont: „Caring for the Poor and Needy.“ Um diesen Zweck und die anderen drei Missionen geht es von A bis Z in den Generalkonferenzansprachen oder in den Leitfäden für die FHV-, die Priesterschaft oder Sonntagsschule. Von der Übernahme der politischen Herrschaft über die Welt redet hingegen kein Mensch. Auch wenn irgendwer vor zig Jahren im Eifer des Gefechts mal irgendwas dazu gesagt haben sollte, interessiert das heute niemanden mehr. Gibt man bei www.lds.org das Wort „caring“ als Suchbegriff ein, stößt man auf 8536 Treffer. Versucht man das Gleiche mit dem Wort „world dominion“, so gibt es lediglich 4 Hinweise, von denen sich nur 2 auf ein Zitat von Spencer Kimball beziehen, in dem es um den wachsenden Stellenwert der HLT-Kirche als Religion geht (doch selbst hier geht es nicht um politische Weltherrschaft). Ich bin so froh, dass Ansichten von Schwarz-Weiß-Denkern und Hardliner in meiner Glaubensgemeinschaft so gut wie überall auf völlig taube Ohren stoßen und in der HLT-Kirche ständig das betont wird, worauf es wirklich ankommt: "Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst. Tu Gutes denen, die Dich hassen. Was Du einem Deiner geringsten Brüder getan hast, das hast Du mir getan, …" Leute, die den Sinn ihrer Kirche anders interpretieren und manchmal unter Rückgriff auf uralte Zitate auf extremen Standpunkten herumreiten, fühlen sich in meiner Glaubensgemeinschaft schon lange nicht mehr wohl. Sollen sie stattdessen dort glücklich werden, wo man radikalen Positionen Gehör schenkt.

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