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Verfasser: Renate
Datum: Samstag, den 10. September 2005, um 22:19 Uhr
Betrifft: Wer ist Gott?

> Die Bilder aus New Orleans und andere Ereignisse in den letzten Wochen und Monaten haben bei mir wieder einige Fragen aufgeworfen. Warum lässt ein liebender Gott so etwas zu? Warum lässt er zu, dass so viele unschuldige Menschen dort leiden müssen. Warum lässt er zu, dass Frauen und Kinder vergewaltigt werden?

> Warum lässt er zu, dass kleine Kinder einfach sterben?

Wir stellen diese Fragen aus der anscheinenden Gewissheit heraus, dass es so einen Gott tatsächlich gibt, der über uns Menschen wacht, jeden einzelnen von uns liebt und beschützt, der nur unser Bestes will, eben wie ein liebender Vater. So haben es uns die Religionen seit tausenden Jahren gelehrt und das ist fest in uns verankert. Deshalb verstehen wir auch nicht, wieso Gott Menschen bestraft, obwohl sie doch nach bestem Wissen und Gewissen seine Gebote befolgen. Die Antwort, dass Gott unsere Liebe zu ihm nur prüfen will, ist genau so unverständlich. Wozu sollte ein allwissender Gott, der angeblich jeden einzelnen von uns kennt, denn prüfen müssen? Er weiß doch, wie wir reagieren werden.

Gott, ein liebender Vater? Ich bin zwar kein Vater, aber eine Mutter und ich weiß, dass ich meine Kinder niemals so behandeln könnte, wie Gott es in seiner angeblichen Liebe zu uns tut. Vor allem würde ich keinesfalls das Bedürfnis verspüren, mein Kind zu prüfen, ob es mich auch genügend liebt und verehrt, und es dann auch noch dafür bestrafen, wenn es das meiner Meinung nach nicht tut. 

So wie die meisten christlichen Religionen Gott definieren, macht Gott also seine Liebe zu uns von unserem Gehorsam und unserer Anbetung abhängig. Selbst wenn die gegeben ist, prüft er immer wieder willkürlich, ob diese Zuneigung und Huldigung auch dann noch erfolgt, wenn er uns so richtig eins überzieht.

Dazu stellen sich mir einige Fragen:

1. Weiß Gott nicht, dass Liebe ein Geschenk ist und - genau wie Freundschaft - nichts, das man einfordern kann?

2. Weiß Gott nicht, dass man nur lieben kann, was/wen man kennt? Wenn ihm unsere Liebe so wichtig ist, warum gibt er sich dann so geheimnisvoll und versteckt sich vor uns, lässt uns nur raten, wer und was er denn nun sei? Warum lässt er so viele verschiedene Interpretationen seiner Person zu? Will er nicht von allen Menschen gleich geliebt werden? Nach der Aussage der Religionen will er das und verlangt es auch. Also, warum kommuniziert er dann nicht offen und unmissverständlich mit uns?

3. Weiß Gott nicht, dass diese Prüfungen unserer Liebe zu ihm und die Bestrafung, falls wir diese Forderung nach Liebe nicht erfüllen, Erpressung ist?

4. Will Gott tatsächlich diese Art von "Liebe", die ihm aus Angst vor seiner Macht geschenkt wird? Ist Gott tatsächlich so ein kleiner Diktator, der schreit "liebt mich oder ich vernichte euch" - und das Volk jubelt ihm aus Angst zu "ja wir lieben dich, allmächtiger Gott"? Falls Gott das wirklich will, was wäre er dann für ein Wesen?

5. Ist jemand, der so handelt, ein liebender Gott?

Meine Antwort darauf ist ein eindeutiges NEIN. Also erübrigt sich für mich auch die Frage, wieso ein liebender Gott all diesen Schmerz und dieses Elend dieser Welt zulässt. Er könnte es gar nicht tun, wenn es ihn in dieser Form gäbe.

Das Gottesbild, das uns durch die Religionen tatsächlich vermittelt wird, ist ein übermächtiges Wesen, das seine Macht gegenüber machtlosen - und daher ihm ausgelieferten - Menschen ausspielt und mit ihnen spielt, so wie ein Mensch, der einer Fliege nacheinander die Flügel und dann die Beine aussreisst, einfach nur so, weil ihm langweilig ist und weil er die Macht dazu hat. Dass wir dieses Gottesbild nicht so sehen, liegt wohl daran, dass uns immer wieder suggeriert wird, was für ein liebender Gott dieser Christengott doch sei. Wenn dem so wäre, wieso fürchten die Menschen Gott dann so? Warum zwingen sie sich ein Wesen zu lieben, das sie nicht kennen? Von dem sie nur wissen, dass es verlangt geliebt zu werden und dass es bestraft, wenn man es nicht tut und dass es prüft, wenn es dazu in Laune ist.

> Gibt es Gott überhaupt? Im Moment fällt es mir schwer, daran noch zu glauben. Vielleicht hat ja jemand eine Antwort für mich?

Die Antwort darauf, ob es Gott gibt, hängt wohl eng mit unserer ganz persönlichen Definition von Gott zusammen. Ich weiß es nicht, aber eines weiß ich sicher: Diesen liebenden und prüfenden Gott der Bibel, der uns Menschen angeblich so sehr liebt, dass er seinen eigenen Sohn für uns geopfert hat, der unsere ganz individuellen Sorgen und Gebete kennt und erhört, der jeden einzelnen von uns segnet und beschützt und manchmal eben prüft - den gibt es nicht. Er ist ein Widerspruch in sich!

Ich denke, dass es einen Sinn hinter allem gibt, den wir noch nicht verstehen. Sollte es nicht so sein, dann müssen wir alle auch damit leben, wir haben keine Wahl. Doch ich vertraue aus verschiedenen Gründen darauf, dass es diesen Sinn gibt. Das ist alles, was ich tun kann, ohne mich selbst belügen zu müssen. Ansonsten warte ich ab, was da noch auf mich zukommen wird und mache mir meine eignen Gedanken (oder auch nicht) zu allem, was ich nicht verstehen kann, aber die stülpe ich anderen nicht so einfach über. Das funktioniert auch nicht, man kann darüber diskutieren, sich austauschen, aber immer in der Gewissheit, dass alles nur Spekulation ist. Damit müssen wir einfach leben lernen, wenn wir nicht wieder und immer wieder einer fremden Ideologie zum Opfer fallen wollen, die wir dann als "wahr" annehmen und die uns die Freiheit nimmt, uns unsere eigenen Gedanken zu machen und unseren eigenen Weg zu gehen.

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