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Verfasser: shana
Datum: Samstag, den 17. September 2005, um 12:09 Uhr
Betrifft: Grenzen

> Apropos "Esoterisches Wischiwaschi".  Gerade bei dieser Thematik sind wir alle doch besonders vorsichtig und verletzlich. Niemand will da missverstanden und in eine bestimmte Schublade abgeschoben werden. Es ist nicht einfach, seine Position zu erklären, ohne missverstanden zu werden. Also versuchen wir dem Thema auszuweichen oder es witzig zu vermitteln. Schade eigentlich.

Hallo Renate,

ich war hier vor allem deshalb vorsichtig, weil ich Rainers Gefühle und die Gefühle anderer vom Schicksal gebeutelter Menschen nicht mit irgendwelchen Welterklärungs-Plattitüden verletzen wollte. Ich lebe schon längere Zeit glücklich und frei nach dem Motto: Ist der Ruf erst ruiniert, lebt´s sich vollends ungeniert:-) Was andere von mir denken, ist mir also ziemlich schnuppe. Aber jemandem wie Rainer, der u.a. seine kleine Tochter an den Tod verloren hat, und bei anderen Menschen weiss man es ja nicht immer, was sie schon alles erlitten haben, mit platter Sinngebung zu kommen, fände ich ganz schön daneben. Ich finde diesen Sinn muss sich jeder für sich selbst erarbeiten, u. a., in dem man sich umschaut in der Welt und vielleicht auch ein paar gedankliche Anleihen bei dem einen oder anderen Mitmenschen/Mitstreiter im ’Kampf des Lebens’ holt.

> Das Internet zeigt da seine Grenzen gegenüber einer persönlichen Diskussion. In mir schwirren dazu so viele Gedanken, die ich aber kaum in Worte fassen kann. Dazu kommt die Angst missverstanden und abgehakt zu werden. Deshalb schweigt man wohl lieber. Irgendwie schade, aber auch verständlich. Eine offene Diskussionsrunde in einem realen Raum, in der sich alle Partner gleichwertig gegenüber stehen/sitzen, sich respektieren und aufeinander eingehen, das wäre der ideale Ausgangspunkt für solche Diskussionen, Das würde bedeuten - neue Erfahrungen, neue Sichtweisen und vor allem Wissens- und Erfahrungsaustausch.

Stimmt persönliche Gespräche sind da auf jeden Fall besser. Man hat hier im Forum ja oft schon bei absoluten Kleinigkeiten gesehen, wie leicht und wie total man sich missverstehen kann. Ich bin übrigens wirklich so ne ’witzige Type’, die sich selbst nicht immer ganz ernst nimmt, meine Art mit dem Leben fertig zu werden....

Die Idee mit dem Religions-Gen (von Sven so treffend umbenannt) gefällt mir übrigens wirklich sehr gut. Das würde doch vieles erklären. Auch weil ich durchaus immer bereit bin, täglich und immer wieder auch meine eigene Position in Frage zu stellen. Wenn ich nicht schon von klein auf etwas neben der Spur gelaufen wäre (Todesnäheerlebnis, ’übersinnliche’ Wahrnehmungen, mehr als deutliche ’Vorahnungen’ etc., was ich jedoch immer - zwar nicht verdrängt aber doch - bewusst beiseite geschoben habe), hätte ich vom Verstand aus immer gerne die atheistische Position eingenommen, weil sie ganz einfach die verständlichste und die logischste ist.

Und auch wenn man religiös denkt und fühlt, finde ich, sollte man immer auch auf die Stimme der Vernunft hören, um nicht abzudriften. Denn zuerst und allererst leben, handeln und lieben wir (alles hoffentlich verantwortlich) hier auf der Erde. Alles andere sind Spekulationen, die nicht das fanatische Ãœbergewicht bekommen dürfen, i. S. v.: das richtige Leben beginnt ja erst danach oder: wieso gegen Mißstände ankämpfen ist doch alles gottgegeben. Solche Einstellungen dem Erdenleben gegenüber entstehen allzu leicht bei religiösen Menschen und das lehne ich absolut ab. Genauso wie das Verherrlichen von Leiden. Also da krieg ich regelrecht die Wut. Wenn jemand für sich selbst in seinem persönlichen Leiden einen Sinn findet und dieser Sinn ihm das schwere Leben erleichtert, ist das noch einigermassen in Ordnung, zumal wenn er sich in einer sog. auswegslosen Situation befindet. Aber anderen Menschen in seinem ’Näher zu Gott Programm’ Leiden als etwas Gott gewolltes zu verkaufen, ist in meinen Augen das absolut allerletzte. (was dann zu solchen Auswüchsen führen kann, dass irgendwelche frommen Schwestern Sterbenden keine schmerzstillenden Mittel geben, damit die Passion od. was auch immer besser wirkt, schauder....)

> Ich bin der Meinung - gerade wenn man bis zur Halskrause im Elend steckt - kann man besonders gut den Abstand gewinnen, der einem Perspektiven öffnet, die das Bewusstsein erweitern können. Wenn im Leben alles glatt läuft, sind wir doch sowieso im Hamsterrad drinnen und drehen unsere Kreise ohne viel Nachdenken.

Ich hatte meinen Satz eher als Absicherung gesehen, um niemanden durch meinen ’Frohsinn’ zu verletzen. Denn je nachdem, in was für einer Situation man sich gerade befindet, kann einem der Humor schon mal ausgehen. Ausserdem ist meine Erfahrung, dass es sich in tiefster Verzweiflung nicht so gut denkt. Hinterher vielleicht,  in der Verarbeitungsphase. Auch Schmerzen tragen nicht gerade dazu bei, reflektiv tätig zu werden:-). Das einzige was man da i.d.R. noch denkt ist: Schmerz und nach einer Weile bist du der Schmerz und sonst nichts mehr, was stattfindet ist also eher eine Auslöschung sämtlicher Persönlichkeit. Das schöne an der Sache ist, wenn Du noch erlebst, dass der Schmerz nachlässt:-), dann kann man wieder mit dem Philosophieren anfangen.

Liebe Grüsse
Shana

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