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Verfasser: Nyu
Datum: Samstag, den 28. Februar 2004, um 10:04 Uhr
Betrifft: ach es ist halt einfach nur typisch

und es ist ja auch keinesfalls so, dass nur Mormonen ein Problem damit haben würden, Mitglieder ihrer eigenen Religion bei der Vergabe von Geschäften zu bevorzugen. Das kriegen sicherlich auch noch andere hin.
Nur ist es ja so, dass hier noch ein paar Kriterien hinzukommen.
- Elitäres Denken: Ich bin in der einzig-wahren Kirche und Du gehörst dazu. Dir vertraue ich, Dir gebe ich den Auftrag.
- Naive Gutgläubigkeit: Du bist in auch in der einzig-wahren Kirche. Dir kann man wirklich vertrauen. Du würdest mich nie hintergehen. Mit Dir werde ich zusammenarbeiten (und mich von Dir im schlimmsten Fall voll verarschen lassen).
- kleine Kirche: Mormonen machen nur einen kleinen Bruchteil eines Prozents der Weltbevölkerung aus. Das verursacht ein Gefühl von "ich bin anders / wir sind anders". Religionsführer mögen diesen Gedanken zum Ideal erheben und sagen "Natürlich!". Dennoch ist dieser Gedanke ja dein ganzes Leben bei dir, selbst wenn Du in Utah aufwächst. Seit den Anfängen der Kirche haben die HLT immer wieder zu beweisen versucht, dass sie eigentlich DOCH nicht anders sind und haben es zur missionarisch getriebenen Pflicht erhoben, der Welt zu beweisen, dass Mormonen nicht nur mithalten können, sondern sogar besser sind. Ständig denken Mormonen, was könnten Nicht-Mitglieder von mir denken, wenn ich dies oder das tue, noch viel mehr als andere selbst charismatische Christen.
- Weltbezogenheit der Religiösität: die einzig-wahre Kirche ist für mormonische Kultur ein Wert, den sie über Gott stellt. Die Kirche oder die kirchliche Kultur erklärt ihnen wer Gott ist und wie man ihn findet und hat für Mormonen darauf ein Monopol.
- Mormonischer Ethos: leitet sich nicht primär oder nur aus (z.B.) Jesus oder der Bibel ab. Bsp.: Jesus sagt, "was Du nicht willst was man Dir tu, das füg´ auch keinem andern zu" -->also bin ich ein fairer Mensch --> also setze ich im Geschäftsleben einen Vertrag auf, der diese Fairness regelt bzw. auf mein Wort ist Verlass ---> also ist weltlicher Zuwachs gut.
In der mormonischen Kultur ist es aber so, dass der Ethos sich primär aus dem Priestertum und der Vollmachtskette ableitet, die sich dann auch gerne mal ändern kann und obendrein auch noch ungleich komplizierter ist: Die Kirche und der Priestertumsführer sagen: "Das Gesetz des Zehnten ist ein Gebot und wer es hält, wird am Grossen und letzten Tag nicht verbrannt werden", Jesus sagt dann auch noch: "Siehe die Witwe, sie hat viel mehr gegeben als alle anderen, die nur einen kleinen Teil ihres Ertrages gegeben haben...." ---> also gebe ich einen Brutto-Zehnten und noch ein grosszügiges Fastopfer obendrauf ---> also werde ich mächtig gesegnet, weil ja in meiner "Scheune" nicht Raum genug sein wird "all den Segen aus des Himmels Türen" zu empfangen --->also betrachte ich jede Form von Einnahme als Erfüllung dieses Segens ---> also ist finanzieller Zuwachs gut und ein Zeichen dafür "dass der Herr mit meinen Entscheidungen zufrieden ist.".
- Die Fülle an Heiliger Schrift und prophetischen Aussagen, denen ich, da sie ja auch heilige Schrift sind, es erlaube, Vollmacht über mein Leben zu haben. Hinzukommt, dass diese Schriften auch eine Prioritätsfolge haben. Das Buch Mormon steht über der Bibel. Lehre und Bündnisse stehen über Buch Mormon und Köstliche Perle (in Bezug auf das Klein-Klein der Lehre und das Praktische in der Glaubensausübung). Die Aussagen der heutigen Propheten stehen über den Aussagen früherer Propheten, zu denen auch die Lehre und Bündnisse gehört.

Dieses Beispiel, über das sjh sich so aufregt, hielt ich für erwähnenswert, weil es, selbst wenn wir nicht alle Details kennen, es ausgesprochen typisch ist. Der Fall WABAG ist ein 1A Beispiel für mormonischen Ethos und wohin er im Extrem führen kann. Übrigens auch das Mountain Meadows Massacre ist auch so erklärbar.

Hier wird mir deutlich klar, warum der Herr nicht will, dass wir andere Götter haben neben ihm und warum er in Bezug auf das ein eifersüchtiger Gott ist. Er will sich nicht reinreden lassen und weiss, dass die Menschen den Boden unter den Füssen verlieren, wenn sie keine einfache Ableitung ethischer Prinzipien aus göttlichem Gesetz machen können.

Bin ich froh, dass ich das (zumindest in Bezug auf mormonische Vorzeichen) hinter mir habe.

Henning

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